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Coronavirus: So haben Dorstener Busunternehmer die Krise überstanden
Busunternehmen
Rund 13 Monate ist es her, dass Busunternehmer, auch aus Dorsten, in einer großen Demo ihren Corona-Frust öffentlich machten. Die Dorstener haben die Krise ganz unterschiedlich überstanden.
Mit von der Partie waren damals auch die Dorstener Busunternehmer Thomas Hortlik, Matthias Kleimann, Ludger Kremerskothen und Verena Suden. Was ist aus ihnen geworden?
Die vier Unternehmer haben die Coronakrise ganz unterschiedlich erlebt, vor allem wegen ihrer unterschiedlichen Geschäftsmodelle. Während Suden und Kleimann als klassische Solounternehmer mit Fokus auf Klassenfahrten und Gruppenreisen plötzlich keinerlei Einkünfte mehr erzielten, konnten Kremerskothen und Hortlik ihre Verluste beim Reiseverkehr fast ganz oder zumindest teilweise durch verstärkten Linienverkehr ausgleichen.

Lukas Kremerskothen © Marita Kipinski
Ludger Kremerskothen, der kurz vor der Krise sein Unternehmen umstrukturiert hatte und sich seitdem auf Linienverkehr konzentriert, hat die geringsten Einbußen von allen zu verzeichnen. „Zwar fanden die geplanten Gruppenreisen in 2020 alle nicht statt und zwei der vier noch verbliebenen Reisebusse mussten wir verkaufen, doch konnten wir diese Verluste durch die Einnahmen aus dem Linienverkehr kompensieren“, so der Unternehmer.
Zweites Standbein rettete Thomas Hortlik
Auch Thomas Hortlik hat sich durch sein zweites Standbein, den Linienbusverkehr, über die Runden gerettet. Da aber aufgrund des Wegfalls aller Gruppenreisen und Tagesausflüge etwa 60 Prozent seines Gesamteinkommens weggebrochen sind, sah er sich gezwungen, einige seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. „Ich hoffe nun darauf, dass meine treuen Kunden und natürlich auch viele Neukunden spätestens nach den Sommerferien wieder Lust auf Tagesfahrten und Urlaubsreisen haben und die Corona-Situation sich nicht wieder dramatisch verschlechtert“, so Hortlik. Seine Busse seien, wie die der anderen Unternehmer, alle mit Luftfiltern nachgerüstet worden, sodass es in den Bussen praktisch keine Ansteckungsgefahr mehr gebe.

Thomas Hortlik © Marita Kipinski
Thomas Hortlik ist ein Kämpfer, der nicht so schnell aufgibt. Obwohl er die momentane Situation als „zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel“ erlebt, will er auf jeden Fall weitermachen. Und ein Gutes habe die Krise auch hervorgebracht, meint der Dorstener: Die Zusammenarbeit zwischen den vier Unternehmern habe sich intensiviert, gegenseitige Hilfe und Unterstützung seien selbstverständlicher geworden.
Seit März 2020 ohne Einkommen
Matthias Kleimann, der Spezialist für Klassenfahrten und Gruppen-, Jugend- und Skifreizeiten, war seit dem Abbruch seiner Skifreizeit in Österreich am 14. März 2020 ohne jegliches Einkommen. Zwar bekam er vom Staat finanzielle Unterstützung, doch die beinhaltet keinen Unternehmerlohn. Da ist es ein Glücksfall, dass er seit seiner Jugend ein großer Fan von Treckern und Mähdreschern ist und auch einen Lkw-Führerschein besitzt.

Matthias Kleimann © Marita Kipinski
Er hat also gejobbt und ist überall dort eingesprungen, wo man ihn gebraucht hat. Aber es hing auch noch das „Damoklesschwert“ in Form eines nagelneuen Busses, bestellt kurz vor Ausbruch der Coronakrise, über ihm. „Ich hatte Glück, dass die Herstellerfirma die Auslieferung um neun Monate hinauszögerte und die Volksbank für die Zeit keine Bereitstellungszinsen berechnete, aber im Dezember war die Galgenfrist vorbei und der Bus musste abgenommen werden. Er stand in der Garage und verdiente kein Geld, während die Kosten weiterliefen. Erst seit dem 15. Juni 2021 ist er im Einsatz“, schildert der Dorstener die Situatio.
Zum Glück habe Kleimann zusammen mit Hortlik im Kreis Wesel ab September 2020 eine Schulbuslinie bedienen können, was ihn vor dem kompletten Ruin gerettet habe.
Sommerfreizeit für Kinder in Österreich
Nun hofft er, dass in naher Zukunft Klassenfahrten wieder möglich sein werden und dass seine Skifreizeiten wieder stattfinden können. Den Anfang macht er mit einer Sommerfreizeit für Kinder in Österreich, die er auf jeden Fall durchführen werde, auch wenn es im Moment wegen der geringen Anmeldezahlen noch auf einen finanziellen Verlust hinauslaufen werde.

Verena Suden © Marita Kipinski
Weil Verena Suden während des Lockdowns im elterlichen Betrieb arbeiten konnte, hielten sich ihre persönlichen finanziellen Verluste in Grenzen. Gleichwohl haben Rückabwicklungen, Kostenerstattungen an Kunden und Auseinandersetzungen mit Beherbergungsbetrieben sowohl an den Nerven gezerrt als auch das Geschäftsbudget belastet.
An ihre letzte Fahrt im Oktober 2020 nach Rügen erinnert sie sich noch sehr lebhaft. Sukzessive mussten die Gäste aus Köln und Recklinghausen wegen der gestiegenen Inzidenzen in diesen Städten ausgeschlossen werden, sodass letztlich nur elf Teilnehmer aus Dortmund die Reise antreten durften. „Besonders bitter war es für die Reisenden aus Recklinghausen, denn die saßen schon im Bus als sie die Hiobsbotschaft erreichte“, so die Dorstenerin.
Verena Suden hat große Angst vor dem Herbst und einer möglichen neuen Welle, hofft aber natürlich, wie ihre Kollegen, dass sich bald wieder Normalität einstellt.