Walter Corsten vom ADFC, im Hintergrund die B 224 zwischen Dorsten und Erle.

Walter Corsten vom ADFC Borken hält den geplanten Radweg an der B 224 zwischen Dorsten und Erle über Schermbecker Gebiet für „überflüssig". © Fehmer/Berger (Montage)

ADFC-Sprecher Walter Corsten nennt geplanten B 224-Radweg „überflüssig“

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Kritisch sieht der Borkener ADFC-Sprecher Walter Corsten den geplanten B 224-Radweg von Dorsten nach Erle: „Ich halte den für überflüssig.“ Sein Dorstener Pendant Ullrich Bolle widerspricht.

Dorsten, Schermbeck, Erle

, 25.07.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Walter Corsten ist seit Jahrzehnten Fürsprecher der Radfahrer und hat 2003 die ADFC-Ortsgruppe Borken gegründet. Mit dem Rad ist er viel im Kreis Borken unterwegs und auch oft in Dorsten. Doch auf der B 224 von Erle nach Dorsten fuhr er mit dem Rad nur selten. „Da ist mir unwohl.“

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Corsten (79) war früher Polizist und hat viele schwere Verkehrsunfälle gesehen. „Ich beobachte den Verkehr mit anderen Augen.“ Die jetzige Situation für Radfahrer auf der B 224 hält er nicht für sicher.

Diese Einschätzung dürften viele teilen. Deshalb machten sich schon 2019 die drei Bürgermeister von Dorsten, Schermbeck und Raesfeld für einen Radweg stark. Mit dem Bau sollte es eigentlich in diesem Jahr losgehen, allerdings fehlt noch eine Genehmigung. Damit ist ein Baustart erst nächstes Jahr möglich.

„Wer fährt da lang?“

Ginge es nach Walter Corsten, würde der Radweg gar nicht gebaut. „Ich denke, es gibt wichtigere Projekte.“ Kaum Radfahrer sieht er auf der Strecke und glaubt auch nicht, dass sich das mit einem ausgebauten Radweg ändern würde. „Was bringt der? Wer fährt da lang?“ Es gebe viele Feld- und Waldwege zwischen Erle und Dorsten, über die man, natürlich mit einem kleinen Umweg, besser fahren könne.

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Geplant ist, für den B 224-Radweg die Fahrbahn schmaler zu machen, sodass auch Platz für einen Grünstreifen zwischen Radweg und Fahrbahn entsteht. Von der schmaleren Fahrbahn für den motorisierten Verkehr hält Corsten nichts: „Da fahren viele dicke Brummis her. Das ist nicht ausgegoren.“

„Wäre mit einem dicken Knüppel gepudert“

Zur Kritik des Borkener ADFC-Sprechers sagt der Dorstener ADFC-Sprecher Ulrich Bolle: „Das sehe ich ein deutliches Stück anders.“ Man müsse deutlich differenzieren: „Ist das ein Freizeitradweg oder ein Arbeitsradweg?“ Wenn es darum gehe, „schön durch die Gegend zu fahren, wäre ich mit einem dicken Knüppel gepudert, wenn ich da langfahren würde“, sagt Bolle.

Es gehe bei dem geplanten Radweg aber um einen „Alltagsweg“. Wer etwa in Dorsten wohne und in Erle arbeite oder umgekehrt, für den sei der Arbeitsweg mit dem Rad „eine Katastrophe“. „Wir haben im Zuge der Mobilitätswende die Aufgabe, Alltagswege für das Fahrrad tauglich zu machen. Wir kriegen die Leute nur aufs Rad, wenn sie schnell, sicher und gradlinig hingelangen können.“

Langweilig, aber schnell

Sichere, schnelle Wege seien also gefragt, nicht Umwege und Schnörkel, die vier, fünf Kilometer länger seien, wie im vorliegenden Fall. „Da fehlt ein Radweg, der Sicherheit vermittelt“, sagt Bolle zur jetzigen Situation an der B 224. Für eine Freizeittour sei die Strecke auch mit einem Radweg eher langweilig, gibt Bolle zu, weil es fast ausschließlich kilometerweise nur geradeaus geht. „Es hängt ab von der Sichtweise, aus der man den Weg betrachtet.“

Auch längere Arbeitswege verlieren dank elektrischer Unterstützung auf Pedelecs ihren Schrecken. Bolle fährt beispielsweise regelmäßig mit dem Pedelec von Dorsten zu seiner Arbeitsstelle in Bochum. Für 37 Kilometer Wegstrecke brauche er eine Stunde und 40 Minuten, sagt er und da freut er sich besonders über den Radweg auf der alten Erzbahntrasse zwischen Bochum und Gelsenkirchen. „Die ist herrlich gerade, ohne Kreuzung. Da bekomme ich eine Menge Weg geschafft.“