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E.ON will 1.200 Euro von Hannelore Komberg - aber die Wohnung ist leer
E.ON
Rund 1.200 Euro Stromkosten hat E.ON vom Konto der Dorstenerin Hannelore Komberg abgebucht. Die Rentnerin fiel aus allen Wolken: Denn die Wohnung zum Zähler steht seit einem Jahr leer.
Hannelore Komberg ist 81 Jahre alt und lebt in Dorsten-Lembeck im Erdgeschoss ihres Hauses. Bis Dezember 2020 wohnte ein Mieter in der Wohnung über ihr, doch nach seinem Umzug fand Hannelore Komberg keinen passenden Nachmieter. Seitdem steht die Wohnung leer. Und seitdem fehlen der Rentnerin die Mieteinnahmen, um über die Runden zu kommen.
Der Strom für die Mietwohnung läuft über einen eigenen Zähler im Keller. Den ließ Hannelore Komberg nicht abbauen, weil sie im Dezember 2020 hoffte, noch einen Mieter zu finden. Und weil sie die Kosten für Abbau und Wiedereinbau des Zählers scheute. So vereinbarte sie mit E.ON, dass sie 10 Euro Grundpreis pro Monat zahlt. Das Geld wurde monatlich abgebucht.
„Ich habe das gar nicht ernst genommen“
Doch im Dezember 2021 schickte ihr E.ON eine Rechnung über 1.191,51 Euro für angeblich verbrauchte 3.893 Kilowattstunden. „Ich habe das gar nicht ernst genommen“, gesteht Hannelore Komberg - auch weil in einem weiteren E.ON-Schreiben wenige Tage später davon keine Rede mehr war. Sondern nur davon, dass sich der Grundpreis von 10 auf 12 Euro erhöhe.
Doch dann wurden im Januar fast 1.200 Euro von Hannelore Kombergs Konto abgebucht. „Als das vom Konto abgezogen wurde, da wurde ich aber helle“, sagt die 81-Jährige. Sie wandte sich an E.ON und an ihre Bank und ließ das Geld zurückbuchen.
Der Fehler ist offensichtlich: E.ON ging zum 1. Dezember 2020 von einem Zählerstand von 39 Kilowattstunden aus. „Ablesung Kunde“, steht dazu in der Abrechnung. Am 31. Dezember 2020 wird der Zählerstand mit 3.930 Kilowattstunden angegeben, geschätzt durch Messstellenbetreiber Westnetz.
Herd zeigt die Uhrzeit an
Seitdem sind gerade mal 2,4 Kilowattstunden dazu gekommen. Denn wie gesagt: Die Wohnung steht leer. Einzig in der Küche ist ein Herd ans Stromnetz angeschlossen, der die Uhrzeit anzeigt, aber sonst nicht benutzt wird. „Und im Keller mache ich ab und zu die Lampe an, um die Zähler abzulesen“, sagt Hannelore Komberg.
Bei der E.ON-Hotline habe man eingesehen, „dass ich nicht in einem Monat so viel hätte verbraten können“, sagt Komberg. Andererseits habe ihr eine Dame auch geraten, schon mal 150 Euro anzuzahlen: als „Geste des guten Willens“. Das machte Hannelore Komberg ziemlich wütend.
„Bitte überweisen Sie den Gesamtbetrag“
In dieser Woche hat E.ON sie erneut angeschrieben. „Wir haben versucht, den Betrag in Höhe von 1.203,51 Euro (...) abzubuchen. Die vorgelegte Lastschrift wurde leider nicht eingelöst. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir die uns berechneten Kosten der Rücklastschrift in Höhe von 4 Euro an Sie weitergeben. Bitte überweisen Sie den Gesamtbetrag von 1.207,51 Euro bis zum 18. Februar.“ Sie sei nun so weit, einen Anwalt einzuschalten, sagt Komberg, die über dieses Verhalten verärgert ist.
E.ON-Sprecher Mario Leikorp teilte am Mittwoch auf Nachfrage mit: „Das Wichtigste vorab: Für die Kundin ist bereits alles geklärt und sie braucht nichts weiter zu unternehmen.“ Leider sei es zu einem Übermittlungsfehler gekommen. „Wo dieser aufgetreten ist, kann nicht mehr nachvollzogen werden“, so Leikorp. „Generell müssen wir uns auf die Daten verlassen und so abrechnen, wie es uns vom jeweils zuständigen Netzbetreiber übermittelt wird.“
„Für Unannehmlichkeiten entschuldigen wir uns“
Leikorp: „Da Frau Komberg den zunächst abgerechneten Zählerstand in unserer Bestätigung des Leerstands zudem nicht moniert hat, waren wir zwischenzeitlich davon ausgegangen, dass dieser korrekt ist. Für die Unannehmlichkeiten entschuldigen wir uns.“
Hannelore Komberg erhalte nun eine Rechnungskorrektur. Was die Rentnerin ein bisschen beruhigt. Aber sie denkt, dass einige in ihrer Situation vielleicht anders reagiert hätten: „Hätte ich das jetzt stillschweigend bezahlt, hätte kein Hahn mehr danach gekräht.“
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
