Der Mann, der auf den Aufnahmen aus dem Gerichtssaal zu sehen ist, trägt den Dienstanzug der Bundeswehr. Genauer gesagt den grauen Dienstanzug des Heeres, der für offizielle Anlässe vorgesehen ist. Gesendet hat die Bilder die als rechtsextrem geltende Nachrichtenplattform „Auf1“. Der Mann ist Beschuldigter in einem Prozess am Amtsgericht im nordhessischen Fritzlar.
„Auf1“ und der AfD Kreisverband Schwalm-Eder machen den Namen des Mannes öffentlich: Die zuständige Staatsanwaltschaft werfe Pascal Gasch vor, „den Befehl zur Corona-Injektion verweigert zu haben“, heißt es weiter. „Auf1“ bezeichnet Pascal Gasch deshalb als „Mut-Soldaten“.
AfD-Vorstandmitglied in Dorsten
Pascal Gasch, das berichten „Auf1“ und der AfD Kreisverband Schwalm-Eder nicht, ist im Vorstand des Dorstener AfD-Stadtverbandes aktiv. Als stellvertretender Sprecher des Stadtverbandes steht er in der zweiten Reihe hinter Simone Paulsen. Außerdem wird Pascal Gasch wohl ab September 2025 neben Simone Paulsen und dem Bürgermeisterkandidaten Jürgen Chmielecki zur neuen AfD-Fraktion im Dorstener Stadtrat gehören.
Der konkrete Vorwurf gegen den Unteroffizier laute „Gehorsamsverweigerung“, erklärt Horst-Ulrich Schönhofen, Direktor des Amtsgerichtes Fritzlar. Dafür, ergänzt er, stünde eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe im Raum.
Zum Hintergrund: Soldatinnen und Soldaten sind dienstlich verpflichtet, „militärisch notwendige Infektionsschutzmaßnahmen“ zu dulden. Auf dem Höhepunkt der Covid-19-Pandemie im November 2021 wurde der Katalog „verpflichtender Basisimpfungen“ um die Covid-19-Impfung erweitert. Im Mai 2024 rückte die Bundeswehr von der „Duldungspflicht“ hinsichtlich dieser Impfung ab, hin zu einer „nachdrücklichen Empfehlung“.
Unterstützung aus Dorsten
Mehrere Besucher verfolgten Mitte März den ersten Prozesstag direkt vor Ort im Amtsgericht Fritzlar. Darunter auch Simone Paulsen und Daniel Zerbin, ehemaliges AfD-Landtagsmitglied für den Dorstener Wahlkreis und nun frischgebackenes Bundestagsmitglied für den Wahlkreis Bochum-Herne II. Beide sind gut zu erkennen auf einem Foto, das auf „X“ (Twitter) kursiert.
Auch Tobias Ebenberger, AfD-Bundestagsmitglied für den Rhein-Sieg-Kreis I, schaute sich den ersten Verhandlungstag an. Gegenüber „Auf“ sprach er von einem „Schau-Prozess“ mit „politischem Charakter“, bei dem Soldaten „malträtiert“ und „geärgert“ würden.
Urteil steht noch aus
Bis ein Urteil fällt, wird es derweil noch mehrere Monate dauern. Amtsgerichtsdirektor Horst-Ulrich Schönhofen erklärt, dass am ersten Prozesstag einige als Zeugen geladene Bundeswehrangehörige keine Aussagegenehmigung ihrer Vorgesetzten hatten.
Nach den ersten beiden Prozesstagen Mitte und Ende März sind zwei weitere Prozesstage angesetzt: Und zwar am 15. und 22. September 2025, unmittelbar nach der Kommunalwahl.