
Die Projekt-Beiträge der Dorstener Montessori-Realschüler sind in einem bemerkenswerten Buch veröffentlicht worden. © privat
Montessorischüler aus Dorsten setzen der Baukultur ein ungewöhnliches Denkmal
Projekt im Kunstunterricht
Ein besonderes Unterrichtsprojekt der Montessori-Realschule in Dorsten ist jetzt in einem Buch veröffentlicht worden. Architektur-Experten sind beeindruckt von den eigenwilligen Arbeiten.
Ein Wolkenkratzer aus Holz und natürlichen Materialen. Ausschließlich Single-Wohnungen hat er. Und keinen Aufzug. So stellt sich Paul die Architektur der Zukunft vor. Cim hingegen hat seinem riesigen Glasturm, der vielleicht in einem Park stehen könnte, den Namen „Der tränende Tänzer“ gegeben - weil sein Entwurf „Fröhlichkeit und Traurigkeit vereint“.
In Johannas Gedanken hat die Freiheitsstatue in New York plötzlich eine ganz andere Formsprache. Und sie ist lila. Jaron hingegen hat eine spiralförmige Skulptur entworfen, an der Basis wie eine Mondlandschaft modelliert. „Wenn man von dort nach oben schaut, soll man sich schwerelos fühlen.“
Paul und Cim, Johanna und Jaron gehören zu den Neunt- und Zehnklässlern an der Montessori-Realschule in Dorsten, die sich im zweiten Schulhalbjahr 2021/2022 im Kunstunterricht mit Architektur, mit Baugestalt befasst haben. Das außergewöhnliche Projekt ist jetzt in Kooperation mit der Baukultur NRW in einem hochwertigen 90-seitigen Buch zusammengefasst worden. „Students built buildings“ heißt es und ist nach Überzeugung von Schulleiterin Susanne Schulte ein Beleg dafür, dass eine lebenswerte Zukunft auch davon abhängt, was wir unseren Kindern zutrauen. „Neben den unglaublich vielfältigen und kreativen Gestaltungsansätzen sind es vor allem die tiefgreifenden Gedanken und Worte der Schülerinnen und Schüler, die mich berühren.“
Externe Experten halfen bei der Buchgestaltung
Das nun frisch gedruckte Buch ist in Zusammenarbeit mit außerschulischen Experten entstanden. Der Dorstener Fotograf Moritz Brilo hat jedes Objekt einzeln in Szene gesetzt. Jonas Wansing, ebenfalls gebürtiger Dorstener und Designmanager beim weltweit agierenden Stuhl-Hersteller Thonet, hat das jeweilige Modell und die dazu gehörende Textfassung in einen grafischen Dialog gebracht. Die Übersetzung der Schüler-Gedanken ins Englische übernahm der ehemalige St.-Ursula-Lehrer Hans-Jörg Modlmayr.
Das Buch wurde zu Wochenbeginn bei einer Veranstaltung von Baukultur NRW in Düsseldorf erstmals öffentlich vorgestellt. Auch beim Baukulturkongress „Building Bildung“ am 17./18. November in Gelsenkirchen wird es eine Rolle spielen. Da das Buch bewusst zweisprachig angelegt ist, kann es danach gleich auf europäische Reise gehen.

Ein Beitrag aus dem Buch der Montessorischüler zur Baukultur - entstanden im Kunstunterricht der Neun- und Zehntklässler. © privat
Für Peter Köddermann, Geschäftsführer von Baukultur NRW, wäre das ein logischer Schritt. Was „Architektur fühlen“ bedeuten kann, zeige die Leichtigkeit der Beiträge dieses Buches, schreibt er merklich beeindruckt im Vorwort. „Wenn zukünftig das Bauen zu einer positiv besetzten, zukunftsgewandten Kulturleistung reifen soll, bedeutet dies nicht das Bauen, sondern die Befassung mit dem Gebauten zu stärken.“
Baukultur NRW hat einige Exemplare des Buches gekauft, weitere gibt es in der Schule zum Preis von 15 Euro.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
