Dorstener Frauen helfen seit 35 Jahren gewaltbetroffenen Frauen und Kindern

© Anke Klapsing-Reich

Dorstener Frauen helfen seit 35 Jahren gewaltbetroffenen Frauen und Kindern

rnFrauenhaus Dorsten

Vor 35 Jahren schlossen sich unerschrockene Dorstenerinnen zusammen, um gewaltbetroffenen Frauen zu helfen. Bis heute konnte der Verein „Frauen helfen Frauen“ fast 5000 Menschen schützen.

Dorsten

, 30.08.2018, 09:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Wenn wir nachts angerufen wurden, sind wir raus und haben die hilfesuchenden Frauen kurzerhand aus ihren Wohnungen geholt.“ Im Rückblick wundert sich Hildegard Overfeld selbst ein wenig, wie „Bauchgefühl-gesteuert“ die ehrenamtlich tätigen Pionierinnen damals zu Werk gingen: „Das wäre heutzutage gar nicht mehr möglich.“

Aber wer weiß: Wäre diese unerschrockene Truppe damals nicht so mutig und unbürokratisch zu Werke gegangen, dann könnte der Verein „Frauen helfen Frauen“ in diesem Jahr nicht auf 35 Jahre und eine beachtliche Bilanz zurückblicken: 4775 Frauen und Kinder fanden in Dorsten Schutz. Hinzu kommt eine große Anzahl derer, die aus Sicherheitsgründen oder Platzmangel sofort in ein anderes Frauenhaus vermittelt wurden. So ist es in der Broschüre nachzulesen, die das Team anlässlich des 35-jährigen Vereinsbestehens veröffentlicht hat.

30 Frauen gründeten im Wachholderhäuschen den Verein

Barbara Klaus-Krämer, seit 19 Jahren im Frauenhaus tätig und nach dem diesjährigen Weggang von Carla Horstmann neue Leiterin im Team, ließ am Dienstag bei der offiziellen Geburtstagsfeier am Hafencafé die vergangenen 35 Vereinsjahre Revue passieren: Rund 30 Frauen hatten sich am 16. März 1983 im Wacholderhäuschen zur Vereinsgründung getroffen, mit dem Ziel, ein autonom geführtes Frauenhaus als Schutzort für misshandelte Frauen und deren Kinder einzurichten. Die Reaktionen auf diesen Vorstoß waren nicht uneingeschränkt positiv: „Damit weckt ihr doch erst den Bedarf“, erinnerte sich die damalige Mitstreiterin Hildegard Jaekel an manche skeptische Äußerung.

13 Personen finden Platz im Frauenhaus

„Weder in Dorsten noch im gesamten Kreis Recklinghausen gab es zu diesem Zeitpunkt eine solche Schutzeinrichtung“, referierte Barbara Klaus-Krämer. Und als es dem Verein drei Jahre später tatsächlich gelang, in der Innenstadt eine eigene Wohnung anzumieten, war damit das erste Frauenhaus im Kreis geboren. Schnell stellte sich heraus, dass die Wohnung zu klein wurde. Nach mittlerweile zwei Umzügen finden nun schon seit acht Jahren in dem jetzigen Haus 13 Personen Platz, auf sechs Zimmer verteilt. Eine kleine Küche, ein Bad, ein Wohn- und Spielzimmer und sogar ein Garten gehören auch dazu.

Die Arbeit hat sich professionalisiert

Der Fokus der ehrenamtlich tätigen Frauen lag in den Anfängen darauf, Frauen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Im Laufe der Zeit hat sich die Arbeit professionalisiert. Qualifizierte Fachkräfte betreuen, beraten, begleiten, vermitteln. Helfen bei Anwaltsterminen, Wohnungsbesichtigungen, Schulanmeldungen Besuchen im Jobcenter. Unterstützten bei der Verarbeitung von Gewalterfahrungen. Und betreiben darüber hinaus aktive themenbezogene Öffentlichkeitsarbeit. Auch den ehrenamtlich tätigen Damen der kleinen Second-Hand-Boutique „FrauenSache“ in der Ursulastraße 27 dankt das Team für die tolle Unterstützung.

Bürgermeister Tobias Stockhoff gratulierte Barbara Klaus-Krämer zum 35-jährigen Bestehen des Vereins „Frauen helfen Frauen“ und überreichte eine Spende.

Bürgermeister Tobias Stockhoff gratulierte Barbara Klaus-Krämer zum 35-jährigen Bestehen des Vereins „Frauen helfen Frauen“ und überreichte eine Spende. © Anke Klapsing-Reich

„Danke an die Frauen, die damals mutig die Freiheit genutzt haben, um das Frauenhaus auf den Weg zu bringen“, schloss Bürgermeister Tobias Stockhoff alle Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, alle ehemaligen und aktuellen Unterstützer in sein Dankeschön mit ein. Diese Frauen seien „Schutzengel für die Familien“ und ein leuchtendes Vorbild in unserer Stadt.

Die schwärzeste Stunde in der Frauenhaus-Geschichte

“Nach wie vor zeigt sich, dass Frauenhäuser ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft sind“, konstatierte Barbara Klaus-Krämer und erinnerte mit einer Gedenkminute an die schwärzeste Stunde in der Dorstener Frauenhaus-Geschichte: An die Ermordung von Fatma Nizamoglu am 16. Dezember 2008. Sie hatte mit ihren beiden Kindern Schutz gesucht und wurde mitten in der Innenstadt vor den Augen ihres kleines Sohnes von ihrem Ehemann brutal ermordet.

Der Verein „Frauen helfen Frauen e.V. Dorsten“ ist auf finanzielle Unterstützung zum Erhalt des Frauenhaues angewiesen. Spendenkonto: Sparkasse Vest, IBAN: DE 85 4265 0150 1015 0146 71