„Der Wahnsinn“ – über die Hälfte der Schulen im Kreis kämpft mit Corona

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„Der Wahnsinn“ – über die Hälfte der Schulen im Kreis kämpft mit Corona

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Der leichte Lockdown soll die Welle brechen: Gastronomie zu, Schulen und Kindergärten offen. Die Frage ist bloß: Wie lange kann das gut gehen? Zahlen des Kreises geben Anlass zur Sorge.

Dorsten

, 10.11.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Kreisgesundheitsamt hat alle Hände voll zu tun. Bei 2099 aktuell Infizierten und einem Inzidenzwert von 205,5 (Stand: 10.11.) sind die Mitarbeiter längst an ihren Belastungsgrenzen angelangt.

Landesweit steigende Quarantänezahlen in Schulen lassen Zweifel an den Maßnahmen wachsen.

Erschreckende Zahlen

Der Kreis Recklinghausen gibt auf Anfrage der Redaktion erschreckende Zahlen bekannt: Aktuell haben 93 von 169 Schulen kreisweit mit Corona-Fällen zu tun.

In mehr als der Hälfte aller Schulen (Stand: 9.11.) stecke das Gesundheitsamt in der Kontaktnachverfolgung, so Pressesprecherin Lena Heimers. Das kann auch bedeuten, dass an der betroffenen Einrichtung noch Tests laufen oder die Quarantäne noch nicht um ist.

„Die Größenordnung ist echt der Wahnsinn“, gibt Heimers zu. Am vergangenen Montag (9.11.) seien die Zahlen auch Thema im Krisenstab gewesen.

Diese Schulen und Kindergärten sind in Dorsten betroffen

In Dorsten sind momentan folgende Schulen von Corona betroffen: Albert-Schweitzer-Grundschule, Gymnasium Petrinum, St.-Ursula-Gymnasium und St.-Ursula-Realschule, Neue Schule und die Antoniusschule.

Auch in den Kindergärten Dorstens spitzt sich die Lage zu. Mit folgenden Einrichtungen befasst sich das Gesundheitsamt momentan: Pestalozzi-Kita, St.-Paulus-Kita, Kita Heilig Kreuz, Kita St. Johannes, Kita St. Josef, Kindergarten Marler Straße.

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Auf Anfrage erklärte Schulleiterin Miriam Baumeister von der Realschule St. Ursula, dass aktuell eine Schülerin positiv getestet sei. Mit ihr seien fünf weitere Schüler, die als Kontaktpersonen identifiziert wurden, in Quarantäne. „Die Anordnung endet in einer Woche“, so die Schulrektorin.

Bisher sei die Schule gut durch die Krise gekommen: „Kein Lehrer war oder ist betroffen gewesen, somit konnte bislang Unterricht nach Plan stattfinden.“

Susanne Bender leitet die Neue Schule.

Susanne Bender leitet die Neue Schule. © Archiv

An der Neuen Schule sind zwei Schüler positiv auf das Coronavirus getestet worden. Wie die Schulleitung am vergangenen Freitag (6.11.) auf ihrer Homepage bekannt gab, sind die zwei infizierten Kinder sowie 13 Schüler, die vom Gesundheitsamt als direkte Kontaktpersonen identifiziert wurden, in Quarantäne.

„Je ein Kind der Klasse 5d und der Klasse 5e sind in den letzten Tagen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Beide Kinder haben natürlich sofort den Schulbesuch unterbrochen“, teilt die Neue Schule auf ihrer Homepage mit.

„Gestern haben wir noch von einem dritten Kind erfahren, dass positiv getestet wurde“, so Schulleiterin Susanne Bender. „Das Kind war aber vorher nicht im Unterricht.“

Zwei weitere Lehrer sind in Quarantäne, weil sie als Kontaktpersonen von Infizierten die Anordnung von ihrem zuständigen Gesundheitsamt erhalten haben.

Entwarnung: Kein Ausbruchsgeschehen

Wenngleich die schiere Menge an betroffenen Einrichtungen erschreckt, kann Lena Heimers doch beruhigen: „Wir haben kein Ausbruchsgeschehen bei den Fällen festgestellt. Es handelt sich um Einzelfälle.“

Die AHA-Regeln greifen also offenbar: Selbst wenn Kinder erkranken, verbreitet sich das Virus nicht auf die gesamte Schülerschaft.

Komme es zu einem Ausbruchsgeschehen, könne der Kreis eingreifen. Momentan seien aber nur Empfehlungen möglich. Die Maskenpflicht an Grundschulen und die Absage des Schulschwimmens hat der Kreis beispielsweise vorgeschlagen.

So kann der Kreis reagieren

Der Krisenstab informiert das Land regelmäßig über die Entwicklungen, ebenso stehe man mit der Bezirksregierung im regelmäßigen Austausch. Auch der Landtag muss sich mit der Situation an Schulen befassen. In einer dringlichen Anfrage forderte Sigrid Beer (Grüne) Konzepte für die Schulen angesichts der hohen Zahlen.

Bisher habe der Kreis sich nicht explizit an das Land gewandt, um auf eine eventuell unkontrollierbare Situation an Schulen und in Kitas hinzuweisen. Zuletzt habe der Kreis Recklinghausen nach den Sommerferien gegen die Vorgaben des Landes klar Stellung bezogen, als die Maskenpflicht an Schulen abgeschafft wurde: „Die Kontaktnachverfolgung ist dann sehr viel schwerer. Die Masken minimieren das Ansteckungsrisiko“, so Lena Heimers.