Erst veröffentlicht, dann gelöscht Foto entlarvt einen Gast beim AfD-Stammtisch in Dorsten

Foto entlarvt einen Gast beim AfD-Stammtisch in Dorsten
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Es war das erste Stammtisch-Treffen des Jahres der AfD in Dorsten. Die Lokalität, deren Name wie gewohnt nicht öffentlich gemacht wurde, war „bis auf den letzten Platz ausgelastet“. Der Vorsitzende der LWL-Fraktion war gekommen, außerdem „Gäste aus Bochum, Recklinghausen und Sympathisanten aus Bottrop“.

Das schrieb Partei-Chefin Simone Paulsen am Samstag auf der Facebook-Seite des AfD-Stadtverbandes. Es wurde „miteinander diskutiert, geplauscht und gespeist“ - und es wurde ein Foto gemacht. Das zeigt Paulsen mit einem namentlich nicht genannten Mann.

Etwa 24 Stunden später ist das Bild gelöscht worden. „Es gibt einfach vorteilhaftere als dieses“, teilte Paulsen auf Anfrage mit. Möglicherweise wollte die Partei aber auch die Gesinnung des Mannes vertuschen.

Denn auf seiner Lederweste war das Zeichen „1 %“ zu erkennen. Der Aufnäher ist ein Symbol, mit dem vor allem Rocker zeigen wollen, dass sie zu den Gesetzlosen („Outlaws“) gehören. In Deutschland ist „1 %“ unter anderem auf Kutten der „Bandidos“ zu sehen.

Lederjacke der Bandidos
Auch auf Jacken und Kutten der „Bandidos" ist das „Outlaw"-Zeichen zu sehen. © picture alliance / dpa

Ein Zeichen der Gesetzlosen

Das geht zurück auf Ausschreitungen bei einer Biker-Veranstaltung Ende der 1940er-Jahre in den USA. Daraufhin hatte die American Motorcyclist Association erklärt, dass 99 Prozent der Motorradfahrer rechtschaffend seien. Ein Prozent aber nicht.

Bei dem Gast, der am vergangenen Freitag „spontan zu unserem Stammtisch kam“, handelt es sich laut Paulsen um ein AfD-Mitglied aus Bochum. „Er war in der Gegend mit seinem Motorrad unterwegs und hat uns kurz besucht.“ Für ein Foto hat die Zeit allerdings gereicht. Doch das ist mittlerweile durch ein schlichtes Partei-Logo ersetzt worden.

In Bochum hatte es für die AfD im vergangenen Jahr eine Menge Ärger gegeben. Die fünfköpfige Ratsfraktion war im Frühjahr aus der Partei ausgetreten und macht nun unter dem Namen „Fraktion für Bochum“ Politik. Begründung: Ein moderater und konservativer Kurs sei in der AfD immer weniger durchzusetzen gewesen.

Auch in Dorsten verlief die Zeit seit der Kommunalwahl 2020 für die Rechtspopulisten durchaus turbulent. Ein Mitglied der Fraktion reichte seinen Rücktritt ein, nachdem er bei einer Demonstration eine Schutzmaske mit der Aufschrift „Corona-Diktatur“ trug. Der ehemalige Bürgermeister-Kandidat Marco Bühne trat ebenfalls aus, blieb aber im Stadtrat. Seit Jahresbeginn ist er wieder in der Fraktion.

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