
© Grafik: Martin Klose
Der „große Unbekannte“ mischt in Dorsten die Bürgermeister-Wahl auf
Kommunalwahl 2020
Vier Kandidaten werden sich in Dorsten um das Bürgermeisteramt bewerben. Die Grünen sagen aber nur, wer ihr Kandidat nicht ist. Es gibt auch erste Reaktionen von anderen Parteien.
Politische Verantwortung“ wollen sie übernehmen. Der „Demokratie verpflichtet“ fühlen sie sich. Bei der Erklärung, warum sie nun doch einen Bürgermeister-Kandidaten aufstellen, bedienen sich die Grünen des üblichen, wohlklingenden Vokabulars. Nun den Namen des „großen Unbekannten“ wollen sie nicht vor der Mitgliederversammlung am 18. Juli verraten.
Der Kandidat macht erst mal Urlaub
Am Tag nach der überraschenden Ankündigung erklärte Vorstandssprecher Claas Römer die Geheimniskrämerei am Donnerstag so: „Das machen wir aus Schutz für denjenigen oder diejenige. Es wird ja demnächst einiges auf die Person einprasseln.“ Bevor die Mitglieder grünes Licht geben, macht der Grüne-Kandidat - oder die -Kandidatin - ohnehin erst mal eine Woche Urlaub.
Eigentlich hatten die Grünen schon Anfang des Jahres entschieden, keinen Bürgermeister-Kandidaten zu nominieren. Doch nach dem Rücktritt von Jennifer Schug (SPD) hat die Partei umgedacht. „Das war wie im Januar eine eindringliche Diskussion“, bestätigte Römer. Damals gab es eine knappe Mehrheit gegen einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten, nun haben sich die internen Mehrheitsverhältnisse geändert.
Auch Claas Römer hat nach eigenem Bekunden das Lager gewechselt und befürwortet einen Spitzenkandidaten, der „eine echte und ernstzunehmende Alternative“ sein soll. „Es ist an der Zeit, dass wir den Anspruch haben, einen eigenen Kandidaten aufzustellen.“
„Der Bürgermeister polarisiert auch“
Er selbst und seine Vorstandskollegin Susanne Fraund seien es definitiv nicht, auch der designierte neue Fraktionsvorsitzende Thorsten Huxel habe berufsbedingt abgewunken. Doch die Grünen sind überzeugt, angesichts steigender Sympathiewerte bundesweit im Dorstener Wahlkampf eine gute Rolle spielen zu können. „Es gibt viele Menschen, die Tobias Stockhoff unterstützen“, sagte Claas Römer am Donnerstag, „aber er polarisiert eben auch. Deshalb rechnen wir mit viel Unterstützung, nicht nur aus den Reihen von Linken und SPD.“
Ob es aus dem „roten Lager“ tatsächlich eine Wahlempfehlung für den Grünen-Kandidaten gibt, ist indes unsicher. SPD-Spitzenkandidat Friedhelm Fragemann betonte am Donnerstag, dass es für ihn derzeit „keine Veranlassung gibt, eine Wahlempfehlung auszusprechen“. Er räumte allerdings auch ein, dass sich die Sozialdemokraten noch nicht mit dem Thema befasst haben. Das geschieht sicherlich, wenn Fragemann nächsten Donnerstag aus seinem Tirol-Urlaub zurückkehrt.
Wilhelm Zachraj (Die Linke) will die Unterstützung seiner Partei zum einen davon abhängig machen, „wer die Person ist“. Außerdem geht er davon aus, „dass die Grünen uns ansprechen werden, wenn sie unsere Hilfe haben möchten“.
Die FDP ist bei Stockhoff
Die FDP hält an ihrem Beschluss, keinen Bürgermeister-Kandidaten aufzustellen und Amtsinhaber Tobias Stockhoff (CDU) zu unterstützen, fest. „Wir respektieren die Entscheidung der Grünen, die Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten für den Wähler zu erhöhen“, sagte Parteichef Rüdiger Bente. „Wir werden dem mit einer intensiveren Werbung für den amtierenden Bürgermeister begegnen.“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
