„Das ist der Wahnsinn“ Sohn von Wölfin Gloria reißt 71 Tiere in drei Wochen

Sohn von Wölfin Gloria reißt 71 Tiere in drei Wochen
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Was Nutztierrisse betrifft, ist es im Wolfsgebiet Schermbeck um das Rudel von Wölfin Gloria in diesem Herbst und Winter deutlich ruhiger als in den vergangenen Jahren. „Gut für uns“, sagt Stefan Steinkühler vom Gahlener Bürgerforum, wo sich die AG Wolf intensiv mit dem Thema Wolf in der Region beschäftigt.

Warum Schäfer hier derzeit weniger Nutztierrisse verzeichnen, könnte mehrere Gründe haben: „Viele haben aufgehört. Viele Weiden werden besser eingezäunt“, sagt Steinkühler. Aber auch, dass sich das Problem verlagert hat. Was derzeit in Niedersachsen passiert, kommentiert Stefan Steinkühler mit dem Satz: „Das ist der Wahnsinn.“ Der Sohn von Wölfin Gloria und ihrem Bruder zieht nämlich derzeit durch Niedersachsen und wütet dort schlimmer als in seiner Heimat.

Erster Riss in Kirchhellen

„GW2596m“, so die offizielle Bezeichnung für den Wolf, der 2021 geboren wurde, konnte per DNA-Probe zum ersten Mal bei einem Schafsriss in Bottrop-Kirchhellen am 29. September überführt werden. Am 8. November riss er ein Schaf in Dorsten. Außerhalb des Wolfsgebiets Schermbeck tötete der Jungwolf in Lüdinghausen-Seppenrade (Kreis Coesfeld) am 29. November fünf Schafe.

Anschließend zog er nach Niedersachsen weiter. In der Gemeinde Krummhörn im Landkreis Aurich in der Region Ostfriesland riss der Sohn Glorias am 22. Dezember 21 Schafe, elf wurden dabei verletzt. Im benachbarten Emden riss er einen Tag später zwei Ziegen. An Heiligabend tötete der Jungwolf einige Kilometer weiter in Aurich zwei Schafe, eines wurde verletzt. Und noch am selben Tag riss der Wolf fünf Schafe im selben Landkreis, zwei Tiere wurden als verschollen gemeldet.

25 tote Schafe an einem Tag

Rund 80 Kilometer (Luftlinie) wanderte der Sohn Glorias anschließend nach Süden und suchte die Gemeinde Löningen im Landkreis Cloppenburg heim. Am 5. Januar 2023 riss er 16 Schafe dort. Sechs Tage später, am 11. Januar, 25 Schafe. Macht insgesamt 71 gerissene Tiere in knapp drei Wochen, 12 verletzte und drei vermisste Schafe.

Dies sind alles Fälle, die durch DNA-Analyse eindeutig dem Sohn Glorias zugeordnet werden konnten, was bekanntermaßen aus technischen Gründen nicht bei jeder DNA-Probe gelingt. Gut möglich also, dass noch weitere Nutztier-Risse auf das Konto des Wolfs gehen.

Befürchtungen eingetreten

„Es ist alles eingetreten, was wir anfangs befürchtet haben“, kommentiert Steinkühler. Immer wieder habe das Gahlener Bürgerforum darauf hingewiesen, dass Wölfin Gloria ihr Jagdverhalten an ihre Nachkommen weitergeben könnte. Gloria, die erste sesshafte Wölfin in NRW, hatte durch viele Nutztierrisse in den vergangenen Jahren maßgeblich dafür gesorgt, dass die Rückkehr des Wolfs die Menschen im Wolfsgebiet Schermbeck stärker polarisiert als anderswo.

Jorid Marlene Meya, Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums, auf Anfrage zum jetzigen Aufenthaltsort des Wolfs: „Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich nicht sagen, ob und wo sich dieses Tier niederlassen wird. Die vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass es sich um ein Tier auf Wanderschaft handelt.“

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