Sein Wunschberuf - nein, das sei die Ausbildung zum Bankkaufmann seinerzeit nun wirklich nicht gewesen. „Ich komme von einem kleinen Bauernhof, ich hätte mir deshalb gut eine Lehre in einer Gärtnerei vorstellen können“, sagt Matthias Feller.
Doch Mitte der 1970er gab es nur wenig offene Lehrstellen, deshalb musste der damals 18-jährige Dorstener eine Menge Bewerbungen schreiben, um überhaupt einen Ausbildungsplatz zu bekommen. „Es hätte also durchaus bei der Volksbank sein können, wenn ich von denen eine Zusage bekommen hätte.“
Doch es war die „Konkurrenz“, die dem Abiturienten der Höheren Handelsschule Gladbeck damals eine Ausbildungsstelle anbot - die Dorstener Filiale der Kreissparkasse, damals noch am alten Standort am Marktplatz (heute C&A) gelegen. An seinen ersten Arbeitstag erinnert sich Matthias Feller genau. „Es war der 2. August 1976, ein Montag“, als er - „relativ leidenschaftslos“, wie er sagt - seinen „Azubi-Platz“ antrat.
Heute letzter Arbeitstag
Genau 47 Jahre danach ist nun Schluss, offiziell zum Ende dieses Monats geht der 65-Jährige in den Ruhestand - doch bereits am heutigen Freitag (14.) ist sein letzter Arbeitstag. In dieser langen Berufszeit hat er Karriere gemacht, ist vom Azubi zum „Chef“ aufgestiegen - denn er hat die letzten 24 Jahre als Marktbereichsdirektor den 1999 neu errichteten Dorstener Standort der Sparkasse Vest Recklinghausen an der Julius-Ambrunn-Straße geleitet. Hat sich außerdem in dieser Eigenschaft und auch als Privatmann schwer verdient um das gemeinnützige Leben in seiner Heimatstadt gemacht.
Und hat schon vor langer Zeit doch die Leidenschaft für seinen Beruf entdeckt. „Ich habe nämlich schnell gemerkt, dass mir der Kontakt sowohl mit den Privat- als auch mit den Firmenkunden unglaublich viel Spaß gemacht hat.“

Nach Ausbildung, Bundeswehrzeit und dem Sparkassen-Betriebswirtschaftsstudium war Matthias Feller stellvertretender Leiter der Geschäftsstelle Wulfen, leitete eine Zweigstelle in Recklinghausen, arbeitete in der Firmenkreditabteilung, in der Innenrevision und leitete vor der Aufgabe in Dorsten das Vorstandssekretariat in der Recklinghäuser Zentrale der Sparkasse Vest.
Naturgemäß hat sich der Bank-Alltag im Laufe der Zeit verändert. Matthias Feller nennt die Computer-Technik und die Digitalisierung („Als ich 1976 anfing, arbeiteten wir allein mit Vordrucken, die in den Regelfächern der Schrankwände gelagert wurden“), die Auswirkungen der bundesweiten Bafin-Affäre um den Baulöwen Schneider Mitte der 90er-Jahre („Die hatte erhebliche Verschärfungen der Kontrollfunktionen auch für Kreditinstitute wie uns zur Folge“) und die weltweite Bankenkrise 2010/2011 („die selbst bei unseren Mitarbeitern am Selbstbewusstsein nagte“).

Dazu die Erschütterungen der jüngsten Zeit wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Konflikt und die Energiekrise („Da mussten wir auch viele Gespräche mit betroffenen Kunden führen, die nicht so angenehm waren und in denen wir Lösungen finden mussten“). „Und wer hätte früher gedacht, dass es mal Negativzinsen von minus 1,5 Prozent geben würde - und die Zinsen innerhalb von nur zehn Monaten wieder auf plus drei Prozent ansteigen würden?“
Auch die Banklandschaft in Dorsten habe sich verändert. Keine Filiale der Commerzbank mehr, keine Deutsche Bank, keine Dresdner Bank. „Wir aber haben schon vor 14, 15 Jahren darauf aufgepasst, dass wir trotz zurückgehender Bevölkerung in Dorsten nicht nur den Marktanteil halten, sondern trotz der schwierigen Marktsituation wachsen“, so Feller. Er ist stolz darauf, dass die Sparkasse inzwischen „Platzhirsch und das größte Kreditinstitut in der Stadt“ sei, betont er mit Blick auf den Mitbewerber auf der Straße gegenüber.
Wie gut die Sparkasse Vest wirtschaftet, zeige sich auch an der Summe, die das Institut jährlich als Teil ihrer Erträge an ehrenamtliches Engagement und gemeinnützige Projekt ausschüttet. „Das müssen wir tun, wir können es aber auch“, so Feller. In diesem Jahr würden erneut Schecks in einer Gesamthöhe von mehr als 115.000 Euro an Initiativen und Vereine in Dorsten verteilt.

Über dieses „Gießkannen-Prinzip“ hinaus hat die Sparkasse in den vergangenen mehr als 20 Jahren auch unzähligen weiteren Einzel-Projekten Unterstützung angedeihen lassen - und immer war Matthias Feller dafür gerne der „Mit-Entscheider“und vor allem der Scheck-Überbringer. Von Kunstrasen-Plätzen für Sportvereine über die religiöse „Brückenschlag“-Reihe bis zur Restaurierung von alten Stadtbüchern, von den Heimathäusern in Hervest und Lembeck über Neujahrskonzerte der Neuen Philharmonie Westfalen bis zum Groß-Sponsoring des Stadtjubiläums 2001 und von Stadtfesten.
Herz für die Kultur
Besonders engagiert hat sich Feller immer für die Kultur in der Stadt. Dabei schlägt sein Herz seit über 20 Jahren vor allem für die Arbeit des Kunstvereins „Virtuell-Visuell“, dem er auch als (Vorstands-)Mitglied angehörte. „Mit der Hochkultur, wenn man sie denn so bezeichnen will, Akzente setzen können, finde ich für den Dialog einer Stadtgesellschaft sehr spannend und wichtig“, sagt er.
Matthis Feller, der früher auch als Musiker und Dirigent für das Blasorchester St. Antonius tätig war, erklärt: „Durch mein Elternhaus habe ich eine große Portion soziales Gewissen und Verantwortungsgefühl für die Gesellschaft mitbekommen.“ Er ist aktiv im Holsterhausener Kirchenvorstand, Aufsichtsrat des KKRN-Krankenhauses, Vorsitzender der St. Elisabeth-Krankenhaus-Stiftung, engagiert sich für die Schwangerschaftskonflikt-Beratung „Donum Vitae“ und hat die Holsterhausener Stadtteilkonferenz ins Leben gerufen.
„Einige dieser Aktivitäten werde ich nun langsam ausschleifen lassen“, kündigt er im Hinblick auf den Ruhestand an. Wie er diesen gestalten will? „Erst mal ein halbes Jahr nicht viel tun und es dann mit meiner Frau Jutta besprechen.“ 100.000 Haustiere hat er sich jedenfalls schon mal angeschafft - drei Bienenvölker nämlich, „aus ökologischen Gründen“.

Vorher allerdings ist noch eine kurze offizielle Verabschiedung von Matthias Feller samt Begrüßung seins Nachfolgers Oliver Göttlich und die diesjährige Spendenübergabe an einzelne Vereine vorgesehen - und zwar am heutigen Freitag (14.) ab 19.30 Uhr im Amphitheater des Bürgerparks von Maria Lindenhof. Nämlich zu Beginn des Konzertes der Big Band Dorsten, deren Auftritt die Sparkasse Vest als Geschenk an die Dorstener Bürger sowie an die Arbeit des Bürgerparkvereins und des Schaukelbaum-Veranstaltungs-Teams finanziell unterstützt.
Verabschiedung im Bürgerpark
„Dieser Rahmen passt perfekt“, so der scheidende Marktbereichsdirektor. Denn auch der Bürgerpark gehört zu seinen Lieblings-Projekten in Dorsten. Und so schließt sich der Kreis.
Matthias Feller hat mithilfe seines Arbeitgebers zwar nicht als Gärtner, der er einst werden wollte, sondern in Form von vielfältiger finanzieller Unterstützung für die dortige „Stadtkrone“, für die „Talking Heads“-Kunstbänke und das Veranstaltungsprogramm dafür gesorgt, dass das neue „grüne Herz der Stadt“ vor allem als Ort der Begegnung und der Kultur gehegt und gepflegt wird und somit ordentlich wachsen und gedeihen kann.
Brückensperrung in Dorsten: Landwirte und Schulkinder beklagen vermeidbare Umwege
Bagger reißen Wulfener Markt ab: Dagmar Stobbe verrät, wann das Gebäude weg sein soll
Kinder-Betreuung in Dorsten: Mutter sieht keine positive Entwicklung