
© Robert Wojtasik
E-Mail von Dorstens Bürgermeister wurde der AfD zugespielt
„Leck“ im Rathaus?
Eine E-Mail von Dorstens Bürgermeister an die Ratsfraktionen ist bei der AfD gelandet. Die freut sich über ihre „vielfältigen Kontakte“, kritisiert aber den Inhalt.
Die Einladung der AfD zum „Bürgerdialog“ am 17. September in der Aula des Gymnasium Petrinum hat Bürgermeister Tobias Stockhoff in der vergangenen Woche, wie vom Veranstalter gewünscht, an die Ratsfraktionen weitergeleitet. Allerdings nicht kommentarlos. Der Bürgermeister hat nun Redebedarf.
Grundsätzlich keine Einladungen mehr verschicken?
Stockhoff möchte, so steht es in der E-Mail, in der nächsten Sitzung des Ältestenrates darüber beraten, ob die Stadtverwaltung überhaupt keine Einladungen von politischen Parteien und Gruppen mehr weiterleitet. Im Ältestenrat kommen regelmäßig die Fraktionsvorsitzenden und die Verwaltungsspitze zusammen.
Mit anderen Worten: Bevor das Bürgermeisterbüro künftig auch Einladungen der AfD aus Gründen der Gleichbehandlung weiterleiten muss, möchte Stockhoff wohl lieber für keine Partei mehr den Postboten spielen. Auf Nachfrage bestätigte der Bürgermeister dies, gab sich ob des vermeintlichen „Lecks“ aber betont gelassen.
„Ich habe die Mail an die Fraktionsvorsitzenden und die beiden fraktionslosen Ratsmitglieder Wilhelm Zachraj (Linke) und Thomas Schöller (UBP) geschickt“, sagte Stockhoff. Er gehe davon aus, dass seine E-Mail womöglich an andere Ratsmitglieder weitergeleitet wurde, wisse außerdem, dass auch das Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ auf diesem Weg informiert wurde.
Wie allerdings die AfD davon erfahren konnte, bleibt unklar. Ebenso, ob nicht auch andere, womöglich deutliche brisantere Inhalte gestreut werden könnten.
„Auf verschiedenen Wegen von der Mail erfahren“
AfD-Sprecher Marco Bühne („Es bestehen vielfältige Kontakte auf persönlicher Ebene“) behauptet, er habe „aus dem Rathaus auf verschiedenen Wegen“ von der „aufgeregten bürgermeisterlichen Mail“ erfahren. Und er kritisiert: „Welches Demokratieverständnis steckt dahinter, wenn Einladungen politischer Parteien nur dann generell weitergeleitet werden, solange diese sich allesamt innerhalb des eigenen Meinungskorridors bewegen?“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
