
© Michael Klein
Ex-Kumpel will an alter Zechenbahn in Dorsten imposantes Denkmal auf die Schiene setzen
Zechenbahn
Die Zechenbahnbrücke in Dorsten liegt Winfried Witteberg sehr am Herzen. Nun sucht der Ex-Kumpel Mitstreiter für eine aufsehenerregende Idee, die er dort auf die Schiene stellen will.
Die alte Gleistrasse quer durch die Kolonie ist längst zum Radweg umfunktioniert worden. Und auch auf der inzwischen umgebauten und strahlend blau angestrichenen ehemaligen Zechenbahnbrücke erinnert nichts mehr an die Zeit, als hier das „schwarze Gold“ vom ehemaligen Bergwerk Fürst Leopold Richtung Kohlehafen transportiert worden ist. Diese Vergangenheit will Winfried Witteberg wieder anschaulich machen - mit einer aufsehenerregenden Idee.
Beste Voraussetzungen
Seinen Geistesblitz hatte der 61-Jährige im September beim großen Bürgerfest zur Wiedereröffnung der gut fünf Jahre gesperrten Zechenbahnbrücke. „Vor der Brücke müsste man eine alte Lok mit zwei, drei Kohlewaggons aufstellen“, hat sich der Hervester, der 40 Jahre lang für die Ruhrkohle AG tätig war, damals überlegt. „Die Voraussetzungen hier sind bestens.“
Denn zwischen der Hervester Wasserstraße und der Zechenbahnbrücke liegt noch auf einer Länge von 70 Metern das alte Gleisschotterbett, es ist zwar von Strauchwerk überwuchert, „den Bereich könnte man aber wieder freischneiden und aufschottern“, sagt Witteberg. Etwas aufwendiger wären die nächsten Schritte.
Mit Geschichtstafel
Da die Schienen schon vor Jahren abgebaut worden sind, müssten nämlich Schwellen und Gleise angeschafft werden, „die können ruhig gebraucht sein“. Am Anfang und am Ende jeweils ein Prellbock samt einer Geschichtstafel, weil: „Vor allem die jungen Leute wissen doch schon jetzt nicht mehr, dass hier ab 1930 mehr als 70 Jahre die Zechenbahn unterwegs war“, so Witteberg, der sich in den vergangenen Jahren immer wieder auch öffentlich für eine ordentliche Instandsetzung der Zechenbahnbrücke stark gemacht hatte.
Suche nach Kohlewaggons
Krönung des imposanten Ganzen soll das „Industriedenkmal Zechenbahn“ werden: eine Lok und zwei, drei Waggons. „Die originalen Kohlewagen gibt es zwar nicht mehr, aber vielleicht kann die Ruhrkohle AG uns helfen, ähnliche offene Güterwagen zu finden“, hofft der 61-Jährige. Eine geeignete Lokomotive hat er schon im Auge. Denn auf dem Gelände des Gleisbaubetriebs Bugdoll im Gewerbegebiet Dorsten-Ost steht eine alte, nicht mehr funktionstüchtige Zugmaschine, „die hätte ich gerne“.

Diese alte Lok, die auf dem Gelände der Firma Bugdoll an der Hafenbahn steht, hat der Hervester ins Auge gefasst. © Michael Klein
Das massive blaue „Schätzchen“ war, das verrät die Seiten-Aufschrift, früher bei den Ford-Werken in Köln im Einsatz. „Die Lok müsste nur umlackiert und neu beschriftet werden“, sagt Wittekind. Dieselmotor und Dieseltank wären nicht mehr nötig. „Solche Maschinen hat die RAG früher auch eingesetzt.“
Firmenchef Michael Bugdoll würde die Lok, die er vor ein paar Jahren erhalten, aber nicht mehr über den TÜV bekommen hat, gerne abgeben für den tagesaktuellen Schrottwert. „Die steht hier auf der Hafenbahnschiene eh nur im Weg herum“, betont er. Er findet den Plan von Witteberg interessant. „Es dürfte aber ein Riesenaufwand werden, die 60-Tonnen-Lok per Schwertransport nach Hervest zu bewegen.“
Leitungen im Boden
Winfried Witteberg weiß, dass noch ein Menge Vorarbeit nötig ist. „Das muss ja alles von den Behörden bis ins Kleinste geprüft und genehmigt werden.“ Zudem braucht er grünes Licht von den Versorgungsunternehmen RWW und Open Grid, weil links und rechts der Schotterbettes eine Gas- beziehungsweise eine Wasserleitung im Boden liegt.
Der 61-Jährige, der als Elektriker, Fördermaschinist und bis zum frühzeitigen Ruhestand im Personalbereich der RAG beschäftigt war, sucht nun Unterstützer, die das Projekt mit vorantreiben. Auf der letzten Sitzung der Hervest-Konferenz hat er viel Applaus für seine Idee bekommen, auch der Vorstand des Bergbauvereins, in dem der 61-Jährige Mitglied ist, will ihn unterstützen.
„Spannendes Projekt“
Mit im Boot wäre auch der Eisenbahnverein „On Wheels“. „Wir würden unsere Erfahrungen und Kontakte gerne mit einbringen“, so Vorsitzender Manfred Diekenbrock gegenüber unserer Zeitung. „Das könnte ein ähnlich spannendes Projekt wie der Nachbau des Lippeschiffes Aak werden, das jetzt am Atlantis steht.“
Initiator Winfried Witteberg geht jeden Tag zur Zechenbahnbrücke. „Seitdem sie wieder geöffnet wurde, ist vor allem an Wochenenden die Hölle los“, hat er beobachtet. „Ein Industriedenkmal gleich nebenan wäre eine gute Werbung für die Stadt“, sagt er. Die möglichen Kosten dafür beziffert er auf eine fünfstellige Summe. Auf der Hervest-Konferenz kam der Vorschlag, dass beim Spendenverein „Dorsten dankt Dir“ die finanziellen Fäden zusammenlaufen könnten.
Hoffen auf Arbeitsgruppe
Winfried Witteberg hofft, dass sich schnell eine Arbeitsgruppe bildet, mit der er zügig die Gespräche mit der Stadt aufnehmen kann. „Das soll nämlich nicht auch ein 61-Monats-Projekt werden“, betont er. So lange hatten die Dorstener Bürger damals auf die Wiedereröffnung der gesperrten Zechenbahnbrücke warten müssen.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
