
© dpa
Erwachsene Impfmuffel sollten gerade Priorität haben, nicht Kinder
Meinung
Die Politik prescht vor und weitet das Impfangebot für Kinder aus. Der Preis ist hoch: Die STIKO ist diskreditiert. Priorität sollten ohnehin erwachsene Impfmuffel haben, meint unser Autor.
Mit der Ausweitung des Impfangebots für 12- bis 17-Jährige durch den Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Länder dürfte zunächst wieder etwas Schwung in die stockende Impfkampagne kommen. Das lässt sich ganz gut in Nordrhein-Westfalen beobachten, wo die Landesregierung einen solchen Beschluss schon vor zwei Wochen gefasst hat und wo fast jeder Vierte zwischen 12 und 17 Jahren mindestens einmal geimpft ist.
Aber zu welchem Preis? Dass die Politik hier vorgeprescht ist und eine angekündigte Entscheidung der Ständigen Impfkommission nicht abgewartet hat, könnte sich noch als kontraproduktiv herausstellen. Die STIKO als unabhängiges Experten-Gremium ist erst einmal diskreditiert.
Großer Andrang bei dezentralen Impfaktionen
Statt jetzt bei den Kindern aus Tempo zu drücken, sollte man sich intensiver um volljährige Impfmuffel bemühen. Die immer noch zahlreichen ungeimpften Erwachsenen sind nicht alle notorische Impfgegner oder schwer zu überzeugende Angsthasen.
Das zeigt der große Andrang bei dezentralen und niedrigschwelligen Impfaktionen, die mittlerweile an fast jedem Wochenende auch im Kreis Recklinghausen stattfinden. In Marl wird im Einkaufszentrum geimpft, in Castrop-Rauxel mit Event-Charakter in einem Gefängnisbus auf dem Marktplatz. Auch Dorsten stünde so eine Impfaktion gut zu Gesicht.
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
