Frischer Wind für den Dorstener Imkerverein: In den vergangenen beiden Jahren konnten sich die Mitglieder über den Zuwachs zahlreicher „Jung-Imker“ freuen. Das Bemerkenswerte an dieser Nachricht: Es seien auffällig viele junge Frauen unter den Anfängern, berichtet Vereinsvorsitzende Birgit Klusmann.
Die Vereinsmitglieder seien zwischen 26 und 83 Jahre alt, sodass man sich um die Zukunft der Imkerei in Dorsten derzeit keine Sorgen machen müsse. „Je mehr Imker, umso besser“, sagt sie und heißt weitere Mitglieder herzlich willkommen.
Bettina Maier gehört zu diesen jungen Frauen. „Bei mir hatte sich vor ein paar Jahren ein Bienenschwarm am Haus verfangen“, erzählt sie. „Das hat mich so fasziniert, dass ich mich intensiver mit der Imkerei befasst habe.“
Seit drei Jahren ist sie das „Patenkind“ von Reginald Rottmann, genannt Richie, der in seinem Kleingarten auf Wulfener Grabeland zehn Bienenvölker hütet und seinen großen Erfahrungsschatz gern weitergibt.

Er rät allen Neulingen, sich in einem einjährigen Lehrgang Grundlagenwissen zu verschaffen und parallel dazu praktische Erfahrungen bei einem erfahrenen Imker zu sammeln. Sein Schützling Bettina Maier hat es genau so gemacht und von Richie dann ihr erstes eigenes Volk bekommen.
Bettina Maier: „Große Völker kann man teilen und Ableger bilden.“ Der Kauf eines Volkes würde dagegen mit mindestens 150 Euro zu Buche schlagen. Nach einem Jahr wird aus jedem Ableger ein „Wirtschaftsvolk“, dann steht endlich die erste Ernte an.

Sabrina Ciszewski imkert seit anderthalb Jahren, hat zwei eigene Völker und freut sich in diesem Jahr auf den ersten eigenen Honig in der Früh- und Späternte. Auch sie hat für die Erstausstattung etliche Hundert Euro investiert. Am kostspieligsten sei die Anschaffung einer Honigschleuder, erklären die Imker.
„Aber die leihen wir uns im Verein gerne gegenseitig aus“, sagt Imker Daniel Schwiening. Vor der Ernte von köstlichem Blütenhonig steht auf jeden Fall der eine oder andere Stich. „Jeder Imker wird auch mal gestochen“, sagt Richie, „das lässt sich kaum vermeiden, denn jedes Hantieren am Bienenstock ist für die Tiere ein massiver Eingriff.“
Wer allergisch auf Bienenstiche reagiert, sollte sich also vielleicht nach einem anderen Hobby umschauen.
Die Nachbarn fragen
Die Haltung von Bienen in Wohngebieten ist übrigens grundsätzlich erlaubt, der Imkerverein rät jedoch dazu, die Anschaffung von Bienen mit Nachbarn abzusprechen und gegebenenfalls einen anderen Standort zu suchen, wenn Allergiker in der Nähe wohnen und sich Sorgen um ihre Gesundheit machen. Klusmann: „Auch dabei kann der Imkerverein helfen.“
Viel Arbeit im Sommer
Apropos Gesundheit: Richie Rottmann ist fest davon überzeugt, dass er es dem Honig und dem Aufenthalt in frischer Luft verdankt, dass er seit zehn Jahren keine Erkältung mehr hatte.
Bettina Maier erntet außer dem Honig auch Propolis, das von Bienen produzierte und gegen Bakterien und Pilze im Bienenstock wirkende Kittharz, dem wundheilende Wirkung nachgesagt wird. „Außerdem ernte ich Pollen, die die Bienen beim Einflug in die Beute abstreifen und streue sie ins Müsli.“
Die Arbeit an den Bienenstöcken beginnt im April, nachdem seit November lediglich kleinere Winterarbeiten zu verrichten waren. Richie hält seine Bienenvölker stets gut im Auge, beobachtet die „Schwarmstimmung“, pflegt das Equipment, füttert nach der Ernte mit Zuckerlösung nach, damit sie nicht verhungern.
Trotz aller Sorgfalt hat er in diesem Winter fünf Völker verloren: „Milben oder Nässe können den Tieren schwer zusetzen, damit muss man jederzeit rechnen“, sagt der erfahrene Imker.
Vereinstreffen bei Lunemann
Die Dorstener Imker treffen sich alle zwei Monate sonntags um 11 Uhr in Lunemanns Wirtshaus an der Marienstraße in Hervest. Das nächste Treffen ist am 19. Mai. An der Imkerei interessierte Neulinge sind dort ebenso willkommen wie die knapp 30 Vereinsmitglieder.