Conny Sander hebt die Tücher an, die den Gitterkäfig abdecken. In ihm liegt Mona-Lisa auf einer grünen Decke. Die Katze hechelt. „Sie liegt in den Wehen und braucht Ruhe“, sagt die 60-Jährige. Sie kümmert sich seit sechs Jahren ehrenamtlich um Streuner - also Katzen, die auf der Straße leben. Mona-Lisa ist eine von ihnen. Und sie bekommt Nachwuchs. Sander geht von fünf bis sechs Kitten aus.
Das Problem: Streunerkatzen sind ungeimpft und unkastriert. „Deshalb sind bestimmt 80 Prozent der streunenden Katzen draußen krank“, sagt Sander. Sie ergänzt: „Dann kommt noch Inzucht dazu. Daher sind auch die Kitten nicht gesund.“
„Kittenalarm“ in Hervest
Besonders schlimm sei die Situation in Hervest. „Da herrscht wirklich Kittenalarm“, sagt sie. Damit sich die Lage entspannt, müssten eigentlich alle Jungtiere gefangen und kastriert werden. Eine Aufgabe, die Sander neben ihrem Beruf fast vollständig einnimmt. Sie erzählt: „Ich bin in den letzten zwei Wochen an meine Grenzen gekommen.“

Denn so einfach sei es nicht, eine streunende Katze einzufangen. „Das ist ein Unterfangen, was zwei, vielleicht drei Tage dauern kann“, sagt Sander. Aber mit dem Einfangen alleine ist es nicht getan. Danach folgt die medizinische Versorgung. Die übernimmt Sander für jedes einzelne Tier selbst.
Monatlich kämen dann Kosten von etwa 1.500 bis 1.800 Euro zusammen. Viel Geld für jemanden, der sich ehrenamtlich engagiert. Fast wären diese Ausgaben für Sanders Projekt zum Verhängnis geworden. Denn Ende Juli 2022 stand sie kurz vor der Aufgabe. Zwischenzeitlich musste sie ihre Arbeit einstellen.
Spendenquittungen müssen her
Diese schwierige Phase hat die 60-Jährige überstanden. Jedoch nur, weil in Dorsten viele Leute hinter ihr und ihrer Arbeit stehen. „Wir halten uns immer wieder über Wasser“, sagt Sander. Doch als Ehrenamtlerin, die ohne Verein agiert, kämpfe sie mit einem sehr großen Problem: „Ich kann keine Quittungen für Geld- und Sachspenden ausstellen.“ Das verhindere beispielsweise die Zusammenarbeit mit Futtermittelherstellern oder schrecke potenzielle private Spender ab.
Das soll sich künftig ändern. Denn Sander ist dabei, einen Verein zu gründen. „Das ist alles in der Mache, die Satzung geht zum Notar“, sagt sie. Aber: „Dann wird der Verein wohl auch einen anderen Namen bekommen.“ Den Nachteil nimmt die Katzenbegeisterte in Kauf. Schließlich weiß sie auch: „Es gibt so viele Spendengesuche. Grade wegen der gestiegenen Preise schauen die Menschen noch genauer auf ihr Geld und spenden, wenn überhaupt, nur einmal.“
„Katzenkrankenhaus“ ist voll
Dabei bleibt der Bedarf weiterhin hoch. Das „Katzenkrankenhaus“, wie es Sander nennt, ist voll. Die Aufnahme ist vorübergehend gestoppt. Vier Katzen päppelt Sander in den Räumen der Tierarztpraxis an der Barbarastraße auf. Zwei Tiere haben die Praxis kürzlich wieder verlassen. Eine davon ist gerade einmal sieben Monate alt und erwartet bereits Nachwuchs. „Wenn Kinder Kinder kriegen, sage ich da nur“, meint die Dorstenerin und kommt wieder auf das eigentliche Problem zurück.

Denn würde sich niemand um die Streuer kümmern, dann hätte das mehr Auswirkungen auf den Alltag der Menschen. Da ist sich Sander sicher. Für Halter von freilaufenden Katzen sei die Gefahr beispielsweise groß, dass das eigene Tier erkrankt. „Zudem würden sich mehr Grundstücksbesitzer beschweren, dass Katzen auf ihren Rasen machen“, sagt Sander, während sie den Käfig von Mona-Lisa wieder mit Tüchern verdunkelt.
Wer die Arbeit von Conny Sander unterstützen möchte, kann Geld an das folgende Konto spenden: Sparkasse, Inhaber: Cornelia Sander, IBAN: DE 26 4265 0150 1010 0672 78
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