
© Stefan Diebäcker
Das letzte Weihnachten in Dorstens Stadtkirche vor der Renovierung
St. Agatha
Für die Gemeinde St. Agatha wird es das letzte Weihnachtsfest in der „alten“ Kirche sein. Ab Ostern wird Dorstens Stadtkirche saniert. Auch für den Pfarrer erfüllt sich ein frommer Wunsch.
Als Dr. Stephan Rüdiger das erste Mal in die Kirche St. Agatha kam, war seine Berufung zum Pfarrer von Dorstens Innenstadt-Gemeinde noch nicht offiziell. Der erste Eindruck von „seiner“ Kirche war allerdings verheerend. „Dunkle, schmutzige Wände starrten mich an, und ich wusste: Wenn ich hier Pfarrer werde, muss etwas geschehen.“
Zwei Jahre später erfüllt sich der Wunsch des Pfarrers, den er vermutlich nicht alleine hegte. Die St.-Agathakirche wird ab Ostern umfassend saniert. „Sie ist so etwas wie eine Identifikation im Stadtbild“, sagt Stephan Rüdiger, „aber hier finden auch gesellschaftliche Veranstaltungen statt.“ Und im Zuge der vom Bistum Münster geplanten Neustrukturierung der pastoralen Räume werde das Dekanat Dorsten mit der Innenstadtgemeinde eine zentrale Rolle spielen.
Fast eine Million Euro wird es dem Vernehmen nach kosten, der Kirche einen neuen Anstrich zu geben. Optisch, aber auch technisch und inhaltlich. „Seit 1994 ist hier nichts gemacht worden“, betont der Pfarrer,. Nicht er hat indes über die Investition entschieden, sondern der Kirchenvorstand. Konsens habe schnell bestanden, sagt er, zumal die Finanzierung „nicht haarsträubend“ sei.
Das Bistum übernimmt einen Teil der Kosten und gewährt ein Darlehen, das die Gemeinde binnen 15 Jahren zurückzahlen muss. Dafür seien verschiedene Projekte geplant, auch ein Förderverein ist vorgesehen.

Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger möchte auf Augenhöhe mit den Gläubigen agieren, aber der erhöhte Altar kann aus unterschiedlichen Gründen nicht in die Mitte der Agathakirche versetzt werden. © Stefan Diebäcker
Den Altar niedriger zu machen und in die Mitte des Kirchenschiffes zu versetzen, hätte sich Stephan Rüdiger gewünscht. „Das ist ja nicht das Kirchenbild, das ich vermitteln möchte“, sagt er. Der Pfarrer agiert lieber auf Augenhöhe. „Aber das hätte Millionen gekostet, und eigentlich ist die Kirche dafür auch gar nicht ausgelegt.“ Anders als die Kirche St. Laurentius in Lembeck, wo genau das vor einigen Jahren passiert ist.
Die Decke des Gotteshauses in der Altstadt zu erneuern, wäre wegen des riesigen Gerüstes, das man dafür braucht, gleichfalls unbezahlbar gewesen. Was aber geht: die schmuddeligen Wände neu zu streichen. Aufwendig genug ist auch das, es war Stephan Rüdiger aber wichtig. „Wenn man an den lieben Gott glaubt, will man auch, dass das Gotteshaus schön ist.“
Die Wände erhalten ein „fürs Auge angenehmes Weiß“. Auch die komplette Elektrik wird erneuert, sie stammt noch aus der Nachkriegszeit. Und ein neues Lichtkonzept wird es geben. LED-Spots können beispielsweise eine Wand künftig unterschiedlich und thematisch gebunden in Szene setzen.

Der Tabernakel wird in die bisherige Kreuzweg-Kapelle verlegt und der sogenannte „Stufen-Berg“ entfernt. © Stefan Diebäcker
Neben den technischen und optischen Veränderungen sollen in der Innenstadt-Kirche aber auch inhaltlich andere Akzente gesetzt werden. Der Tabernakel kommt in die kleine Sakramentskapelle, der sogenannte „Stufen-Berg“ hinter dem Altar wird anschließend entfernt. „Den Platz, den wir dadurch gewinnen, können wir werktags als Gottesdienst-Raum nutzen, beispielsweise für Schulklassen“, sagt der Pfarrer. Er geht davon aus, dass diese „einzige wirkliche Baumaßnahme“ auch vonseiten der Denkmalbehörde gebilligt wird.
Mehr Beachtung für Tisas Kreuzweg
Der Tabernakel wird also in die bisherige Kreuzweg-Kapelle versetzt, der dortige Kreuzweg von Tisa von der Schulenburg soll im Gegenzug an den Seitenwänden des großen Kirchenschiffs sichtbarer werden. „Dann kann man bei Andachten den Kreuzweg tatsächlich auch abgehen“, freut sich Stephan Rüdiger. „Diese wundervolle künstlerische Arbeit hat für Dorsten ja auch einen hohen ideellen Wert.“ Die seitlichen Sitzbänke werden dafür abgebaut und eingelagert, um außerdem im Bedarfsfall Raum für Ausstellungen zu schaffen.
Die Reaktionen in der Gemeinde waren „überwiegend positiv“, auch wenn es Rückfragen gab, ob man das Geld beispielsweise nicht besser den Opfern der Hochwasser-Katastrophe spenden sollte. Natürlich müsse man den Menschen im Ahrtal helfen, hält der Pfarrer dagegen, „aber auch wir leben auch als Pfarrgemeinde weiter. Wir stehen mitten in gravierenden Veränderungen. Umso wichtiger wird es sein, die Kirche als einen Ort der Begegnung, des geistlichen Wachstums und der Gemeinschaft zu prägen.“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
