
© Claudia Engel
Dramatische Zahlen: Immer mehr Wohnungslose suchen in Dorsten Hilfe
Wachsende Obdachlosigkeit
Immer mehr Menschen sind in sozialen Schwierigkeiten. 293 Dorstener, so viele wie nie zuvor, suchten die Wohnungslosenhilfe auf. Das hat gesellschaftspolitische und persönliche Gründe.
Die Wohnungslosenhilfe des Verbandes Evangelischer Kirchengemeinden legt alljährlich ihre Statistik mit Hintergrunderläuterungen vor. Für das Jahr 2019 zeichnet die Beratungsstelle folgendes Bild: 293 Dorstener suchten danach die Hilfe in der Beratungsstelle - und damit so viele Menschen wie nie zuvor.
Vanessa Greef-Groß und Lena Reinmuth, die beiden Beraterinnen, wissen, dass sich hinter den nackten Zahlen neben wirtschaftlich schwierigen Lagen oft großes privates und seelisches Elend verbirgt.
222 Menschen hatten keine Wohnung
222 der Ratsuchenden hatten im Berichtsjahr keinen Mietvertrag, waren also obdachlos. Die Gründe, warum Menschen keine eigene Wohnung (mehr) haben, sind vielfältig. Sie können persönlicher Natur sein. Es könnte aber auch daran liegen, dass es günstigen und bezahlbaren Wohnraum nicht in der Größenordnung gibt, wie er in Dorsten vonnöten wäre.
Die beiden Beraterinnen schreiben, dass „weiterer Wohnraum unsere Hilfen unkomplizierter gestalten würde. Kleine Wohnungen sind für unser Klientel schwierig zu bekommen. Eine negative Schufa-Auskunft ist oft das Ausschlusskriterium. Und Sucht und psychische Auffälligkeiten gestalten
die Hilfe weiterhin schwierig.“
Die meisten Klienten sind seelisch krank
Auffallend sei, dass die Mehrheit der Klienten eine diagnostizierte psychische Erkrankung vorweist. „Dies erschwert Beratung und Begleitung. Es kam zu Zwangseinweisungen, der sozialpsychiatrische Dienst wurde im Jahr 2019 mehrmals zu Rate gezogen. Häufig sind dabei Drogen- und Alkoholmissbrauch
ausschlaggebend“, fassen die Beraterinnen zusammen.
Besonders schwierig gestaltet sich aus Sicht der Wohnungslosenhilfe die Arbeit mit jungen Erwachsenen: „Sie ist sehr intensiv und die Beratung schwer zu strukturieren“, heißt es. Im Jahr 2019 wurden 22 Menschen unter 20 Jahren und 58 Menschen unter 27 Jahren begleitet. „Die Zahlen junger Menschen im Hilfesystem sind dramatisch hoch“, kommentieren Vanessa Greef-Groß und Lena Reinmuth die Lage.
81 Frauen gehören mit zur Gruppe der Betreuten
Die hohe Zahl von Frauen unter den Ratsuchenden bereitet den beiden ebenfalls Sorgen. 81 seien es gewesen, die vor allem Begleitung beim Besuch der Jobcenter, bei der Wohnungssuche und Hilfe in privaten Belangen benötigen. Als Erfolg können die beiden Beraterinnen deshalb die guten Kontakte zu einigen privaten Vermietern verbuchen. Mithilfe ihrer Angebote habe es geklappt, 25 Menschen eine Unterkunft auf dem freien Wohnungsmarkt zu vermitteln.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
