
© Robert Wojtasik
Abgebrannte Behinderten-Werkstatt stellt Wohnstätten vor Herausforderung
Dorstener Werkstatt
Bis zu 240 Menschen mit Behinderungen arbeiteten täglich in der Dorstener Werkstatt der Diakonie. Nach dem Großbrand müssen sie nun vorerst zu Hause bleiben.
Auch am Tag danach ist die Ursache für das Feuer, das am Montag die Dorstener Werkstatt für Menschen mit Behinderungen weitgehend zerstört hat, nicht geklärt. Die Brandermittler konnten laut Polizeiangaben das Gebäude nur eingeschränkt betreten. „Vereinzelt brannten am Vormittag immer noch Glutnester“, sagte Polizeisprecher Michael Franz. „Ein Brandsachverständiger wird sich die Sache in den nächsten Tagen noch mal anschauen.“
Die Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen prüft nun, welche Gebäudeteile noch nutzbar sind. „Das Fördergruppen-Gebäude ist zum Beispiel nicht vom Brand betroffen“, sagte Diakonie-Sprecher Michael Wiese. „Wir gucken auch nach geeigneten Räumen in erreichbarer Umgebung und ob wir Leute vorübergehend in andere Werkstätten eingliedern können.“ Die Stadt Dorsten sicherte der Diakonie ihre Unterstützung zu.

Das Luftbild von Dienstagmorgen zeigt die Folgen des Brands. Der Montagebereich ist komplett zerstört. © Guido Bludau
Neben der Werkstatt in Wulfen betreibt die Diakonie auch Werkstätten in Recklinghausen, Marl, Herten, Waltrop und Datteln. Man prüfe alle Möglichkeiten, um die Arbeit so schnell wie möglich wieder aufzunehmen, so Michael Wiese. Bis spätestens Freitag (19. Oktober) will die Diakonie die in Dorsten Beschäftigten informieren, wie es weitergeht. Bis dahin sollen sie zu Hause bleiben.
Personalschlüssel darauf ausgelegt, dass Bewohner tagsüber arbeiten
Für die örtlichen Wohnstätten ist das keine einfache Situation. „Das Problem ist, dass die Personalschlüssel darauf ausgelegt sind, dass die Bewohner tagsüber arbeiten“, sagt Elke Gertdenken, Prokuristin der Lebenshilfe Dorsten. Allein in den von der Lebenshilfe betriebenen Einrichtungen, Haus der Lebenshilfe und Villa Keller, sind mehr als 40 Personen betroffen. Die Betreuung sei sichergestellt, betont Gertdenken. „Wir haben Betreuer, die einspringen, das wird jetzt gerade alles organisiert.“
Die Wohnstätte der AWO an der Pestalozzistraße verfügt über eine angegliederte Einrichtung, in der Menschen untergebracht sind, die nicht arbeiten. Sie gehen dort tagesstrukturierenden Tätigkeiten nach. „Da können wir immer auch übergangsweise Menschen mit aufnehmen“, sagt Oliver Mau, Referent der AWO-Geschäftsführung. Der Eingang sei zwar separat, aber trotzdem trockenen Fußes zu erreichen.
Die Betroffenen haben großen Redebedarf
Die Betroffenen selbst reagieren unterschiedlich auf den Brand. „Natürlich besteht ein großer Redebedarf“, berichtet die Leiterin der Villa Keller, Petra Neuhaus. „Aber eigentlich sind die meisten Bewohner relativ gefasst.“ Einige haben in dem Feuer persönliche Gegenstände wie Handy und Ausweis verloren. „Darüber diskutieren wir, dass die Wiederbeschaffung mit etwas Zeitaufwand verbunden ist, aber alles ersetzbar ist“, so Neuhaus. „Das Wichtigste ist ohnehin, dass alle unversehrt geblieben sind.“
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
