Extraschicht in Dorsten Viel Musik, viel Artistik und am Ende tanzte auch der Himmel

Viel Musik, viel Artistik und am Ende tanzte auch der Himmel
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Luis (ungefähr 12 Jahre alt) und seine große Schwester Amelie (wohl 15 oder 16) entstiegen auf dem großen Parkplatz neben dem Hervester Leo mit ihren Eltern einem Skoda Kombi mit Gelsenkirchen Kennzeichen. Auf dem Weg zum Creativ-Quartier war das Geschwisterpaar angesichts des maroden Kesselhauses und des an diesem Abend geschlossenen Begegnungszentrums zunächst skeptisch: „Wenn es hier langweilig wird, fahren wir aber schnell woanders hin“, versicherte sich der Junge bei seiner Mutter. Doch das war überhaupt nicht nötig.

Die Familie aus Gelsenkirchen gehörte zu den vielen Besuchern, die am Samstag das Creativ-Quartier Fürst Leopold ansteuerten, das auch in diesem Jahr beliebter Spielort der „Extraschicht“, die im gesamten Ruhrgebiet stattfindet. Der warme Juni-Abend lockte schon zu Veranstaltungsbeginn viele Dorstener und auch eine Menge auswärtiger Gäste auf das Industriekultur-Gelände, wo sie um 18 Uhr zum musikalischen Einstieg vom Folk-Pop-Duo „Ouwe“ an der Maschinenhalle begrüßt wurden.

Angesichts der schweißtreibenden Temperaturen war die Publikumsresonanz drinnen an einigen Veranstaltungsorten zunächst etwas verhalten. Doch auch im Tisa-Archiv ließen sich im Laufe des Abends immer mehr Besucher zu Führungen durch die dortigen Ausstellungen animieren oder sich von der Live-Präsentation dreier Ebru-Malerinnen begeistern, die kunstvoll Papier in einem Farbbad marmorierten.

Drohnen-Show
Die Drohnen bildeten bei ihrer Himmels-Show auch das Bergbau-Motiv mit Schlägel und Eisen nach. © Michael Klein

Hier gab es Jazz mit der Band „besthoff 5“, während auf der anderen Straßenseite im Vinylcafe Schwarzes Gold die punkige Formation „Tisch 17“ und die Cover-Band „HotShot“ den Laden rockten. Gute Stimmung auch im „grünen“ Teil der Maschinenhalle, wo es die Hofkapelle des Musikers namens „Kaiser Franz“ lautstark dröhnen ließ, während nebenan die Mitglieder des Bergbauvereins regelmäßig die schwarze Dampfmaschine in Bewegung setzten - auch Luis aus Gelsenkirchen war von diesem monströsen Stück Technik-Geschichte augenscheinlich schwer begeistert.

Inzwischen waren draußen gefühlt immer mindestens 1000 Menschen unterwegs, flanierten zu den gastronomischen Ständen - und zu einigen Mietern, die sich im Creativ-Quartier angesiedelt haben und über Angebote informierten. Lange Schlangen bei „Cookies Veggies“, deren veganes Gyros ratzfatz ausverkauft war, lange Schlangen auch beim Escape-Room „Geheimdepot Dorsten“, das um 22 Uhr schon 750 „Schnupper-Gäste“ in seinen Abenteuer-Spielräumen begrüßen durfte - auch Amelie aus Gelsenkirchen hatte sich mit ihrer Familie für einen Gutschein angestellt.

In der Kaue gab es nicht nur vom Verein „Visuell-Virtuell“ organisierte Kunst - denn Anna Abrams führte jeweils zur vollen Stunde in der hohen Halle eine Seilartistik-Show auf, bei denen den Zuschauern ein ums andere Mal der Atem stockte. Und auch was Janna Wohlfarth draußen auf der Platanenallee an akrobatischen Tricks und sportlichen Finessen präsentierte, war atemberaubend - die frühere Einrad-Weltmeisterin und inzwischen weltweit als (Zirkus-)Artistin tätige gebürtige Dorstenerin hatte ihr Publikum voll im Griff.

Kaiser Franz
"Kaiser Franz" und seine Hofkapelle rockten vor dem Leopold-Regal die Maschinenhalle. © Michael Klein

Restlos besetzt waren die Plätze bei den beiden Auftritten des Rockorchesters Oberhausen in der Traumfänger-Galerie vor und nach dem Himmelsspektakel, das sich um 22.45 Uhr über dem Zechengelände abspielte. Nach Anbruch der Dunkelheit rückte das illuminierte und hundertfach fotografierte Fördergerüst in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: Dutzende beleuchtete Drohne tanzten am Firmament, schlossen sich zu unterschiedlichsten Motiven zusammen, bildeten sogar Schlägel und Eisen sowie den Förderturm nach.

Alles andere als langweilig

In Form des bunten Schriftzugs „Glück Auf“ entließen die Fluggeräte die Schaulustigen in die letzten Stunden der Dorstener Extraschicht. Sogar ein Skoda Kombi mit Gelsenkirchener Kennzeichen stand übrigens auch nach Ende der Drohnen-Show noch auf dem Parkplatz neben dem Leo: War wohl alles andere als ein langweiliger Abend in Dorsten gewesen.

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