
Für sein Büro hat Bürgermeister Tobias Stockhoff ein Klimagerät, das er aber nur selten nutzt. Es abzuschaffen, wird nicht reichen, um die deutlich gestiegenen Energiekosten im Rathaus signifikant zu senken. © Montage: Martin Klose
Energiekrise: Millionenkosten für Dorsten - muss der Bürgermeister noch mehr schwitzen?
Gas- und Strompreise
Die Energiekrise wird die Stadt Dorsten Millionen kosten. Der Bürgermeister wird vielleicht auf sein Klimagerät verzichten, und im Winter im Rathaus womöglich die Heizung heruntergedreht.
An besonders heißen Tagen schaltet Dorstens Bürgermeister das Klimagerät in seinem Büro an. So bewahrt Tobias Stockhoff bei der Arbeit einen kühlen Kopf, und Gespräche an dem langen Besprechungstisch auf der anderen Raumseite werden zumindest durch die Raumtemperatur nicht zusätzlich aufgeheizt.
Erstmals in diesem Jahr das Klimagerät benutzt
„Das Klimagerät mit einer zusätzlichen umweltschonenden Wasserkühltechnik war ab Dienstagmittag wegen der Temperaturen um 40 Grad erstmalig in diesem Jahr im Einsatz“, bestätigte Stockhoff am Mittwoch. „In den letzten Jahren lief es durchschnittlich an fünf bis zehn Tagen pro Jahr.“ Doch selbst mit dem gelegentlichen Wohlfühlklima in der Chefetage könnte es bald vorbei sein.
Denn die Stadt Dorsten rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Millionenloch im Haushalt. Nach dem OVG-Urteil zu den Abwassergebühren, das nach Schätzungen von Kämmerer Karsten Meyer mit zwei bis drei Millionen Euro zu Buche schlägt, werden sich auch die gestiegenen Preise für Gas und Strom bemerkbar machen.
„Die Energiekosten sind im Vergleich zum vergangenen Jahr drastisch gestiegen“, bestätigte Stadtsprecher Christoph Winkel. „Insbesondere im Gasbereich reden wir von einer Vervielfachung. Insgesamt gehen wir von Mehrkosten in Höhe von zwei Millionen Euro und mehr pro Jahr aus.“
Arbeitsgemeinschaft soll Energiepotenziale entwickeln
Da ist - wieder mal - Sparen das Gebot der Stunde. Eine denkbare Option könnte sein, die Raumtemperatur in den Amtsstuben im Winter herunterzuschrauben. „Darüber wird nachgedacht“, sagt Winkel, „aber auch über einiges mehr.“
Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg optimiert die Stadt Dorsten aus ökologischen und ökonomischen Gründen den Energieverbrauch - bei der Straßenbeleuchtung und bei der Heizungs- und Lüftungstechnik zum Beispiel. „Hier sind wir an bestimmten Stellen bereits an die Grenzen des technisch und rechtlich Möglichen gegangen“, glaubt Winkel.
Unter dem Eindruck der sich rasant verteuernden Preise für Gas und Strom hat sich bei der Stadtverwaltung eine Arbeitsgemeinschaft aus verschiedenen Fachbereichen gebildet, die zusätzliche Einsparpotenziale in den Blick nimmt. „Aktuell wird für jedes städtische Gebäude zusammengestellt, welche Möglichkeiten dort zusätzlich bestehen“, betont Winkel.
Stadt will Abhängigkeit vom Gas reduzieren
Außerdem soll die Gruppe mittel- und langfristige Ansätze entwickeln, wie zum Beispiel durch andere Heiztechnik, bessere Lüftungstechnik sowie eine Erhöhung der eigenen Energieproduktion etwa durch Photovoltaikanlagen, die Abhängigkeit von Gas reduziert werden kann.
Zurück zum Klimagerät des Bürgermeisters: Es hat eine Leistungsaufnahme im ECO-Modus von rund 450 Watt, wenn es durchlaufen würde. „Das ist natürlich nicht der Fall, da das Kälteaggregat immer wieder zwischendurch abschaltet und nur noch der Lüfter läuft“, sagt Tobias Stockhoff. Und außerdem: „Der Energieverbrauch einer Klimaanlage im Auto ist höher.“ Die hat fast jeder Wagen mittlerweile.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
