Dorstener Unternehmer rät aus eigener Erfahrung Früh über die Firmennachfolge nachdenken

Bekannter Unternehmer rät: Früh über die Firmennachfolge nachdenken
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Vaters Firma übernehmen? Das war für Manfred Mechlinski damals so gut wie selbstverständlich. Der Sohn lernte den Beruf des Klempners, legte Gesellen- und Meisterprüfung ab und wurde Chef, als sein Vater mit 63 Jahren in den Ruhestand wollte.

2013 siedelte Mechlinski mit seinem Betrieb von Rhade nach Lembeck um, wo er im ehemaligen Netto-Markt aus der schmucklosen Werkstatt mit Lager einen hellen Laden mit Bad-Ausstellung zog. Mit den Aufträgen wuchs auch bald die Erkenntnis, dass keines der Kinder den Sanitärbetrieb würde übernehmen wollen. „Das kann man heutzutage auch nicht mehr erwarten“, sagt Mechlinski. Irgendwann musste also eine andere Lösung her.

Die erschien 2017 in Form von Timo Garriß, der als Meister bei Mechlinski anheuerte. Der Lembecker hatte zuvor 21 Jahre in einem Dorstener Betrieb gearbeitet. „Ich hatte ja schon im Hinterkopf, dass irgendwann für mich Schluss sein würde“, erzählt Manfred Mechlinski, „da habe ich beim Einstellungsgespräch schon mal vorsichtig gefragt, ob Timo sich vorstellen könnte, den Laden mal zu übernehmen.“ Garriß: „Das hatte ich zunächst gar nicht auf dem Schirm, aber ich hatte ja Zeit zum Nachdenken.“

Das Nachdenken wurde ein längerer Prozess, in dem Mechlinksi und Garriß sich Hilfe holten bei Kreishandwerkerschaft und Hausbank. In mehreren Sitzungen habe ihnen ein Experte des Arbeitgeberverbandes wie ein Mediator verschiedene Modelle der Firmenübernahme vorgestellt.

Weil Mechlinski ein klarer Schlussstrich nicht weh tat und Garriß letztlich das Risiko, alleiniger Chef seiner 13 Kolleginnen und Kolleginnen zu werden, reiflich abgewogen hatte, fiel die Entscheidung zugunsten der Firmenübernahme. „Dann dauerte es aber noch ein Jahr, bis alles fix war“, erzählt Mechlinski. „Steuerberater, Bank, Verträge aufsetzen, das braucht seine Zeit.“

Nicht ohne die Ehefrau

Seit 2021 ist Garriß nun alleiniger Inhaber der Mechlinski e.K. mit Sitz an der Schulstraße in Lembeck. Fest mit im Boot ist seine Frau Nina, die als Betriebswirtin in der Firma arbeitet und „ohne die dieser Schritt nicht denkbar gewesen wäre“. 20 Mitarbeiter inklusive einem Meister sowie Auszubildenden als Anlagenmechaniker für Heizung und Sanitär gehören inzwischen zum Team, das im Jahr 2024 in modernster Bad- und Heizungstechnik unterwegs ist und ganz weit weg vom „Gas-Wasser-Scheiße“-Klischee arbeitet.

Nina und Timo Garriß stehen in der Bad-Ausstellung des Sanitärbetriebs Mechlinski in Dorsten-Lembeck.
Nina und Timo Garriß führen den Sanitärbetrieb seit 2021. © Petra Berkenbusch

Timo und Nina Garriß haben drei Kinder, von denen bisher keines ein ausgeprägtes Interesse für die elterliche Firma zeigt. Der Chef ist 44 Jahre alt, muss also noch nicht über eine Nachfolgeregelung nachdenken. Aber Manfred Mechlinski empfiehlt ihm und allen Unternehmern, sich mit 55 Jahren so langsam mal Gedanken zu machen. „Es ist zu spät für den Malerbetrieb, wenn der Meister mit 70 Jahren merkt, dass er nicht mehr die Leiter hoch kommt.“

Nach Auskunft der IHK Nord-Westfalen steigt bis 2028 die Zahl der Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, die an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger übergeben werden sollen, auf rund 265.500 an. Bei den Kammern gibt es sogar Börsen für ausscheidende Unternehmer und Existenzgründer.

Manfred Mechlinski und Timo Garriß haben sich relativ problemlos „zusammengerauft“ - mit Respekt und einem ausgewogenen Verhältnis von guten Ratschlägen und lästigem Reinreden.

Heiming bleibt in der Familie

Mechlinski praktiziert das gerade ein zweites Mal. Der 59-Jährige hat einst in die Unternehmerfamilie Heiming eingeheiratet, führt mit seiner Frau Christel Heiming-Mechlinski den Baustoffhandel. Anders als in seinem Sanitär-Meisterbetrieb ist bei der Heiming KG jedoch Sohn Stefan in den Familienbetrieb eingestiegen, während die Tochter sich für eine völlig andere Branche und ein Leben in Köln entschieden hat.

Jetzt üben die Mechlinskis die behutsame Firmenübergabe von den Eltern zum Sohn. „Da geht es schon mal anders zur Sache als mit einem Fremden“, räumt Vater Manfred augenzwinkernd ein, ist aber gleichzeitig davon überzeugt, dass er auch dort loslassen kann, wenn der Tag kommt, an dem es ihn in den Ruhestand zieht.