Immer wieder wird deutlich, wie sehr das Thema Umwelt die Menschen in Dorsten beschäftigt. Die einen entsorgen ihren Müll illegal - beispielsweise an einer Bundesstraße. Die anderen sammeln diesen Müll in ihrer Freizeit ehrenamtlich auf. Und wiederum andere wollen den Umweltschutz von ganz oben vorantreiben. Gemeint sind damit die Stadtverwaltung, und die Lokalpolitik.
Mehr als zweieinhalb Jahre sind seit der letzten Kommunalwahl im September 2020 vergangen. Zeit für eine Halbzeitbilanz. Welche Dinge haben die Politiker der sechs Fraktionen (CDU, SPD, Grüne, Die FRAKTION feat. die Linke, AfD und FDP) umgesetzt, welche noch nicht? Wir machen den Check und starten mit dem Schwerpunkt Umwelt. Denn der ist ebenfalls Teil der Parteiprogramme.
Keine Baumschutzsatzung seit 2008
Ein Aspekt, der auch in diesen Schwerpunkt fällt, sorgt seit Jahren für Diskussionen: die Baumschutzsatzung. Im September 2004 ist sie im Stadtrat beschlossen worden. Vier Jahre später - Ende Dezember 2008 - ist sie wieder außer Kraft gesetzt worden.
Die Konsequenz: Auf privaten und öffentlichen Flächen können Bäume einfacher gefällt werden als in andern Städten des Kreises Recklinghausen. So geschehen im August 2022. Damals gab es einen Kahlschlag auf einem gut 4000 Quadratmeter großen Grundstück in Holsterhausen im Bereich Antoniusstraße/Krusenpad. Alte Eichen, Obstbäume und Tannen fielen den Kettensägen zum Opfer.
Eine etwa 300 Jahre alte Riesen-Eiche ereilte im Februar 2023 auf einem Privatgrundstück an der Gladbecker Straße das gleiche Schicksal. Dabei war sie als „Naturdenkmal“ vorgeschlagen worden.
Wenig Zählbares vorgelegt
Vor diesem Hintergrund haben die Grünen die anderen Ratsfraktionen sowie die Stadtverwaltung aufgefordert, „den Schutz des privaten Baumbestandes nunmehr in den Fokus zu rücken und eine Baumschutzsatzung zu erlassen“. Das Urteil der Grünen nach der Hälfte der Wahlperiode: „Außer Arbeitsgruppen, Diskussionsforen und überflüssigen Beschlussvorlagen“ sei wenig Zählbares vorgelegt worden.
Seit 2020 haben Grüne und SPD mit ihren Anträgen immer wieder versucht, die Baumschutzsatzung wieder einzuführen. Auch der CDU liege der Schutz des Baum- und Grünbestandes am Herzen. An einer Baumschutzsatzung hatte die Fraktion mit der absoluten Mehrheit jedoch Bedenken geäußert. Ein Argument: Unmittelbar vor Einführung einer Baumschutzsatzung würden erfahrungsgemäß viele Bäume gefällt. Sie würde so dem eigentlichen Ziel, also dem Schutz des Bestandes, sogar schaden.
Derzeit arbeite die Stadtverwaltung weiter intern am Thema Baumschutz, schreibt Stadtsprecher Ludger Böhne auf Nachfrage. Daher gebe es bislang nur interne Arbeitsstände.
Böhne kündigt jedoch an, dass die Stadtverwaltung die entsprechenden Fachausschüsse (Bau-, Umwelt- und Planungs-, Haupt- und Finanzausschuss) über die Ergebnisse im Herbst informieren wolle.
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