Mannshohe Zäune schützen das verklinkerte Haus vor neugierigen Blicken. Wenig deutet darauf hin, dass dort vor einigen Jahren noch ein Bordell betrieben wurde. Lediglich ein umgefallenes Hinweisschild liegt neben der Straße im Gebüsch. Um Sex geht es in dem Dorstener Haus allerdings nicht mehr.
Der „Partytreff“ am Beckenkamp im Stadtteil Wulfen-Barkenberg gehört seit 2020 der Vergangenheit an. Und doch ploppt nun die Geschichte des Gebäudes wieder auf. Denn nach Informationen dieser Redaktion hat der ehemalige Betreiber des Sex-Clubs, Steuern hinterzogen. Und zwar eine hohe Summe.

„Mehr als eine Million Euro“ hinterzogen
Das Landgericht Essen schreibt in einer Pressemeldung, dass der Angeklagte „mehr als eine Million Euro“ an dem zuständigen Finanzamt in Marl vorbeigeschleust hat, da er die mit dem Bordell erzielten Umsätze und Gewinne nicht versteuert habe.
Und der 60-Jährige, so die Anklageschrift, soll versucht haben, eine weitere Million zu hinterziehen - und zwar über einen Zeitraum von vier Jahren, zwischen dem 31. Mai 2016 und dem 31. Juli 2020.
In diese Zeit fallen zudem zwei Razzien. Der Zoll und die Steuerfahndung waren federführend. Bereits 2015 ging es also um die Kontrolle der Finanzen. Die zweite Razzia ist 2019 in vier Objekten durchgeführt worden, die sich in fußläufiger Nachbarschaft zueinander befanden. Rund 30 Polizeiwagen hatten sich zuvor gesammelt.
Ermittler nehmen Spielautomaten mit
Bei der Steuerfahndung Bochum war ein Strafverfahren angesiedelt. Die Ermittler stellten damals einige Gegenstände sicher, darunter auch mehrere große Spielautomaten.
Die Razzien und die damit verbundenen Ermittlungen sorgten allerdings nicht für das Ende des Bordells. Vielmehr verantwortlich war die erste Phase der Corona-Pandemie.
Als sich das Virus im Frühjahr 2020 in Deutschland ausbreitete, gehörten Bordelle zu den Einrichtungen, die zum Schutz der Menschen schließen mussten - neben Kindergärten, Schulen, Frisören und anderen Einrichtungen. Wenige Monate später fand sich ein neuer Eigentümer aus Marl, der das Bordell in Wohnungen verwandeln wollte.
Sechs Verhandlungstage angesetzt
Wegen „besonders schwerer Steuerhinterziehung“ muss sich der Dorstener nun vor dem Landgericht Essen verantworten. Die Hauptverhandlung findet am 16. Februar (Donnerstag) statt.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien bereits am 3. Februar 2024. Außerdem wurde der Beginn der Verhandlung vom 8. auf den 16. Februar verlegt.
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