Gute Seele, Freundin, Gesprächspartnerin Karola Schulz möchte Lotto-Geschäft in Dorsten abgeben

Karola Schulz möchte Lotto-Geschäft in Dorsten abgeben
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„Was ist da denn passiert?“, fragt Karola Schulz die Kundin, die vor dem Tresen steht und ihren Lottoschein bezahlen möchte. „Ein gebrochener Ellenbogen“, antwortet die Frau.

Aber das sei noch gar nicht das Schlimmste, erzählt die Frau weiter. Ihr Mann liege im Krankenhaus. Karola Schulz hört betroffen zu, nimmt das Geld entgegen und tippt den Betrag in die Kasse ein.

Karola Schulz steht vor dem Schild des Eurojackspots.
Die Spannung beim Glücksspiel und der Reiz, Millionen zu gewinnen, macht für Karola Schulz die Faszination beim Lottospielen aus. © Julian Preuß

„Gespräche wie diese würde ich am meisten vermissen“, sagt die 57-Jährige, nachdem die Kundin den Lotto-Laden an der Glück-Auf-Straße im Dorstener Stadtteil Hervest verlassen hat.

Seit inzwischen fast acht Jahren führt Karola Schulz das Geschäft mit viel Herz und Leidenschaft. Im Stadtteil ist sie eine gute Seele. Mit vielen Kundinnen und Kunden sei sie per „du“, erzählt die Inhaberin. Man unterhalte sich, man kenne sich, fast schon wie bei einer Familie.

Ältester Kunde wird 102 Jahre alt

Hilfsbereit kümmert sich Karola Schulz um ihre Kundschaft. So auch um einen rüstigen Senioren, der mit seinem Rollator durch die Tür kommt. „Das ist mein ältester Kunde“, sagt sie. „Er wird bald 102 Jahre alt und spielt immer noch einmal im Monat Lotto.“

Umso schwerer sei ihr die Entscheidung gefallen, ihren Laden im Internet bei Kleinanzeigen.de zum Verkauf zu inserieren. Die 57-Jährige erklärt: „Ich möchte kürzer treten und suche deshalb einen Nachfolger.“

Seit 2017 habe sie durchgearbeitet, sagt die Inhaberin. Immer von montags bis samstags, an sechs Tage in der Woche. Karola Schulz erklärt: „Ich konnte nie krank werden und würde gerne in den Urlaub.“ Ein erstes Ziel habe sie bereits vor Augen: die Türkei.

Am liebsten weiter arbeiten

Aufhören zu arbeiten möchte die in Kirchhellen Aufgewachsene allerdings nicht. Am liebsten würde sie in Teilzeit oder als Aushilfe weiter hinter dem Tresen des Lotto-Ladens stehen.

Die Stammkundschaft kenne ihre Pläne bereits. Viele seien sehr traurig gewesen und hätten sich bereits nach ihren Schichten erkundigt, sollte sie als Aushilfe oder in Teilzeit weiter machen.

Sicher ist: Ihr potenzieller Nachfolger könnte einen gut laufenden Laden übernehmen. Karola Schulz kommt kaum zum Erzählen. Immer wieder kommen Frauen und Männer rein, die Lottoscheine, Zigaretten oder Zeitungen kaufen.

Alte Schätze bei den Zeitschriften

In der großen und bunten Auslage für die Zeitungen, Zeitschriften und Magazine finden sich nicht nur aktuelle Ausgaben, sondern auch alte Schätze. Zum Beispiel 35 Jahre alte Motor-Klassik-Hefte von 1990 oder ein Rallye-Racing-Motormagazin von 1977.

„Die Hefte gehören einem Kunden von mir. Er möchte sie verkaufen und deshalb haben wir die Ausgaben hier ausgelegt“, erklärt die Ladeninhaberin. Auch kleine Geschenkartikel finden sich in den Regalen.

Das Hauptaugenmerk liege allerdings noch immer auf Tabak und Zigaretten, aber vor allem auf Lottoscheinen. „Viele Menschen spielen wegen der Spannung beim Glücksspiel und dem Reiz, Millionen zu gewinnen“, meint Karola Schulz.

„Freue mich für die Kunden“

Ob denn schonmal jemand so viel Geld gewonnen hat? Karola Schulz lächelt. Das dürfe sie nicht sagen. Aber es habe in den fast acht Jahren einige Überweisungen gegeben. Auszahlen dürften Lotto-Annahmestellen den Gewinn nämlich nur bis 1.000 Euro. Alles darüber werde überwiesen. „Ich freue mich dann mit und für die Kundinnen und Kunden.“

Einen Lotto-Laden zu übernehmen, sei allerdings nicht so einfach, wie viele vielleicht denken mögen. Karola Schulz erklärt: „Man muss eine Prüfung bei Lotto ablegen.“ Außerdem müsse ein polizeiliches Führungszeugnis vorliegen. „Man darf nicht vorbestraft sein.“

Die notwendigen Qualifikationen hatte sie bereits in der Tasche, als sie 2017 zufällig auf das online angebotene Geschäft an der Glück-Auf-Straße stieß und es übernahm. Schließlich habe sie schon vorher in einer Lotto-Annahmestelle in Gelsenkirchen-Buer gearbeitet.

Selbstständigkeit genau das Richtige

Der Schritt in die Selbstständigkeit sei für sie genau das Richtige gewesen. „Ich habe die Annonce gelesen, bin sofort hingefahren und noch am selben Abend hatten wir alles geklärt“, erinnert sich Karola Schulz.

Und so schließt sich der Kreis. Über Kleinanzeigen.de kam Karola Schulz, die in Haltern-Lippramsorf wohnt, damals an ihren Laden, auf dem gleichen Wege möchte sie ihn wieder abgeben. Und zwar bestenfalls bis Januar 2026.

Bis sich der passende Käufer gefunden hat, bleibt Karola Schulz hinter dem Tresen, verkauft Lottoscheine, Tabak und Zeitungen und hört zu. Eben wie eine gute Seele des Stadtteils.

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