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Immer mehr Senioren: Dorsten sieht im NRW-Vergleich ganz schön alt aus
Demografie
Fast jeder dritte Dorstener ist mittlerweile 60 Jahre oder älter. Dorsten ist damit statistisch eine der ältesten Städte in Nordrhein-Westfalen und steht vor großen Herausforderungen.
In Nordrhein-Westfalen lebten Ende 2018 mehr als 4,9 Millionen Menschen im Alter von 60 und mehr Jahren. Wie das Statistische Landesamt NRW mitteilt, waren das 27,6 Prozent der gesamten Bevölkerung des Landes.
Fast jeder Dritte ist im Seniorenalter
Die höchsten Anteile der Ü-60-Generation ermittelten die Statistiker für Hünxe (34,7 Prozent) im Kreis Wesel und Bad Sassendorf (31,9 Prozent) im Kreis Soest. Doch Dorsten ist nah dran. 31,1, Prozent der hiesigen Bevölkerung und damit fast jeder Dritte hatte Ende 2018 das Seniorenalter erreicht. Das Durchschnittsalter aller Einwohner lag indes bei „nur“ 46 Jahren.
Die Entwicklung wird auch durch eine Erhebung der Stadtverwaltung bestätigt, die erst wenige Monate alt ist. „Besonders stark zunehmen wird die Altersgruppe der über 80-Jährigen“, glaubt Stadtsprecher Ludger Böhne. „Mit 5284 Personen stellen sie schon jetzt 6,93 Prozent der Gesamtbevölkerung dar.“
Auffällig ist laut Böhne auch die steigende Zahl von Menschen, die mindestens 90 Jahr alt sind. Waren 1989/1990 bei der Erstellung des ersten Dorstener Altenhilfeplans 132 Bürger in dieser Altersgruppe, so listete der Seniorenförderplan 2009 schon 409 Personen auf. Ende 2019 lebten 778 Männer und Frauen über 90 Jahre in Dorsten.
„Die Gesellschaft ändert sich“
Dieser Trend hin zu einer älter werdenden Bevölkerung kommt für die städtische Demografiebeauftragte Petra Kuschnerenko nicht überraschend. „Er geht allerdings einher mit der Änderung weiterer gesellschaftlicher Faktoren, die jahrzehntelang selbstverständlich waren“, sagt sie.
- Frauen sind heute mehr denn je berufstätig und stehen nicht mehr selbstverständlich ausschließlich für die Kindererziehung und die Pflege der Älteren zur Verfügung.
- Die allgemeine Mobilität hat zugenommen. Erwachsene Kinder leben, bedingt durch die Arbeit oder das Studium – heute viel mehr als früher – weiter weg von den Eltern und stehen weniger für die Versorgung und Betreuung zur Verfügung.
Doch vor allem die veränderte Zusammensetzung der Bevölkerung wird in den nächsten Jahren eine Herausforderung werden. Einfach ausgedrückt: Immer weniger Jüngere stehen immer mehr Älteren gegenüber. 1980 war fast jeder dritte Dorstener (30,6 Prozent) 19 Jahre oder jünger, Ende 2018 betrug der Anteil der jungen Generation nur noch 16,8 Prozent.
Viele Angebote für Ältere
„In Dorsten gibt es allerdings schon viele für Ältere in verschiedenen Lebensphasen greifende Unterstützungsangebote“, betont Petra Kuschnerenko. Weil viele Senioren möglichst lange in der eigenen Wohnung und der gewohnten Umgebung bleiben möchten, seien unterschiedliche Angebote auf- und ausgebaut worden.

Zum siebten Mal fand Ende Oktober 2019 eine Seniorenmesse in Dorsten statt. Die Organisatoren hatten zahlreiche Aussteller ins Gemeinschaftshaus Wulfen geladen, die Dienstleistungen, Produkte und Hilfen für Seniorinnen und Senioren sowie deren Angehörige vorstellten. © Guido Bludau (A)
Zahlreiche ambulante Hilfen, wie zum Beispiel Haus-Notruf-Systeme oder ambulante Pflege, aber auch „niederschwellige ehrenamtliche Hilfen“ (Nachbarschaftshilfe, Seniorenbegleitung durch den Seniorenbeirat) tragen dazu bei, dass der Einzug in ein Pflegeheim hinausgezögert oder vermieden werden kann.
Senioren bleiben lange aktiv
„Nicht zuletzt tragen die Senioren selbst dazu bei, dass sie möglichst lange gesund und aktiv bleiben, indem sie Sport- und Bewegungsangebote wahrnehmen und sich aktiv in ihrer Freizeit um soziale Kontakte bemühen“, betont Stadtsprecher Ludger Böhne. So entstehen bei den vom Seniorenbüro der Stadt durchgeführten „Interessensbörsen“ stets etliche neue Freizeit- und Interessensgruppen in Wohnortnähe, sodass die Älteren noch lange am Leben in der Stadt teilhaben können.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
