
© Robert Wojtasik
Deutsch-ungarische Freundschaft: Beide drücken Jogis Jungs die Daumen
Fußball-EM
Ende der 80er kam Tamás Sindula aus Ungarn nach Dorsten. Seitdem ist er mit dem Dorstener Oliver Moritz befreundet und hat sich von dessen Fußball-Leidenschaft anstecken lassen.
Deutschland gegen Ungarn - in einem Pflichtspiel trafen diese beiden Mannschaften zuletzt im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 aufeinander. Favorit Ungarn lag schnell mit zwei Toren vorne. Doch die Deutschen drehten die Partie und wurden Weltmeister. Als „Wunder von Bern“ ging das Spiel in die Geschichte ein.
Fast 70 Jahre später sind die Vorzeichen umgedreht. Ungarn ist der große Underdog, wenn an diesem Mittwoch (23. Juni) um 21 Uhr das Match gegen Deutschland angepfiffen wird. Für beide Teams geht es um den Einzug ins Achtelfinale der Europameisterschaft.
Deutsch-ungarische Freundschaft hält schon über 30 Jahre
Oliver Moritz und Tamás Sindula freuen sich riesig auf das Spiel, das als gemeinsames Familien-Event im Hause Moritz in Hervest geguckt wird. Ihre deutsch-ungarische Freundschaft hält schon seit über 30 Jahren. Kein Fußballspiel könnte einen Keil zwischen die beiden treiben - dieses schon gar nicht.
„Ich bin auch für Deutschland“, sagt Tamás Sindula, der Ende der 1980er-Jahre aus Ungarn nach Dorsten kam, um hier als Zahntechniker zu arbeiten. Der 58-Jährige lebt inzwischen länger in Deutschland, als er in Ungarn gelebt hat, und fühlt sich hier zu Hause.
Als Tamás Sindula seinen Job in einem Dorstener Labor antrat, absolvierte Oliver Moritz dort gerade eine Ausbildung zum Zahntechniker. „Er war der erste, der mal gesagt hat: Komm, wir gehen eine Pizza essen“, erzählt Tamás Sindula. Übers gemeinsame Sporteln entwickelte sich schnell eine Freundschaft, die bis heute hält.
Vorübergehend aus den Augen verloren die beiden sich lediglich, als Oliver Moritz fürs Studium nach Münster ging. Später besuchten ihre gleichaltrigen Kinder dieselbe Kita und freundeten sich an, was auch die Väter wieder zusammenführte. Oliver Moritz arbeitet heute als Zahnarzt mit eigener Praxis in Wulfen. Tamás Sindula ist als Zahntechniker mit eigenem Labor in Essen tätig.
Das Geheimnis ihrer langen Freundschaft? „Im Notfall würden wir uns natürlich helfen, aber grundsätzlich haben wir beruflich nichts miteinander zu tun“, sagt Oliver Moritz. „Wenn es nicht ums Geld geht, sondern nur um den Charakter und die Freundschaft, ist es am besten.“
Fußballverrückter im positiven Sinne
Oliver Moritz ist ein Fußballverrückter im positiven Sinne. Er sammelt historische Erinnerungsstücke, wie Pokale, Torwarthandschuhe, Wimpel oder Fußballschuhe. Seine Begeisterung hat längst auf Tamás Sindula abgefärbt, der ursprünglich wenig mit Fußball am Hut hatte. 2018 schauten die Familien gemeinsam WM-Spiele am Plattensee, jetzt geht es in Hervest weiter.
Der Fußball hat seinen Teil zur Freundschaft beigetragen, wenngleich er nicht die Hauptrolle gespielt hat. Die schönste Nebensache eben. Dass Deutschland gegen Ungarn den Einzug ins Achtelfinale schafft, daran haben beide keine Zweifel.
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
