Dorstener Schüler protestieren am Demo-Freitag für den Klimaschutz

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Dorstener Schüler protestieren am Demo-Freitag für den Klimaschutz

rnFridays for Future

Einige sehen es als Einladung zum Schulschwänzen, andere als notwendigen Protest zum Klimaschutz: „Fridays for Future“ mobilisiert in Dorsten immer mehr Schüler. Das gefällt nicht allen.

Dorsten, Wulfen-Barkenberg

, 13.03.2019, 04:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ruth Nietzsche (18) hat in den vergangenen Tagen mit ihren Mitschülerinnen aus dem 12. Jahrgang der Gesamtschule Wulfen Plakate gemalt. Für den Demo-Tag, zu dem die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg - Initiatiorin der „Fridays for Future-Bewegung“ - auch am kommenden Freitag (15. März) wieder weltweit aufgerufen hat. „Wir haben das erstmals von unserer Schülervertretung aus organisiert. Von unserem Jahrgang nehmen jede Menge teil“, weiß Ruth Nietzsche, einige gingen zu der Protestveranstaltung in Recklinghausen, andere zu der in Münster, Oberhausen, Düsseldorf oder auch in Bottrop.

Am Samstag juckt es keinen

Dass diese Aktionen bewusst zur Unterrichtszeit stattfinden, stört manche Erziehungsberechtigte. „Würden wir am schulfreien Samstag protestieren, dann juckt das doch keinen“, meint dagegen Ruth Nietzsche und rechtfertigt dieses Vorgehen mit dem dringenden Handlungsbedarf: Schließlich wolle man die Leute wachrütteln, dass es beim Klimaschutz kurz vor Zwölf sei.

Die Schulleitungen haben klare Anweisungen, Schulpflichtverletzungen zu ahnden und nicht entschuldigte Fehlstunden zu dokumentieren. Was bei Über-18-Jährigen, die sich selbst Entschuldigungen schreiben dürfen, nicht so richtig greift. Der Spagat zwischen dem Schulgesetz mit der Schulpflicht und dem Grundgesetz, das das Recht auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung gewährt, ist für die Schulleitungen nicht immer einfach.

In vielen Städten finden bereits Schülerdemos für das Klima statt.

In vielen Städten finden bereits Schülerdemos für das Klima statt. © Mika Baumeister

„Wir bieten am Freitag Unterricht an, die Schüler haben ja Recht auf Bildung“, sagt Hermann Twittenhoff, Schulleiter der Gesamtschule Wulfen. Bildung gäbe es aber in vielfältiger Art und Weise, zum Beispiel als politische Meinungsbildung, wobei der außerschulische Lernort einen immer größeren Raum einnehme. „Wir wollen doch, dass die jungen Erwachsenen mündige Bürger werden“, sagt Twittenhoff. Soll das Schulgesetz das Grundgesetz brechen oder umgekehrt? „Es handelt sich ja nicht um Blaumachen im großen Ausmaß. Wir sind eine Landschule, und ich persönlich finde es klasse, wenn Schüler für sich entdecken: ,Das ist unser Planet, den müssen wir schützen.‘“

Schulleiterin hat gesetzliche Vorgaben zu beachten

Elisabeth Schulte Huxel, Schulleiterin am St.-Ursula-Gymnasium, begrüßt es grundsätzlich, wenn sich junge Menschen gesellschaftlich engagieren. Doch als Schulleiterin hat auch sie die gesetzlichen Vorgaben zu beachten. „Die Aktion ist ja darauf angelegt, dass sie regelmäßig an Freitagen während der Unterrichtszeit stattfindet.“ Beurlaubungen für diesen Zweck seien nicht erlaubt: „Wer nicht kommt, bekommt die Fehlstunden als unentschuldigt dokumentiert. Wer dauerhaft fehlt, muss sich wegen Schulpflichtverletzung verantworten, sprich: Die Eltern werden zum Gespräch gebeten und dann läuft das Prozedere nach den vorgeschriebenen Regeln ab.“

Markus Westhoff, Leiter des Gymnasiums Petrinum, sieht es genauso: „Wir beachten die klaren Anweisungen vom Ministerium. Die Einschränkung, dass man im Rahmen eines vorbereiteten Schulprojektes mit der gesamten Klasse an den Protesten teilnehmen könne, sei am Petrinum wegen zu knapper Vorbereitungszeit nicht möglich.

Auf eine „kollektive“ Teilnahme im schulischen Kontext verzichtet auch das St.-Ursula-Gymnasium: „Man hat ein Recht auf Meinungsäußerung, aber auch ein Recht darauf, es nicht wahrzunehmen. Deswegen wollen wir keinen unserer Schüler dazu zwingen“, erklärt Elisabeth Schulte Huxel die Leitlinie der Schule. Bislang habe es an ihrer Schule allerdings nur Einzelfälle gegeben, die wegen der Protestbewegung auf ihren Unterricht verzichtet hätten.

Auch am Petrinum und der Gesamtschule Schermbeck scheinen die „Friday for Future“-Protestler noch kein Thema zu sein: „Ich habe die Schülervertretung und die Klassenleitungen über die Sachlage informiert, diesbezüglich aber bislang keine Rückmeldungen bekommen“, sagt Norbert Hohmann, Leiter der Gesamtschule Schermbeck, und fügt seine persönliche Meinung hinzu: „Jugendliche zu mündigen Bürgern zu erziehen, ist wichtig. Und da gehört politische Meinungsbildung unbedingt dazu.“

Vernetzung mit anderen Dorstener Schulen

Ruth Nietzsche und ihre Mitstreiter wollen es nicht nur bei dem einmaligen Demo-Tag am Freitag belassen: „Es wäre schön, wenn wir uns in Dorsten mit anderen Schulen vernetzen könnten, um eine derartige Freitag-Veranstaltung auch hier auf die Beine zu stellen“, hofft sie darauf, dass auch in Dorsten die Protestbewegung zum Klimaschutz größere Kreise zieht.