Alexander Knorre-Hüttermann verschickt Anfang Februar 2025 eine E-Mail. Im Betreff steht: „Auflösung der GGW“. Denn: Die Gewerbegemeinschaft Wulfen (GGW) wurde aufgelöst, der Verein aus dem Vereinsregister des Amtsgerichtes Gelsenkirchen gelöscht. Damit gibt es in dem Dorstener Stadtteil keine Institution mehr, die die Interessen der Unternehmer und Kaufleute bündelt.
Bis zuletzt seien es noch schätzungsweise 40 bis 50 Mitglieder gewesen, berichtet Alexander Knorre-Hüttermann, dem unter anderem das Geschäft „Up & Away - Outdoor und mehr“ an der Dülmener Straße gehört.
Seit November 2014 war der Diplom-Kaufmann Vorsitzender der GGW. Aber, führt er weiter auf: „Bei den letzten Jahreshauptversammlungen saßen wir nur noch mit sieben oder acht, vielleicht zehn Personen zusammen.“

Fehlendes Interesse
Damit spricht Alexander Knorre-Hüttermann das große Problem der GGW an: Das Aus des Vereins lasse sich auf fehlendes Interesse der Teilnehmer zurückführen, sich zu engagieren.
Das mag für Außenstehende zunächst banal klingen, aber eine solche Interessensgemeinschaft mit engagierten Mitgliedern kann für einen Stadtteil Gold wert sein. Was daraus entstehen kann, zeigt ein Blick in den Dorstener Norden, nach Lembeck.
Dort stellte die Lembecker Interessengemeinschaft (LIG) um ihren Vorsitzenden Matthias Tiemann Ende Januar 2025 beispielsweise eine sehr gut besuchte Podiumsdiskussion mit den Bundestagskandidaten für Dorsten, Gladbeck und Bottrop auf die Beine. Auch der Tiermarkt lockt im Sommer jährlich etliche Menschen in den Stadtteil.
Weihnachtsmarkt war Aushängeschild
Auch in Wulfen habe es eine Veranstaltung gegeben, die ein ähnlich fester Bestandteil des Dorstener Terminkalenders war: der große Wulfener Weihnachtsmarkt.
Dieser sei ein Hauptaugenmerk der GGW gewesen, sagt Alexander Knorre-Hüttermann. Doch die Veranstaltung gebe es schon seit Anfang der 2010er-Jahren nicht mehr.
Ausschlaggebend dafür seien unter anderem die nach terroristischen Anschlägen gestiegenen Auflagen gewesen. „Das konnte man kaum noch stemmen“, so Alexander Knorre-Hüttermann. Zudem hätten viele Unternehmen durch die Corona-bedingten Probleme genug mit sich selber zu tun gehabt.
Zudem sei Wulfen nicht mit Lembeck vergleichbar, meint Alexander Knorre-Hüttermann. In Wulfen seien die Interessen der Mitglieder ebenso mannigfaltig wie die Branchen, in denen die Unternehmen und Betriebe tätig seien.
„Zersiedelte“ Geschäftswelt in Wulfen
Und: Die Geschäftswelt in Wulfen sei „zersiedelt“. „Vieles liegt weit auseinander“, sagt der Diplom-Kaufmann beispielsweise mit Blick auf die Läden rund um den Brauturm und den Wulfener Markt.
Es gebe keine zentrale Einkaufsstraße, wie beispielsweise in Lembeck oder Holsterhausen. Das mache das Aufrechterhalten einer Interessengemeinschaft umso schwieriger.
Kurzum, so formuliert Alexander Knorre-Hüttermann: „Die GGW dümpelte vor sich hin.“ Folgerichtig sei der Entschluss gefasst worden, den Verein aufzulösen. Etwa drei, vier Jahre zog sich der Prozess. Der Wulfener Geschäftsmann meint: „Einerseits ist es schade, dass es nun vorbei ist, andererseits bin ich auch erleichtert. Da fällt eine Last ab.“
Das verbliebene Restguthaben, ein niedriger vierstelliger Betrag, sei nun satzungsgemäß an den Wulfener Wappenbaum Verein überwiesen worden. Zudem sei das Inventar an den Heimatverein Wulfen übergegangen.