Der Dorstener Nils Huxoll sammelt Tausende Zigarettenstummel in der Stadt.

Der Dorstener Nils Huxoll sammelt Tausende Zigarettenstummel in der Stadt. © Beat Linde

Aus Sorge: Nils Huxoll sammelte fast 20.000 Zigarettenstummel

rnUmweltschutz

Die Menge an Zigaretten-Hinterlassenschaften kann sogar Raucher überwältigen. Das erzählt der Dorstener Nils Huxoll, der jetzt selbst gegen die Stummelplage vorgeht.

Dorsten

, 21.10.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zwischen 1.000 und 3.000 pro Gang und etwa 400 bis 600 pro Stunde - so viele Zigarettenstummel hat der Dorstener Nils Huxoll von den Haltestellen, Straßenrändern oder Spielplätzen der Stadt im letzten Monat aufgesammelt - insgesamt 18.322 Zigarettenüberreste.

Ein Raucher kämpft gegen Zigarettenstummel

Der gelernte Seelsorger und freischaffende Künstler macht sich Sorgen um die Umwelt und kann von Tausenden Giftstoffen berichten, die in jedem einzelnen Filter zu finden sind. Viele dieser giftigen Stoffe dürften allerdings auch in dem Körper des 34-Jährigen zu finden sein, denn Huxoll ist selbst Raucher.

Jetzt lesen

Kein Widerspruch für den Dorstener, zwar „wäre es natürlich am besten, jeder würde mit dem Rauchen aufhören, ich möchte aber keine Kampagne gegen das Rauchen machen oder jemanden anschwärzen und sagen, dass er etwas falsch macht."

Überall, wo Menschen sitzen oder warten, sammeln sich besonders viele Stummel an, erzählt der 34-Jährige.

Überall, wo Menschen sitzen oder warten, sammeln sich besonders viele Stummel an, erzählt der 34-Jährige. © Beat Linde

Deswegen empfinde der Dorstener auch keinen Ärger oder Wut, wenn er auf einem seiner Gänge Hunderte Stummel aufsammelt, stattdessen fürchtet er um Flora, Fauna und den Artenreichtum. Huxoll erzählt, dass „ein einziger Filter in manchen Fällen bis zu 1.000 Liter Wasser verunreinigen kann", Fische könnten in urbanen Gewässern stellenweise einen Nikotin-Schock bekommen.

WHO: Rund zwei Drittel aller Filter werden in die Umwelt geschmissen

Der BUND kommt auf die gleichen Werte und Ergebnisse und berichtet darüber hinaus von Vögeln, die Nester aus den Stummeln bauen. In der Folge können bereits Jungtiere Vergiftungen aufweisen. Aber nicht nur die Giftstoffe, wie Nikotin, Arsen oder Blei, die in den Filtern zu finden sind, schaden der Umwelt, auch das Material selbst kann gefährlich werden.

Jede aufgelesene Zigarette zählt Huxoll mit einem Handzähler mit.

Jede aufgelesene Zigarette zählt Huxoll mit einem Handzähler mit. © Beat Linde

Filter bestehen nämlich aus Zellulose-Acetat, einem Kunststoff, der zersetzt als Mikroplastik Jahrhunderte überdauern kann. Der BUND berichtet, dass einige Tiere die kleinen Partikel nicht von Nahrung unterscheiden können und sie fressen. Dadurch kann der Darm verstopfen, was die Tiere anschließend verhungern lässt.

Die WHO schätzt außerdem, dass durchschnittlich etwa zwei Drittel der gerauchten Zigaretten einfach in die Umwelt geschmissen werden. Huxoll kennt all diese Daten und hat für Dorsten errechnet, dass etwa eine Zigarette pro Sekunde in der Stadt weggeworfen wird - „da kommt man natürlich niemals hinterher."

Jetzt lesen

Damit sich das Auflesen der Stummel trotzdem nicht anfühlt wie ein Kampf gegen die Windmühlen, zählt der 34-Jährige jeden einzelnen Filter mit einem Handzähler. Durch das Mitzählen „sieht man, was man eigentlich geschafft hat", sagt er, außerdem helfe es bei der Veranschaulichung des Problems.

Eine künstlerische Installation aus Zigarettenüberresten

Informieren möchte der Dorstener nämlich nicht nur seine Freunde und Bekannte, sondern auch die Stadt, deswegen adressiert er einige seiner Posts bei Instagram auch an Bürgermeister Stockhoff: „Ich habe ihn zum Beispiel gefragt, wie viele Zigarettenstummel ich auflesen muss, bis ich einen Mülleimer am Standort meiner Wahl bekomme", sagt Huxoll und lacht.

Jetzt lesen

Stockhoff habe sogar geantwortet und ihn gebeten, die Anfrage auf offiziellem Weg einzureichen, was der Dorstener anschließend auch gemacht habe - bislang aber noch ohne Ergebnis.

Dabei wandern die meisten vollen Eimer des Dorsteners nach dem Sammeln nicht in die Mülltonne. Denn der Künstler hofft, aus dem Gesammelten irgendwann eine Installation bauen und die dann ausstellen zu können, um so nochmals auf das Problem aufmerksam zu machen.