Ruth Lange und Andreas Hatting machen sich Sorgen wegen des fortschreitenden Rechtsrucks - nicht nur bundesweit, sondern auch im Lokalen. „Das Problem ist jetzt auch in Dorsten angekommen“, sagt Lange. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern aus dem Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ möchte sie sich dem entgegenstellen.
Besonders deutlich geworden sei die Entwicklung in der Ratssitzung, die am vergangenen Mittwoch (23.8.) stattgefunden hatte. Ruth Lange hatte diese via Stream im Internet verfolgt. Beschlossen worden ist bei der Sitzung unter anderem der Bau einer neuen Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Hervest an der Ecke Halterner Straße/Hellweg.
AfD bekam Publikums-Beifall
In diesem Zusammenhang hatte Heribert Leineweber, Vorsitzender der AfD-Fraktion, bezweifelt, dass es sich bei den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern um Schutzsuchende handele. „Die suchen keinen Schutz. Die suchen schlicht und einfach das Land, wo es die höchsten Sozialleistungen gibt.“ Dafür hatte es viel Applaus aus dem Publikum gegeben. Christina Roemer von den Grünen hatte Leineweber daraufhin „einen ganzen Eimer Fremdenfeindlichkeit“ vorgeworfen.
Der Stadtverband hatte sich außerdem öffentlichkeitswirksam hinter die 15 AfD-Kandidaten für das Europaparlament gestellt. Sie alle gehören fast ausschließlich dem Lager des rechtsextremen Björn Höcke an.
Auch im Internet wird immer häufiger rechtes und verschwörungstheoretisches Gedankengut verbreitet. Erst vor Kurzem unter dem Beitrag, der von einem Streit am Kanal berichtet. Während des Streits am Samstagabend (26.8.) ist eine Machete wohl von syrisch-marokkanischen Beteiligten gezogen worden.
Sachverhalten werden reduziert
Der Fall, bei dem ein junger Mann aus Syrien einem Badegast im Solebecken des Freizeitbades Atlantis die Nase gebrochen hatte, ist ebenfalls von der AfD und ihren Sympathisanten vor allem auf die Herkunft des Täters reduziert worden. Dieses Vorgehen der Partei sei üblich, um beispielsweise eine Anti-Migrationspolitik zu transportieren, hatte Extremismus-Experte Jan Philipp Thomeczek von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt.
Genau an dieser Stelle möchte das Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ ansetzen. „Wir müssen dringend überlegen, wie wir einen weiteren Rechtsruck verhindern können“, sagt Ruth Lange. Dazu beitragen sollen mehrere Aspekte, die die Ehrenamtler bei einem Treffen am Montag (28.8.) besprochen hatten.
Der wichtigste Punkt, da sind sich Ruth Lange und Andreas Hatting einig: „Wir gehen offensiv in die Öffentlichkeit.“ Beispielsweise mit aufpolierten Auftritten im Internet. So sei beispielsweise die Internetseite erneuert worden. Auch die Accounts bei Facebook und Instagram würden nun aktiver bespielt.
Veranstaltungen geplant
Frei zugänglich hinweisen möchte das Bündnis so auf geplante Aktionen, wie beispielsweise die regelmäßigen Treffen der Gruppe. Eingeladen seien dazu auch die demokratischen Parteien, die das Bündnis in die Pflicht nehmen möchte.
Genau das macht ebenfalls Friedhelm Fragemann, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion. Er meint, die etablierten Parteien würden zu oft politische Kosmetik betreiben und so der AfD in die Karten spielen.
Abgesehen davon seien Mitglieder des Bündnisses demnächst bei verschiedenen Veranstaltungen vor Ort. So werde die Gruppe beim Dorstener Lichterfest (5. November) mit einem Stand vertreten sein. Monatliche Aktionen auf dem Wochenmarkt solle es ebenfalls wieder geben - allerdings nicht, um ihrerseits mit Parolen gegen rechte Inhalte zu wettern.
Vielmehr solle Positives thematisiert und für demokratische Werte geworben werden. „Wir wollen als Vertreter für all das Gute einstehen“, sagt Andreas Hatting. Und Ruth Lange fügt hinzu: „Wir wollen diejenigen für uns gewinnen, die bei ihrer Wahl schwanken.“
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