
Das steckt hinter der Benefiz-Aktion für die Dorstener Werkstatt
Nach dem Großbrand
Eine Brandkatstrophe hat sie zusammengeführt. Jetzt wollen sie den Beschäftigten der Dorstener Werkstatt, die durch ein Großfeuer zum Teil zerstört wurde, helfen. Mit einem Benefiztag.
Kay (32) hat das Down Syndrom. Er arbeitet seit drei Jahren in der Dorstener Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Wulfen. Als dort am 15. Oktober zur Mittagszeit das Feuer ausbrach, wurde er mit den übrigen 270 Beschäftigten schnell in Sicherheit gebracht. Körperlich blieb Kay unversehrt, doch das Erlebnis hat Spuren hinterlassen.

Bei dem Feuer am 15. Oktober wurde ein großer Teil der Dorstener Werkstatt zerstört. © Robert Wojtasik
Beschäftigte haben ihre Struktur verloren
„Er hat nicht nur seine Arbeit vorübergehend verloren“, erklärt seine Schwester Bea, „sondern auch seine Freunde, die er regelmäßig in der Wertkstatt sieht, und seine Tagesstruktur“. Und dann ist da ja noch der geliebte Schalke-Rucksack, der in dem Tumult an jenem Montag verschwand. „Das hat ihn umgehauen. Er war plötzlich völlig emotionslos.“
Da stand für Bea Bierwirth (27) aus Gelsenkirchen fest: Ihrem Bruder und all den anderen Menschen mit ganz unterschiedlichen Handicaps muss geholfen werden, denn „viele von ihnen sind seitdem traumatisiert“.
Ihr Spendenaufruf bei Facebook hat in den letzten Tagen eine neue Dimension bekommen. Denn nun soll es am 2. Dezember auf dem Poco-Parkplatz an der Marler Straße eine Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Beschäftigten geben. Denn Bea Bierwirth hat Unterstützung bekommen: von Kays Gruppenleiter Daniel Tyburski, von Eventmanager Peter Günther aus Rhade und von Kati Warmbier, deren Mann mit dem Löschzug Dorf Hervest Brandwache an der Dorstener Werkstatt hielt und der ihr von „vielen emotionalen Momenten“ berichtete, weil Beschäftigte und deren Angehörige das Unglück sehr mitgenommen hat.

Bea Bierwirth, Daniel Tyburski und Kati Warmbier haben sich am Mittwoch erstmals auf dem Dorstener Marktplatz getroffen. Sie wollen den Beschäftigten der in Teilen abgebrannten Dorstener Werkstatt helfen.
Benefiztag auf dem Poco-Parkplatz
Nun glühen seit Wochenbeginn die Drähte, werden Pläne geschmiedet und Kontakte geknüpft. Getroffen haben sich Bea, Daniel und Kati am Mittwoch zum ersten Mal auf dem Dorstener Marktplatz. Und berichteten von ersten Erfolgen bei der Organisation. Die Genehmigung für den Poco-Parkplatz liegt vor, die ersten Preise für eine große Tombola sind zugesichert. Die Feuerwehr kommt mit einem Löschwagen, damit sich Beschäftigte und Angehörige bedanken können. „Das ist ihnen sehr wichtig“, sagt Daniel Tyburski.
Der Erlös soll „schöne Momente“ bescheren
Viele Firmen und mehrere Künstler wurde angeschrieben und um Unterstützung gebeten, damit der Benefiztag ein Erfolg wird. Mit dem Erlös sollen den Beschäftigten „ein paar schöne Momente“ beschert werden, zum Beispiel Ausflüge. Das freut auch die Diakonie des Kirchenkreises Recklinghausen, die die Dorstener Werkstatt betreibt: „Alle betroffenen Beschäftigten können ab 5. November in einer anderen Werkstatt arbeiten“, sagt Sprecher Michael Wiese. „Wann sie wieder nach Wulfen können, ist ungewiss. Aber die Spendenaktion ist ein tolles Zeichen.“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
