Diese verlassene und denkmalgeschützte Villa an der Lembecker Straße in Rhade hat der Profi-Fußballer Marvin Bakalorz (Mitte) erworben und will sie nach seiner sportlichen Karriere mit seiner Familie bewohnen. Daneben Vater Dirk Bakalorz und links Architekt Eberhard Berg.

© Michael Klein

Fußballprofi macht heruntergekommene Villa in Dorsten zum Schmuckstück

rnDenkmalschutz

Die denkmalgeschützte Villa in Dorsten stand lange leer und wurde zum Schandfleck. Nun hat ein bekannter Fußballprofi das historische Anwesen gekauft und lässt es für die Familie herrichten.

Rhade

, 26.07.2020, 19:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Einst ein herrschaftliches Anwesen, sieht das markante Gebäude an der Lembecker Straße seit langen Jahren schwer heruntergekommen aus. Der Garten verwildert, das Haus gespenstisch leer. Ungebetene Gäste hatten vor Jahren einen Dachstuhlbrand verursacht. Kurzum: Den Rhadern war der „Schandfleck“ ein Dorn im Auge, sie hatten Sorge, was noch alles mit der mehr als 100 Jahre alten Villa passieren würde.

Nun steht fest: Es wird hier in der nächsten Zeit eine Menge passieren - und zwar eine Menge Gutes. Denn die Jugendstil-Villa, die schon seit 1986 unter Denkmalschutz steht, wird komplett renoviert und wieder zum architektonischen Vorzeige-Schmuckstück des Dorfes werden.

Kapitän von Hannover 96

Mit dem Fußballprofi Marvin Bakalorz (31) - in der Bundesliga schon für Eintracht Frankfurt und den SC Paderborn tätig und derzeit Kapitän des Zweitliga-Vereins Hannover 96 - hat sich endlich ein Besitzer gefunden, der das stattliche Bauwerk zu neuem Leben erwecken will.

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„Fünf, sechs Jahre würde ich noch gerne auf hohem Niveau Fußball spielen“, sagt der bekannte Fußballer, der in Raesfeld aufgewachsen ist. „Aber es ist mein Wunsch, nach Ende meiner Sport-Karriere mit meiner Familie wieder zurück in die Heimat zu ziehen“, bekennt der frisch gebackene Vater.

Tipp von Vater Dirk Bakalorz

Dass der Zweitliga-Profi gerade auf diese prägnante Villa aufmerksam geworden ist, ist seinem Vater Dirk Bakalorz zu verdanken. Auch der gebürtige Bottroper hat früher in der Bundesliga Fußball gespielt, bei Eintracht Frankfurt, bei Borussia Mönchengladbach, war sogar Mitglied der deutschen Olympia-Auswahl. Er betreibt ein Sportfachgeschäft in Raesfeld und ist mit seiner Frau vor rund fünf Jahren nach Rhade gezogen.

Marvin Bakalorz und Architekt Eberhard Berg vor dem 60 Quadratmeter großen hinteren Anbau, der zur großen Wohnküche mit Panorama-Blick auf den Garten umgestaltet werden soll.

Marvin Bakalorz und Architekt Eberhard Bakalorz vor dem 60 Quadratmeter großen hinteren Anbau, der zur großen Wohnküche mit Panorama-Blick auf den Garten umgestaltet werden soll. © Michael Klein

Als er die heruntergekommene Villa entdeckte, war er schwer angetan. „Das Gebäude hat richtig Charakter, bei mir ist sofort der Funke übergesprungen“, sagt der Vater. Mussten nur noch der Sohnemann und die Schwiegertochter überzeugt werden.

„Meine Frau fand das Haus zwar anfangs etwas gespenstisch“, bekennt Marvin Bakalorz. Aber die Vorteile haben schließlich auch sie überzeugt: Nebenan entsteht grad ein Wohngebiet für andere junge Familien, Kindergarten und Schule sind gut zu erreichen, Einkaufsmöglichkeiten auch.

„Viel ruhiger als in der Stadt“

„Und hier ist es viel ruhiger als in der Großstadt, das ist uns wichtig“, sagt der bodenständige Fußball-Profi, der sich nach seiner Karriere durchaus weitere Tätigkeiten im Fußball-Geschäft vorstellen kann.

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Denkmal-Villa in Rhade wird saniert

Bevor Familie Bakalorz die Villa erwerben konnte, war eine Menge Wasser die Lippe und die Leine hinuntergeflossen. „Die Kaufverhandlungen waren kompliziert, es gab eine große Erbengemeinschaft, die weit verstreut bis nach Rumänien war“, sagt Dirk Bakalorz, der quasi der „Motor“ des Umbau-Projekts ist.

Drei Bauabschnitte geplant

In drei Abschnitten soll das Haus behutsam erneuert werden: Zunächst sind die Außenfassade mit den prägnanten Giebeln und Fenster-Zierelementen samt des Krüppelwalmdaches an der Reihe, dann das Gebäude-Innere, in dem die kleinen Zimmer größere Zuschnitte bekommen und schließlich die Außen- und Grünanlagen, die ebenfalls denkmalgeschützt sind.

Für den Besuchstermin ließ Familie Bakalorz eigens den Weg durch das wild wuchernde Gestrüpp des Vorgartens frei schneiden.

Für den Besuchstermin ließ Familie Bakalorz eigens den Weg durch das wild wuchernde Gestrüpp des Vorgartens frei schneiden. © Michael Klein

Das Grundstück ist 1000 qm groß, die Villa selbst hat zwei Geschosse, die jeweils eine Fläche von 100 qm haben. Hinzu kommt ein 60-qm-Anbau, der damals als Stallung genutzt worden war. „Das wird dann unsere Wohnküche, mit großer Fensterfront und Blick in den Garten“, verrät Marvin Bakalorz.

Denkmalschützer reden mit

Über den Kaufpreis mag er nicht reden. Und was an Umbaukosten auf ihn zukommt, das weiß er noch nicht. „Könnte einiges bei einem so alten Haus zusammenkommen, das wird man erst nach und nach sehen.“ Vor allem, weil bei allen Sanierungsschritten die Denkmalschutzbehörden mitreden werden.

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Einen willkommene Finanzspritze gibt es vom Bund, der den Umbau des Gebäudes aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm mit bis zu 150.000 Euro fördert. Bürgermeister Tobias Stockhoff hatte zuvor bei den hiesigen Bundestagsabgeordneten für die Unterstützung des Vorhabens geworben. „Der Staat hat ein Interesse daran, dass wertvolle Baugeschichte erhalten bleibt“,so Stockhoff.

„Mit zwei Gesichtern“

Mit Eberhard Berg, dessen Büro aus dem „Zentrum für Denkmalpflege Schloss Raesfeld“ hervorgegangen ist, wird ein kompetenter Architekt den Umbau planen. „Ein spannendes Gebäude mit zwei Gesichtern“, sagt er. „Vorne im Richard-Wagner-Stil errichtet, hinten eher schmucklos.“ Das Bauwerk aus dem Jahr 1907 soll mit Verbundfenstern und Innendämmung aktuelle energetische Standards erfüllen, immer mit den Erfordernissen des Denkmalschutzes abgestimmt.

Blick in ein Zimmer im Obergeschoss. Im ganzen Haus ist noch viel zu tun.

Blick in ein Zimmer im Obergeschoss. Im ganzen Haus ist noch viel zu tun. © Michael Klein

Drinnen werden die abgehängten Decken entfernt, einige zwischenzeitliche Fehlentscheidungen korrigiert. „Zum Glück ist noch vieles im Original erhalten“, sagt Eberhard Berg. Etwa die handgemalten Wandmaserungen, fast alle Fenster, die Holzfußböden, das Treppenhaus. Und auch die künstlerisch gestalteten Steinfliesen in den Fluren. „Hoffentlich können wir die erhalten, die sehen toll aus“, sagt Marvin Bakalorz.

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Vater Dirk Bakalorz will ein Baubuch anlegen, das alle Schritte fein säuberlich dokumentiert. Dazu hätte er gerne Infos über die Geschichte des Hauses und hofft dabei auf Unterstützung von Rhader Heimatkennern. „Ich habe kaum schriftliche Informationen oder Fotos aus der Vergangenheit der Villa“, würde sich auch Architekt Eberhard Berg über alte Dokumente freuen. Hinweise per Mail an d.bakalorz@web.de