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Fälle und Tote nach Alter: Vertrauliche Zahlen veröffentlicht
Coronavirus
Erstmals gibt es im Kreis Recklinghausen Zahlen zu bestätigten Coronavirus-Infektionen und Todesfällen nach Altersgruppen. Die eigentlich internen Daten veröffentlichte ein Bürgermeister.
Von Anfang an hat das Gesundheitsamt des Kreises Recklinghausen die Anzahl der bestätigen Infektionen mit dem Coronavirus veröffentlicht. Mit der Zeit kamen Gesundete und Todesfälle dazu. Diese Daten veröffentlicht der Kreis bis heute kommunalscharf auf seiner Website, in Sozialen Netzwerken und gibt sie an die Presse weiter.
Am 1. Mai war die Kreis-Pressestelle nicht besetzt. Deshalb wurden an diesem Tag keine aktuellen Zahlen veröffentlicht. Zumindest nicht bis kurz vor 21 Uhr, denn da informierte der Castrop-Rauxeler Bürgermeister Rajko Kravanja (SPD) bei Facebook über den aktuellen Stand - und fügte seinem Post noch Grafiken mit Infos zur Verteilung der bestätigten Fälle nach Altersgruppe und bestätigte Fälle je 100.000 Einwohner hinzu.
Meiste Infektionen bei 50- bis 60-Jährigen
Demnach gab es Stand 1. Mai die meisten bestätigten Infektionen im Kreis Recklinghausen in der Altersgruppe 50 bis unter 60 Jahre (213 Fälle). Es folgen 40 bis unter 50-Jährige (176). Der Auswertung zufolge haben sich im Kreis Recklinghausen auch 25 Menschen infiziert, die jünger als 10 Jahre sind und 55, die zwischen 10 und unter 20 Jahre alt sind.
Die meisten Todesfälle im Kreis gab es in der Altersgruppe 80 bis unter 90 Jahre (12 Fälle): 70 oder unter 80 Jahre (6 Fälle), 90 und älter (5), 50 bis unter 70 (3). Von den bislang 26 im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion verstorbenen Menschen im Kreis ist demzufolge keiner jünger als 50 Jahre gewesen.
In Dorsten wird demnächst wohl ein fünfter Todesfall in der Statistik auftauchen. Denn auch Bürgermeister Tobias Stockhoff postete am Sonntag Infos bei Facebook, wonach ihn am Wochenende „von mehreren Seiten die traurige Nachricht erreicht“ habe, dass eine weitere aus Dorsten stammende und mit dem Coronavirus infizierte Person verstorben sei. „Dieser Fall wird vermutlich in der Statistik aufgrund des Wochenendes noch nicht auftauchen“, schrieb Stockhoff. Man nehme den Fall erst in die Statistik auf, wenn die schriftliche Bestätigung vorliege, heißt es vom Kreis.
Veröffentlichte Daten eigentlich vertraulich
Die vom Castrop-Rauxeler Bürgermeister veröffentlichen Daten zur Altersstruktur seien eigentlich vertraulich und für den internen Gebrauch, teilte der Kreis auf Anfrage mit. „Es gibt einen internen Lagebericht für den Krisenstab des Kreises, der deutlich über das hinausgeht, was veröffentlicht wird“, sagt Svenja Küchmeister von der Pressestelle des Kreises. Teile dieses nicht-öffentlichen Lageberichts würden auch an die Kommunen verschickt.
Das Kreisgesundheitsamt rückt weiterhin keine Daten heraus, die über die offiziellen Veröffentlichungen hinausgehen. Die Zahl der aktuell Infizierten sei inzwischen so gering, dass unter Umständen Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich wären, heißt es zur Begründung.
Pressekonferenz des Kreises zu Corona-Hotspots
Für Dienstag (5. Mai) hat der Kreis zu einer Pressekonferenz geladen. Da wird es auch um Ursachen für Häufungen in bestimmten Bereichen gehen. In Gladbeck etwa starben mehrere Personen in Altenheimen und Krankenhäusern, in Oer-Erkenschwick sorgten Ausbrüche in einer Flüchtlingsunterkunft und bei einem großen Fleischvermarkter für rapide Anstiege der Fallzahlen. In Castrop-Rauxel steht derzeit ein ganzer Häuserblock unter Quarantäne, nachdem in der vergangenen Woche bei 27 Bewohnern - vornehmlich in ärmlichen Verhältnissen lebenden Rumänen und Bulgaren - das Coronavirus nachgewiesen wurde.
Den starken Anstieg der Zahlen in Dorsten zu Beginn führt das Gesundheitsamt inzwischen auf Urlaubsrückkehrer zurück. Auch die Volksbank-Filiale in der Innenstadt sei „so ein Zentrum gewesen, das zu einer steigenden Zahl der Infizierten geführt hat“, heißt es vom Kreis. Eine Mitarbeiterin der Vereinten Volksbank in Dorsten war die erste Person im Kreis Recklinghausen, die positiv getestet wurde.
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
