Wenn das Gute zu viel wird Spannende Ausstellung in Dorsten mit einem großen Aber

Wenn das Gute zu viel wird: Spannende Ausstellung mit einem großen Aber
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Wärme ist im Grunde genommen gut und schön. Auch Verpackungsmaterial ist eigentlich sinnvoll und praktisch. Doch Claudia Schnitzler und Kirsten Radermacher schicken diesen Aussagen sogleich ein dickes „Aber!“ hinterher. Wenn nämlich zu viel Wärme in große Hitze übergeht. Wenn nämlich zu viel Verpackung große Haufen von Müll erzeugt. „Das ist dann gar nicht mehr gut und sinnvoll, sondern ganz im Gegenteil.“

Auf höchst unterschiedliche Art und stilistische Umgangsweise legen die beiden bildenden Künstlerinnen in ihrer Gemeinschaftsausstellung, die am Freitag (7. März) um 19 Uhr in der Galerie „franz*“ (Lippestraße 5) in Dorsten eröffnet wird, unter dem pointierten Titel „aber“ diese Ambivalenz von Dingen und Zuständen in unserem Alltagsumfeld offen. Und legen damit bei gleich zwei aktuellen gesellschaftlichen Fragen ihre Finger in die Wunde.

Blick in die Ausstellungsräumlichkeiten des "franz*"
Blick in die Ausstellungsräumlichkeiten des "franz*" in der Lippestraße. © Privat

Kirsten Radermacher beschäftigt sich in ihren fotografischen Arbeiten mit Licht und Wärme. Sie greift Szenarien auf, in denen ein Übermaß an Strahlung ganz ohne Aberglaube zum Thema wird, schlägt den Bogen zu den klimatischen Veränderungen in der heutigen Zeit. Ihre Bilder korrespondieren mit anderen Materialien, kommen optisch und haptisch so ganz ungewohnt zur Geltung.

„Ich gehe damit an die Grenzen der Fotografie“, sagt die Künstlerin aus Wuppertal. Körperteile, die in abstrakte Landschaften übergehen. Lichtinstallationen mit Infrarotbildern. Übereinadergeschichtete Bilderboxen. Dazu spezielle Filmbeschichtungen, -belichtungen und Himmels-Fotografien, die dank Hitzezufuhr Blasen werfen und damit eine verstörende Einzigartigkeit bekommen. Aberwitzig ideenreich das alles.

Die Dorstener Künstlerin Claudia Schnitzler beschäftigt sich indes in ihren Installationen mit dem Einsatz von Rohstoffen und stellt damit den verantwortungsvollen Umgang begrenzter Ressourcen in den Mittelpunkt.

Mitten im Raum hängt eine Skulptur aus Plastik von der Decke, erschaffen aus den Schutzfolien, die drei neu gekaufte Matratzen umhüllten: Aberdutzende Quadratmeter Müll.

Und an den Wänden Objekte, geformt aus handelsüblichen Apfelsinen-, Kartoffel- oder Zwiebelnetzen, aus Papierbahnen und Paketverschnürungen. „Ein Wahnsinns-Abfall und das für den einmaligen Gebrauch“, erklärt sie.

Mit der konsumkritischen Doppel-Werkschau, die freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr besichtigt werden kann und mit einem Künstlerinnen-Gespräch am 29. März (Samstag) ab 12 Uhr endet, hat der Kunstverein „Virtuell-Visuell“ abermals ein Projekt zum Weltfrauentag ins Leben gerufen. Drei Jahre ist es her, dass mit der Werkschau „Was bedeutet es, eine Frau zu sein?“ die allererste Ausstellung überhaupt in diesen Räumen ins Leben gerufen worden war.

Künstlerinnen-Netzwerk

Auch die Ausstellung „aber“, die mit einer „Handpan“-Darbietung des Musikers „pan-bastardo“ eröffnet wird, hat einen betont „Frauen-kulturellen“ Hintergrund, aber: ohne offizieller Bestandteil der in diesem Jahr wiederbelebten „Dorstener Frauenkulturtage“ zu sein.

Denn kennengelernt haben sich Claudia Schnitzler und Kirsten Radermacher als Aktive im „GEDOK-Verband“, dem ältesten und europaweit größten Netzwerk für Künstlerinnen der Disziplinen Bildende Kunst, Art-Design, Literatur, Musik und Darstellende Kunst.

„Da haben wir festgestellt, dass unsere kreativen Herangehensweisen gut zueinanderpassen“, sagt Claudia Schnitzler. Ohne Wenn und Aber.