Montagvormittag mussten die Schiffe auf dem Wesel-Datteln-Kanal ihre Geschwindigkeit auf 7 km/h drosseln. Radfahrer können am Bootshaus der Freien Kanufahrer nicht weiter auf dem Deich fahren: Am Wochenende ist hier ein Stück des Weges abgesackt. Feuerwehr und Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Westdeutsche Kanäle waren am frühen Sonntagabend ausgerückt, nachdem die Kanuten Alarm geschlagen hatten. „Wir haben schon am Samstag gesehen, dass mit dem Weg etwas nicht stimmte“, erzählen Dustin Kania und Fabienne Lemke, die am Montag am Bootshaus die Stellung halten. Am Sonntagnachmittag sei der Weg noch weiter abgesackt gewesen. Auch ein etwa zehn Meter langer Riss im Boden ließ sich ausmachen.

„Wir wollten dann doch nicht bis Montag warten und haben Meldung gemacht“, sagt Vereinsvorsitzender Alexander Onda. Nach der ersten Begutachtung vor Ort waren am Sonntagabend viele Fragen offen: Könnten Tiere wie Nutria mit ihren Gänge den Deich unterhöhlt haben? Gibt es ein Problem am Übergang Spundwand/Uferbefestigung? Zur Sicherheit aller wurde noch am Abend der Weg auf dem Deich, der auch von Spaziergängern und Radfahrern genutzt wird, gesperrt. Bernd Koop, Dienststellenleiter des Außenbezirks Dorsten des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Westdeutsche Kanäle, informierte seine Mitarbeiter und bestellte sie für Montagmorgen gleich nach Marl zum Bootshaus, Am Kanal 264.
Ein vierköpfiges Tauchteam erkundete die Lage vom Wasser aus. Schnell war aber klar, dass es dort keinen Schaden gibt. „Es war nichts zu sehen“, fasst Wasserbauingenieur Bernd Koop zusammen. Parallel kam auf dem Deich ein Mini-Bagger zum Einsatz. Auch die Pflastersteine vor dem Bootshaus nahmen Mitarbeiter nach und nach auf. „Gefunden haben wir nichts gravierendes, es handelt sich lediglich um eine Unterspülung“, fasst Bernd Koop zusammen und wehrt die Anschlussfrage lachend ab: „Wieso, weshalb, warum - keine Ahnung.“ Wurzeln könnten abgestorben und eingetrocknet sein, auch Regenwasser könne Schuld sein. „Wasser geht immer den leichtesten Weg“, so Bernd Koop.

Sein Team werde den Montag damit verbringen, den Weg im betroffenen Bereich - geschätzt ca. 30 Quadratmeter - aufzunehmen. „In den nächsten Tagen werden wir neues Material aufbringen und müssen dann wieder pflastern“, so der Dienststellenleiter. Die Tragschicht wird aus Schotter angelegt. Darüber kommt als Verschleißschicht Dolomit-Sand. Gut eine Woche, schätzt er, werde der Abschnitt Baustelle bleiben.
Für die Kanuten heißt das, dass sie sich Alternativen suchen müssen. Denn betroffen ist genau der Bereich, den sie vom Bootshaus zum Kanal queren, um ihre Boote zu Wasser zu lassen. Das After-Work-Paddeln am Dienstagabend könne vor Ort nicht stattfinden. „In unserer WhatsApp-Gruppe sind alle informiert“, sagt Dustin Kania. Vorsitzender Alexander Onda (25) bleibt gelassen: „Wir fahren sonst mit den Booten an den Wochenenden auch schon mal zu anderen Stellen oder Gewässern - das ist kein Problem.“ 90 Mitglieder zählt der Verein aktuell, viele seien aktive Mitglieder. „Der Dienstag ist unser einziger Trainingsabend, die meisten kommen so, wie sie Lust haben, aufs Wasser zu gehen“, so Alexander Onda, der den Verein seit 2022 führt.

Erst in der vergangenen Woche ist Dammläufer Stefan Heier noch am Bootshaus auf Kontrolltour gewesen, aufgefallen ist ihm da noch nichts. Einmal im Monat ist er auf diesem Abschnitt des Kanals unterwegs. „Öfter ist hier nicht notwendig - der Damm steht hier seit 1985 stabil“, meint Bernd Koop.
Schiffe dürfen nun wieder mit normaler Geschwindigkeit an Marl vorbeifahren. Als noch unklar war, ob der Schaden auf Wasserseite lag, galt es, Sog- und Schwallbewegungen zu vermeiden.
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