Stadtrat in Dorsten „Schatten-Propagandist“ ersetzt früheren Bürgermeisterkandidaten

„Schatten-Propagandist“ ersetzt früheren Bürgermeisterkandidaten
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Es ist still geworden um Die PARTEI in Dorsten. Auf der vormals sehr aktiven Facebook-Seite ist seit einem Jahr nichts mehr gepostet worden. Bei den Ratssitzungen war die gemeinsame Fraktion aus Satirepartei und Die Linke genauso lange nicht mehr vollständig anwesend. Der Platz von Simon Rodriguez Garcia blieb regelmäßig leer.

„Das liegt daran, dass ich mich verselbstständigt habe“, sagt Rodriguez Garcia. Der Bürgermeisterkandidat bei der Kommunalwahl 2020 hat im vergangenen Jahr eine Kampfsportschule in Dorsten-Hervest übernommen und kann aus Zeitgründen nicht mehr an den Sitzungen der politischen Gremien teilnehmen. „Der eigentliche Grund ist aber, dass mir als ehemaligem Petrinum-Schüler die Aufwandsentschädigung nicht hoch genug ist, um mir mehrfach im Monat das Gelaber von Friedhelm Fragemann anhören zu müssen.“

Nachfolger wird Boris Benkhoff, der sämtliche Sitze seines Parteifreundes in Rat, Sportausschuss, Jugendhilfeausschuss, Schulausschuss und der Kommission zur Förderung der öffentlichen Sicherheit übernimmt. „Wir sind seit 25 Jahren befreundet und sind uns von der Einstellung her sehr ähnlich“, so Rodriguez Garcia. „Im Prinzip wechseln nur die Körper.“

Anzeige wegen Karikatur

Boris Benkhoff ist einer der Mitbegründer des Dorstener Ortsverbands der PARTEI und war damals der erste Vorsitzende. Einen Tag nach der Gründung im Jahr 2019 machte der 38-Jährige Schlagzeilen, als er während einer AfD-Wahlkampfveranstaltung eine Karikatur von Bürgermeisterkandidat Marco Bühne anfertigte. Der AfD-Politiker fand das gar nicht lustig und zeigte Benkhoff wegen Beleidigung an.

Die Geschichte schlug hohe Wellen. Der Bundesvorstand der PARTEI bekam Wind davon und sicherte Benkhoff Unterstützung zu. „Die haben gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen brauche und dass sich die Rechtsabteilung schon darauf freue.“ In der Sache habe er aber nie wieder etwas gehört. Im Rat kommt es demnächst zum Wiedersehen mit Bühne, der zu Jahresbeginn in die Ratsfraktion der AfD zurückgekehrt ist.

Simon Rodriguez Garcia
Simon Rodriguez Garcia zieht sich aus den politischen Gremien in Dorsten zurück, bleibt aber PARTEI-Mitglied. © Diebäcker (Archiv)

Benkhoff ist als Sozialarbeiter in der Kinder- und Jugendhilfe tätig. Sozial- und Bildungspolitik interessiere ihn da schon wegen der fachlichen Nähe. „Eigentlich müsste die Frage aber lauten, was mich nicht interessiert“, sagt er. „Das ist wohl der Haupt- und Finanzausschuss, da würde ich mich eher langweilen.“

Grundsätzlich wolle er mit seiner Fraktion den Finger in die Wunde legen und Transparenz schaffen. „Gegen den schwarzen Block (CDU-Mehrheitsfraktion, Anm.) kommen wir mit unserer Stimme nicht an. Aber wir können zeigen, dass es auch Spaß machen kann, sich durch dröge Lokalpolitik zu wuseln.“

Seit 2020 sei er eher als „Schatten-Propagandist“ unterwegs gewesen, sagt der Dorstener. „Jetzt starten wir wieder durch.“ Das gilt auch für den Social-Media-Auftritt des Ortsverbands. Teilzeit-Karikaturist Benkhoff ist der kreative Kopf hinter den meisten Social-Media-Beiträgen der Partei.

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