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Dorstens Dechant Stephan Rüdiger: „Wir kämpfen mit den Abgründen!“
Katholische Kirche
Sogar der spätere Papst Benedikt XVI. soll in den Missbrauchsskandal im Erzbistum München verstrickt gewesen sein. Katholiken in Dorsten sind entsetzt und fürchten die Auswirkungen vor Ort.
Hunderte Kinder und Jugendliche sind in den letzten Jahrzehnten im Erzbistum München missbraucht worden - und das offenbar teilweise mit Billigung des späteres Papstes Benedikt XVI. Dorstens Dechant Dr. Stephan Rüdiger macht sich deshalb große Sorgen, welche Auswirkungen der neuerliche Skandal auf das kirchliche Leben in Dorsten haben könnte.
„In den Pfarrgemeinden vor Ort wird so viel Gutes getan, wird so viel ehrenamtliches Engagement an den Tag gelegt“, sagte der Pfarrer von St. Agatha am Freitag. „Es ist total schade, dass medial eben diese positiven Aspekte kaum wirklich wahrgenommen werden können, weil die Kirche mit ihren Abgründen zu kämpfen hat.“
Rückmeldungen von Ehrenamtlichen seiner Gemeinde hatte Stephan Rüdiger am Freitag noch nicht bekommen. „Irgendwie scheint es schon zur Gewohnheit zu werden, dass kirchliche Nachrichten immer schlechte Nachrichten sein müssen. Die Frage ist ja, wie glaubwürdig wir überhaupt noch sind?“ Die Austrittszahlen schnellen nach Angaben des Dechanten in die Höhe. „Umso mehr freue ich mich über jeden einzelnen, der der Kirche vor Ort eine Chance gibt.“
Dass mit den Gutachten in den Bistümern die Opfer mehr in den Blick kommen und zum anderen die Täter ausfindig gemacht und - wo möglich - bestraft würden, sei „vollkommen richtig“.
„Das steht bei uns an oberster Stelle“
Ursula Bensch vom Pfarreirat St. Paulus der fusionierten Hervester Gemeinden kündigte am Freitag auf unsere Anfrage an, dass sich ihr Vorstands-Gremium am Abend eingehend mit der Thematik beschäftigen wolle. „Das steht bei uns an oberster Stelle“, sagte sie. Für die ehrenamtlich in der Gemeinde Tätigen werde es immer schwieriger, Kirche von unten neu aufzubauen und Argumente zu finden, um junge Menschen für die katholische Kirche zu begeistern.
Für Kai Kaczikowski, Pastoralreferent in der Pfarrgemeinde St. Paulus und auch als Stadtjugend- und Schulseelsorger im Einsatz, sind die neuesten Enthüllungen „eine Katastrophe. Ich hatte aber ehrlich gesagt schon damit gerechnet“, gibt er zu. Er fordert eine lückenlose Aufklärung aller Vorwürfe und vor allem Transparenz und Mut zur Wahrheit. „Ich erwarte vom Papst, dass er jetzt ehrlich ist“, so der Jugendreferent. Die Aufarbeitung in den einzelnen Bistümern müsse indes weitergehen.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.

Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.

Mag gute Storys mit Tiefgang und Feingefühl, hasst rote Autos und WLAN-Störungen, findet dass Katzenstreu öfter im Angebot sein könnte