Nach der Demonstration am Samstag (14.1.) in Keyenberg gegen den geplanten Kohleabbau in Lützerath gibt es unterschiedliche Berichte über Ausschreitungen und Gewalt.
„Freibrief" für Gewalt
Michael Mertens, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sprach von einem Freibrief, um „mit Gewalt gegen die Polizisten vorzugehen.“ Die Veranstalter sprechen ihrerseits von lebensgefährlichen Verletzungen bei mehreren Demonstranten, die durch Schläge der Polizei verursacht wurden.
Die Polizei schätzt, dass rund 15.000 Menschen in Keyenberg waren, Greta Thunberg, die ebenfalls vor Ort war, sprach in ihrer Rede sogar von 35.000 Teilnehmern. Die meisten davon verließen nach der Rede der Schwedin das Gelände und bekamen von den Ausschreitungen danach nur wenig mit.
So erging es auch der Dorstenerin Sally Eder. Die 38-Jährige erzählt, dass die Stimmung auf der Hauptkundgebung relativ gelöst war und absolut friedlich - „ein bisschen wie auf einem Konzert, nur dass dort kein Alkohol ausgeschenkt wurde."
Sie habe keine Demonstranten gesehen, die auf die Einsatzkräfte losgegangen sind. Sie selbst sei nicht interessiert an Auseinandersetzungen oder radikalen Aktionen: „Ich bin Mutter und berufstätig - ich kann mir das gar nicht leisten."
„Wunde" in der Erde
Eder bedauert, dass die Berichte über Auseinandersetzungen und Gewalt in den Fokus und die eigentliche Thematik in den Hintergrund rücke. So sei es schwieriger, Menschen vom Klimaschutz zu überzeugen. Dabei sei das eines ihrer Anliegen: „Man muss die breite Gesellschaft dafür gewinnen, sich für Klimaschutz einzusetzen."
Die Dorstenerin plädiert dafür, sich die Größenordnung der Zerstörung von Natur und Umwelt vor Augen zu führen - eine Möglichkeit dafür sei in Lützerath gewesen: „Man muss die Wunde, die man da der Erde zufügt, auch einfach mal sehen. Man guckt da in dieses riesige Baggerloch, da ist nichts mehr mit Natur", erzählt sie ungläubig.
Nach Lützerath soll es aber auch in Dorsten weitergehen - konkrete Aktionen sind abgesehen vom globalen Klimastreik allerdings noch nicht geplant. Ein Vorsatz für dieses Jahr sei aber, mit dem Dorstener Klimaschutzbeauftragten in den Dialog zu treten. Bislang habe das nicht funktioniert.
Was die Dorstenerin erlebte, sehen Sie auf dorstenerzeitung.de

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