Dank des engagierten Ehepaares Köhl strahlt der schönste Bildstock Dorstens in neuem Glanz

© Michael Klein

Dank des engagierten Ehepaares Köhl strahlt der schönste Bildstock Dorstens in neuem Glanz

rnDenkmalschutz

Bei einem Spaziergang entdeckte das Dorstener Ehepaar Köhl ein stattliches Denkmal, das sich in einem baufälligen Zustand befand. Das ist die Geschichte ihrer Rettungsaktion.

Dorsten

, 17.12.2018, 16:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Drei Jahre ist es her, dass das Ehepaar Gisela und Dr. Rainer Köhl bei einem gemeinsamen Spaziergang das stattliche Denkmal am Philosophenweg entdeckte. „Wir waren begeistert von der Schönheit und Würde der Kreuzigungsgruppe“, sagt der Dorstener Mediziner. „Aber auch erschüttert von ihrem baufälligen Zustand.“ Immer wieder besuchten die beiden Dorstener den Bildstock, der wohl der schönste in Dorsten ist, und fassten schließlich einen Entschluss: „Gegen den Verfall müssen wir etwas tun!“

Eine Menge Aufwand

Und so kümmerten sich die Köhls schließlich darum, dass die Kreuzigungsgruppe fachgerecht saniert wurde. „Ohne zu ahnen, wie viel Aufwand das erfordern würde“, erklärte Rainer Köhl am Montag bei der Einweihung des Denkmals. „Aber meine Frau hat mich immer wieder angetrieben, wenn mir das alles zu viel wurde.“ Gisela Köhl ist nämlich besonders angetan, „wie ergreifend“ und plastisch der damalige Erschaffer des Kunstwerks das Leiden im Gesichtsausdruck des gekreuzigten Christus darzustellen vermochte.

Engagierter Restaurator

Das jahrelange Durchhaltevermögen hat sich gelohnt. Die von hohen Bäumen und Büschen halbkreisförmig umgebene Skulptur glänzt wieder in hellem Stein. Absandungen, Moosbefall, Risse, Fehlstellen und Vandalismus-Schäden sowie missglückte „Reparaturen“ aus der Vergangenheit konnten in den vergangenen Wochen in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden behoben werden.

Maßgeblich daran beteiligt war Markus Schulze aus Bad Sassendorf, der als Meister und Restaurator in der Ausbildungsabteilung der Akademie des Handwerks auf Schloss Raesfeld tätig ist. „Er war vom künstlerischen Wert der Gruppe sofort angetan“, bedankt sich Rainer Köhl bei dem Experten. „Ich kann nicht mehr zählen, wie oft er den Weg hierhin gefunden hat und mit viel Idealismus, Ausdauer und Sachverstand an dem Kunstwerk gearbeitet hat.“

Unterstützer spendeten 26.000 Euro

26.000 Euro kostete die Sanierung, für die das Ehepaar Köhl zahlreiche Sponsoren gewinnen konnte: Vereinte Volksbank, Sparkasse Vest, die Eigentümerfamilie Hoffterheide-Bellendorf, die Dorstener Drahtwerke, die Kirchengemeinde St. Agatha, Stadt Dorsten, den Landschaftsverband Westfalen-Lippe, den Lions-Club Dorsten, dazu kam ein anonymer Spender. Den größten Batzen steuerte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bei: Zunächst 10.000 Euro, später noch mal einen weiteren vierstelligen Euro-Betrag.

Aus Dankbarkeit aufgestellt

Die Kreuzigungsgruppe am Philosophenweg im Süden Dorstens stammt aus der Barockzeit, im Jahr 1721 wurde sie errichtet. Der seit den 1990er-Jahren unter Denkmalschutz stehende, bis zu 1,60 Meter hohe Bildstock ist im Privatbesitz. Das dreiteilige aus Baumberger Sandstein gefertigte Werk steht auf einem hohen Podest. Die Figuren zeigen den gekreuzigten Christus in der Mitte und links und rechts davon Maria und den von Trauer ergriffenen Apostel Johannes.

Am Sockel des Kreuzes ist ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen als Relief angebracht, der zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod auffordert. Der Hoffterheidenschen Familien-Überlieferung nach ist der Bildstock aus Dankbarkeit vor der Verschonung von der damals grassierenden Pest entstanden. Vor allem zu Allerheiligen und Allerseelen stellen heute noch Familie, Freunde und Fremde Kerzen auf, um Verstorbenen zu gedenken.

Besuch der Kirchengemeinde

Pastor UIrich Franke von der St. Agatha-Kirchengemeinde oblag es am Montag, das restaurierte Denkmal zu segnen. „Eine Kreuzigungsgruppe in der Adventszeit zu weihen, mag Eingeweihten etwas merkwürdig vorkommen“, betonte er: „Aber der Bildstock ist immer relevant.“ Regelmäßig komme er als Geistlicher mit Schul- und Kindergartenkindern an den Ort, um gemeinsam mit ihnen dort zu beten. Der Bildstock ist zudem Schauplatz der traditionellen Herbergssuche der Pfarrgemeinde.

Kamera installiert

Kreuz und Figuren sind durch dünne Eisenverstrebungen gesichert. Ein Schild weist darauf hin, dass das Kunstwerk fortan durch Videokameras überwacht wird. Denn mehrfach zerstörten Vandalen Teile der Figuren. Übrigens is ein Arm von Maria weiterhin schwer lädiert. „Wir konnten mit dem Geld nur die vorhandenen Bestandteil des Werks restaurieren, es aber nicht neu ergänzen“, erklärt Rainer Köhl: „Das hätte sonst wahrscheinlich mehr als 50.000 Euro gekostet.“