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Verkehrte Welt: Darum sind Fahrradwege in Dorsten grau und der Fußgängerbereich rot
Radwege in Dorsten
Wenn sich Fußgänger und Radfahrer den Bürgersteig teilen, sieht es in den meisten Städten so aus: Radweg rot, Fußgängerbereich grau. Nicht in Dorsten. Das hat historische Hintergründe.
Ist man in der Innenstadt in Dorsten zu Fuß unterwegs, sollte man aufpassen. Denn viele Bürgersteige teilen sich die Fußgänger mit den Radfahrern - und die sind auf anderen Wegen unterwegs, als man es von den meisten anderen Städten gewohnt ist. Dorstens Bürgersteige sind anders. Hier sind die Radwege grau und nicht wie so oft rot gefärbt.
Radwege in anderer Farbe
Wenn Dorstener beispielsweise am Westwall unterwegs sind, müssen sie vorsichtig sein. Auch hier ist nämlich der Fußgängerweg rot und nicht der Fahrradweg. Dieser ist stattdessen grau. Der Fußgänger muss demnach auf dem roten Teil des Weges gehen und der Radfahrer auf dem grauen Teil des Weges fahren.
Im Alltag ist aber oft genau das Gegenteil zu beobachten. Die Radfahrer nutzen den roten, vermeintlichen Radweg und die Fußgänger den grauen, eigentlichen Radweg.
Graue Farbe hat historischen Hintergrund
Aber warum ist das so? Warum hat die Stadt Dorsten einst entschieden, das Farbenspiel auf dem Bürgersteig umzudrehen? Der Grund für diese Besonderheit soll ein historischer sein. „Die Oberfläche von Gehwegen bestand in Dorsten viele Jahre aus roter Asche“, erklärt Stadtsprecher Christoph Winkel. Demnach habe eine Abgrenzung der Fahrradwege in roter Farbe aus Sicht der Stadt wenig Sinn ergeben.
Ist ungewöhnlich, kann man aber so machen, sagt Matthias Schaarwächter, Referent für Mobilität beim Allgemeinen Deutsche Fahrrad-Clubs (ADFC) in Nordrhein-Westfalen. „Mir persönlich ist keine Stadt in NRW bekannt, die es so regelt wie Dorsten. Das ist sicher eine Ausnahme“, sagt Schaarwächter. Eine gesetzliche Vorgabe, dass Radwege rot sein müssten, gebe es aber nicht.
Wenn graue Radwege, dann überall
Entscheidend sei viel mehr, dass die Stadt die getroffene Regelung konsequent umsetzt. In den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen(ERA) heißt es im Abschnitt „Baulich angelegte Radwege“: „Radwege sollen innerhalb einer Kommune nach Möglichkeit immer die gleiche Materialwahl und Farbgebung aufweisen. Dadurch wird der Wiedererkennungswert verbessert.“
Das scheint die Stadt zu beherzigen. Denn auch bei dem im vergangenen Jahr neu fertiggestellten Bürgersteig an der Bismarckstraße wurde das Bild gewahrt: Radweg grau, Fußgängerweg rot..
Rot nur bei Gefahrenstellen
Ganz ohne rote Radwege kommt aber auch Dorsten nicht aus. In gefährlichen Bereichen gibt es sie noch. „Wenn für Fahrradfahrer eine Gefährdung durch andere Verkehrsteilnehmer drohen könnte, sind sie in der Farbe rot gefasst“, sagt Stadtsprecher Winkel.
Rot sei schließlich eine Signalfarbe, die für Gefahr und Warnung stehe.
Anders als in vielen anderen Städten seien deshalb nur diese Gefahrenstellen, die zum Beispiel Übergange darstellen können, rot gekennzeichnet.
1976 in Krefeld als Sohn einer Lehrerin und eines Richters geboren. Seit über 20 Jahren wohnhaft in Münster. Beruflich in Dortmund zuhause. Verheiratet, zwei Kinder. Politisch und sportlich eher rot als schwarz-gelb. Motto: Lokaljournalismus muss auch unbequem sein.
