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Die Coronakrise hat die heile Familienwelt auf den Kopf gestellt
Ehe- und Familienberatung
Das Coronavirus stellt Familien auf eine harte Belastungsprobe. Deutlich mehr Eltern und Kinder hatten im Lockdown gravierende Probleme und suchten Rat und Hilfe.
Beate Borgmann ist Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Katholischen Kirche. Sie fasst die Beratungsarbeit für das Jahr 2020 so zusammen: „Das zurückliegende Jahr hat aufgrund der Corona-Pandemie Menschen vor extreme Herausforderung gestellt. Bereits bestehende Belastungen wie Ängste, soziale Isolation, psychische Erkrankungen und Beziehungskonflikte zeigten sich in verschärfter Weise.“
Das spiegeln die Beratungszahlen wider: Der Anteil der Paargespräche einschließlich der Kontakte aus Paargruppen liegt mit 42 Prozent deutlich über dem Durchschnitt auf Bistumsebene, heißt es im Jahresbericht. Die häusliche Zwangsgemeinschaft hat Paare und Familien mit Kindern an den Rand ihrer Möglichkeiten getrieben: „Sie alle hatten ja im Lockdown nicht die Möglichkeit, auszuweichen, gewohnten Aktivitäten nachzugehen.“
Klassische Rollenbilder wurden bedient
Insbesondere die klassischen Rollenbilder seien im Lockdown extrem bedient worden: „Frauen waren im noch höheren Maß als sonst für die Betreuung der Kinder zuständig.“ Die beruflichen Tätigkeiten im Homeoffice zu erfüllen und das Schulprogramm der Kinder parallel zu begleiten, habe viele Frauen überfordert: „Sie klagten über Erschöpfung, schlaflose Nächte und depressive Verstimmungen.“
Dabei seien einige von ihnen zu Beginn des Lockdowns noch angetan gewesen von der Familienzeit: „Ach, das ist richtig gut, dass wir jetzt zu Hause bleiben können. So viel Zeit hatten wir noch nie miteinander“, sollen sie gesagt haben. Je länger der Lockdown dauerte, desto mehr seien Belastungen zutage getreten und hätten die Anzahl der Nachfragen in der Beratungsstelle in die Höhe getrieben.
Beate Borgmann: „Corona ist wie ein Brennglas, unter dem sich Konflikte zeigen, die vorher schon da waren.“ Die Balance zwischen Bindung und Distanz sei im Lockdown ins Wanken geraten: „Paare und Eltern und Kinder mussten Bedingungen neu aushandeln.“
Die Ehe- und Familienberatung hat mit neuartigen, Corona-konformen Formaten auf die gestiegene Nachfrage reagiert: „Wir haben viel telefoniert, Mail- und Videoberatungen waren ebenfalls möglich“, sagt Borgmann. So fanden 246 Menschen zum Team. 486 Kontakte wurden in Anspruch genommen.
Gestärkt aus der familiären Krise
„Unsere Aufgabe ist es, fragile Verhältnisse zu stabilisieren, persönliche Ressourcen zu aktivieren. Zusammenzubleiben heißt, Beziehungsarbeit zu leisten. Wir geben Impulse, wie das gelingen kann“, sagt Borgmann. Es sei beeindruckend gewesen, wie die Menschen gestärkt aus der familiären Krise hervorgegangen sind.
Die Beratungsarbeit endet mit dem Lockdown-Ende nicht. Interessenten wenden sich für Erstkontakte an das Büro unter (02362) 2 43 29 oder efl-dorsten@bistum-muenster.de
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
