Update von 20.9.: Die auch in Dorsten tätige Jazz-Veranstaltungsagentur „Public Jazz“ von Susanne Pohlen und Bernd Zimmermann hatte sich gegenüber unserer Redaktion über mangelnde Wertschätzung und Unterstützung ihrer Arbeit seitens der Stadt beklagt. Die Stadtverwaltung hat nun Stellung dazu bezogen.
„Die Expertise und das Engagement von Susanne Pohlen und Bernd Zimmermann genießen in Fachkreisen sicherlich die höchste Wertschätzung und man darf wohl auch feststellen, dass es nicht leicht ist, in dieser musikalischen Nische ein wirtschaftliches Auskommen zu finden – insbesondere dann nicht, wenn die aktuell aus Steuergeldern finanzierte Kulturförderprogramme auslaufen“, heißt es in der Stellungnahme zunächst.
Gleichwohl sei die Behauptung sachlich falsch, „die Stadt“ habe die Agentur „Public Jazz“ nicht unterstützt.
„Das von Frau Pohlen und Herr Zimmermann ausdrücklich von den „Vorwürfen“ ausgenommene soziokulturelle Zentrum „Das Leo“ ist eine städtische Einrichtung und wird durch die Stadt Dorsten finanziert“, heißt es seitens der Stadt: „Das Team hat der Agentur vor Ort nahezu alle organisatorischen Dinge von Bühnenaufbau über Plakatierung bis Pressearbeit abgenommen (teils natürlich nicht unentgeltlich) und während der Konzerte den Thekendienst gestellt.“
Gebühren seien auf das Mindestmaß beschränkt und müssten von allen kommerziellen Kulturanbietern bezahlt werden.
„Ob darüber hinaus eine geldliche Subventionierung aus der Dorstener Stadtkasse angemessen und sinnvoll ist bzw. durch den über die Stadtgrenzen hinausreichenden Werbeeffekt für Dorsten als „Jazz-Standort“ zu rechtfertigen ist, sei dahingestellt“, so die Stellungnahme: „Dabei ist sicherlich im Sinne der Gleichbehandlung zu beachten, dass kommerzielle Kulturangebote in Dorsten grundsätzlich keine Zuschüsse und keine kostenfreien Räume erhalten.“
Die Stadt Dorsten versuche als Flächenstadt neben dem städtischen Kulturprogramm insbesondere die ehrenamtliche Kulturszene in der Stadt Dorsten gemeinsam mit starken Partnern wie den beiden Volksbanken und der Sparkasse sowie durch das Bürgerbudget und den Verein Dorsten Dank(t) Dir zu unterstützen: „Wenn drei Viertel der Konzertbesucher von Public Jazz nicht aus Dorsten stammen und ein Gelsenkirchener Unternehmen einen Zuschuss von der Stadt Dorsten zulasten der sonstigen Angebote einfordert, führt das sicherlich zu vergleichbaren Anfragen anderer kommerzieller Kulturanbieter in der Stadt Dorsten.
Ursprungstext: Rund 40 hochrangige Konzerte haben sie im Rahmen ihrer revierweiten „Fine-Art-Jazz“-Reihe seit 2015 in Dorsten veranstaltet, darunter sogar ein Festival im Gemeinschaftshaus Wulfen. Haben Dorsten in diesem Jahr mit zwei Konzerten erstmalig auf die Landkarte ihres Städte übergreifenden „New Colours“-Festivals geholt und vor ein paar Jahren dafür gesorgt, dass die Lippestadt mit einem Exklusiv-Konzert des norwegischen Trompeten-Stars Nils Peter Molvaer Standort des renommierten „Münsterland-Festivals“ gewesen ist.
Doch wertgeschätzt fühlen sich die beiden Gelsenkirchener Susanne Pohlen und Bernd Zimmermann von der Agentur „Public Jazz“ von der Kulturverwaltung in Dorsten nicht. Ganz im Gegenteil. „Bis auf eine dreistellige Einmal-Zahlung haben wir in den acht Jahren keine offizielle Unterstützung seitens der Stadt bekommen“, geben sie ihrer Enttäuschung Ausdruck.
Betonen dabei aber, dass sie das Team vom Hervester Begegnungszentrum „Das Leo“, in dem sie fast alle ihre Konzerte mit bis zu 120 Zuhörern veranstalten, ausdrücklich von ihrer Kritik ausnehmen. „Wie uns Jacky Möller und Christian Joswig organisatorisch unterstützen, ist wirklich toll.“

Aber: Finanziell könnte die Stadtverwaltung ihnen bei ihrem kulturellen Engagement durchaus mehr entgegenkommen, meinen die beiden Veranstalter. „In Dorsten müssen wir Geld bezahlen, um Plakate aufhängen zu können, hier müssen wir Miete für die Räumlichkeiten entrichten, hier verlangt die Stadtagentur eine Vorverkaufsgebühr von den Ticket-Käufern - das ist in den Nachbarstädten ganz anders“, sagen die beiden.
Internationales Programm
„Dabei sorgen wir mit unserem internationalen Programm dafür, dass Dorsten bei den Jazzfans im Ruhrgebiet und darüber hinaus bekannt ist.“ Drei Viertel des Jazz-Publikums im Leo komme aus Städten außerhalb von Dorsten. Zwar tritt die Sparkasse Vest als Sponsorin in Erscheinung, doch wünschen sich Susanne Pohlen und Bernd Zimmermann auch städtische Unterstützung in Form von finanziellen Zuschüssen. Ein gemeinnütziger Förderverein für ihre Jazz-Reihe existiere immerhin.
Das Nach-Corona-Zuschussprogramm „Neustart Kultur“ laufe aus, weswegen ohne mehr Unterstützung die Konzertreihe in Dosten auf der Kippe steht. Den angekündigten Jazz-Abend mit der deutschen Vorzeige-Jazz-Rock- und World-Music-Band „Jin Jim“ am 14. Oktober (Samstag) im „Leo“ wollen sie noch veranstalten. „Doch wir überlegen stark, ob wir uns danach aus Dorsten zurückziehen.“
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