Die Stabsstelle Umwelt, Klima und Bodenschutz der Stadt Dorsten gibt in einer Berichtsvorlage für den Umweltausschuss einen 40-seitigen Überblick über den aktuell bekannten Stand.
Windenergie
22 Windkraftanlagen sind in Dorsten bereits gebaut oder sind genehmigt und werden somit in den nächsten Jahren gebaut. Das sind 85,1 Megawatt Leistung beziehungsweise pro Jahr etwa 170 Gigawattstunden Ertrag.
17 weitere Windräder sind beantragt. Würden sie alle gebaut, käme man auf zusätzliche 190 Megawatt oder rund 380 Gigawattstunden im Jahr. „Dies entspräche bilanziell etwa 138 Prozent des für Dorsten ermittelten Gesamtstrombedarfes für das Jahr 2020“, so der Bericht, der von einer Realisierung der Vorhaben bis 2030 ausgeht.

Solarenergie
Stand Januar 2024 wurden in Dorsten bereits mehr als 3.500 Photovoltaikanlagen (inklusive Balkonkraftwerken) gebaut. Bruttokapazität: 62 Megawatt-Peak. Quelle ist hier das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Laut RVR, der auf bereinigte Daten der Netzbetreiber im Dezember 2022 zugriff, sollen zum Jahresende in Dorsten mehr als 2600 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 51 Megawatt-Peak in Betrieb gewesen sein, die 52 Gigawattstunden im Jahr 2022 erzeugten.
Im RVR-Vergleich lag Dorsten da unter den 53 Kommunen auf Platz 5 bei der Nutzung der Dachflächenpotenziale - unter den Kommunen ab 50.000 Einwohnern sogar auf Platz 1.
„Das Potenzial einer vollständigen bilanziellen Deckung des Strombedarfs durch Erneuerbare Energien in Dorsten ist mit den bisherigen Entwicklungen grundsätzlich zeitnah absehbar“, so der Bericht. Mit Wind und Sonne könne man bis 2030 auf 440 bis 460 Gigawattstunden pro Jahr kommen.
Wärmeplanung
Allerdings: Rund 50 Prozent des Energiebedarfs gehen für Wärme drauf, 25 Prozent in privaten Haushalten. Dabei werden zu 80 Prozent fossile Brennstoffe verwendet. Dass auf Seite der Dorstener Hausbesitzer Interesse besteht, den Energieverbrauch zu optimieren, zeigen die Onlineberatungen zum Thema Photovoltaik und Gebäudesanierung. 100 solcher Beratungen hatte die Stadt mit der Klimaagentur Rhein-Ruhr angeboten - 94 wurden bereits in Anspruch genommen.
Dorsten ist wie alle Städte gehalten, eine kommunale Wärmeplanung zu erarbeiten und muss diese bis 30. Juni 2028 vorlegen. Derzeit erfasse man Grundlagen und knüpfe Kontakte zu möglichen Kooperationspartnern, so der Bericht. Vorwiegend Konzepte für neu zu planende Bereiche oder größere Sanierungsmaßnahmen sollen entwickelt werden.
Wasserstoff
Die geplanten Wasserstoffleitungen dürften beim Thema Heizen in Haushalten zunächst kaum eine Rolle spielen. Der Wasserstoff wird zunächst für die Dekarbonisierung in Industrie und Gewerbe genutzt, die weitaus mehr benötigen, als Wasserstoffproduktionsanlagen derzeit liefern können. Auch für Lkw dürfte Wasserstoff aufgrund von Reichweitenvorteilen Vorteile im Vergleich zu elektrischen Lösungen haben.
„Wann Wasserstoff als flächendeckendes Medium und Ersatz aktuell noch benötigter Erdgas-Bezüge in bestehende (angepasste) Gasnetze für Privateigentümer eingespeist werden kann, ist aktuell offen“, so der Bericht. „Ambitionierte Zielsetzungen“ der Gasnetzbetreiber müssten konform gehen mit den Bemühungen der Energieanbieter und auch „mit dem Investitionswillen jedes Einzelnen“ beim Umbau oder Kauf wasserstoffgeeigneter Gasthermen.

Mobilität
Langfristiges Ziel ist, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs bei Kurzstrecken zu reduzieren - mit besserer Geh- und Radwegeinfrastruktur. Zur Elektromobilität finden sich mittlerweile (Stand Januar 2024) in Dorsten an 29 Standorten 77 öffentliche Ladepunkte.
In Dorsten sind Stand Mitte 2023 derzeit 1.098 reine E-Kfz und 815 mit Plug-In-Hybridantrieb unterwegs. Bezogen auf die Gesamtanzahl zugelassener Pkw hält Dorsten im Kreis Recklinghausen mit 4,1 Prozent sogar die Spitzenposition.
Treibhausgasbilanz
Der RVR erstellt zentral seit 2020 die Energie- und Treibhausgasbilanzen für seine 53 Kommunen. Allerdings: Aktuell liegt nur die Bilanz für die Jahre 2012 bis 2020 vor. Derzeit sei man noch in der Datenakquise für die Jahre 2021 und 2022. Eine Bilanz für diese beiden Jahre soll Ende 2024 vorliegen.