Franziskanerkloster in der Innenstadt von Dorsten soll bald zum Denkmal erklärt werden

© Robert Wojtasik

Franziskanerkloster in der Innenstadt von Dorsten soll bald zum Denkmal erklärt werden

rnDenkmalschutz

Es ist erst gut 40 Jahre alt - dennoch soll das Franziskanerkloster in der Dorstener Innenstadt unter Denkmalschutz gestellt werden. Das hätte auch Auswirkungen auf die dortige Ladenpassage.

Dorsten

, 02.01.2020, 04:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es sieht alles danach aus, als würde mitten in der Fußgängerzone demnächst ein weiteres Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden - und zwar das erst gut 40 Jahre alte Franziskanerkloster in der Lippestraße. Der Stadt liegt ein dementsprechendes Gutachten der Denkmalschutzfachstelle des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe vor - und die Verwaltung wird dieser Experten-Einschätzung folgen.

Wie Planungsamtsleiter Marc Lohmann in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses erklärte, will die Stadt der Politik nach den Abstimmungsgesprächen die Eintragung des Konvents-Ensembles (Kirche, Wohnungen und ehemalige Ladenzeile) in die Denkmalliste vorschlagen. Das hätte allerdings nur protokollarische Bedeutung: Wie in ähnlich gelagerten Fällen (zuletzt beim Dorstener Rathaus) könnten die Politiker - selbst, wenn sie es wollten - die Unterschutzstellung nicht verhindern.

Nicht mehr alles erlaubt

Die Eintragung als Denkmal hätte sicherlich Auswirkungen auf die derzeit leer stehenden Tunnelpassage, die an das Kloster angrenzt und ebenfalls im Eigentum des Ordens ist. Marc Lohmann sprach von einem „Erlaubnisvorbehalt“, den die Denkmalschutzbehörde dann künftig habe. Sprich: Künftige Nutzungen müssen mit dem Denkmalschutz in Einklang stehen. Größere bauliche Veränderungen sind dann nicht mehr statthaft.

Die Ladenpassage steht seit Ende November leer. Darüber: das Wohngebäude der Franziskaner.

Die Ladenpassage steht seit Ende November leer. Darüber: das Wohngebäude der Franziskaner. © Michael Klein

Das hat auch die Stadt bereits zu spüren bekommen. Denn ursprünglich waren der geplante Rückbau der Dächer der früheren Zeeman-Filiale und des Passagen-Tunnels zur Klosterstraße Teil der Überlegungen des Stadtumbau-Programms „Wir machen Mitte“. „Doch als wir von den Denkmalschutzbestrebungen erfahren haben, haben wir diese Pläne nicht mehr weiterverfolgt“, so Lohmann gegenüber unserer Zeitung.

„Verbots-Leerstand“ drohe nicht

Die Stadt habe erste Gespräche mit den überörtlichen Fachbehörden geführt, wie man künftig mit der Passage umzugehen habe, wenn das Kloster zum Denkmal wird. Marc Lohmann nahm in der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses den Politikern die Sorge, dass hier auf Dauer ein „Verbots-Leerstand“ drohe. Die frühere Ladenzeile könne nach Absprache weiterhin als Einzelhandelsfläche vermietet werden. Aber auch andere Ansiedlungen seien denkbar, unter der Voraussetzung, dass die frühere Nutzung in gestalterischer Hinsicht weiterhin „ablesbar“ sei.

„Urbane Nutzung möglich“

CDU-Sprecher Rainer Thieken hoffte im Ausschuss, dass eine „urbane Nutzung“ der Passage künftig auch abseits vom Einzelhandel möglich sein, getreu dem Franziskaner-Gedanken, „etwas für die Menschen zu machen“. Rainer Heimann (SPD) erklärte: „Wir müssen genau hingucken, dass wir den Bereich trotz Denkmalschutz weiter städtebaulich vernünftig nutzen können.“

Dass das Kloster in den Fokus der Denkmalschützer gerückt ist, hat nach Angaben von Planungsamtschef Marc Lohmann folgenden Hintergrund: Das Land NRW hatte vor ein paar Jahren die Fachbehörde des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe damit beauftragt, eine Inventarisierung der Sakralbauten zu erstellen, die in der Nachkriegszeit in Westfalen entstanden sind. Unter den 1200 Objekten, die dabei besichtigt und bewertet wurden, gehörten auch Bauten aus Dorsten.

Ein besonderes Beispiel

Das Franziskanerkloster in der Lippestadt, das Ende der 1970er-Jahre auf dem verbleibenden Teil-Grundstück des früheren Klosterkomplexes errichtet wurde (der andere Teil wurde damals an die Kaufhaus-Kette Woolworth verkauft), wurde dabei als besonderes Beispiel herausgestellt.

Aus drei Gründen: Neue Klöster wurden in der Nachkriegszeit nur selten errichtet, noch seltener mitten im Geschäftsgeschehen in baulicher Verbindung mit Einzelhandel, außerdem wurde das Ensemble vom hiesigen Architekten Prof. Manfred Ludes entworfen, der vor allem im Bistum Münster zu den bedeutendsten Sakralbau-Architekten der Nachkriegszeit gezählt wird.