Andrea Uhländer (54) will Kindern helfen Lese- und Sprachverständnis immer schwächer

Andrea Uhländer (54) will Kindern die Angst am Lesen nehmen
Lesezeit

Etwas nervös ist sie schon, gibt Andrea Uhländer (54) zu. Sie will Kindern helfen. Kindern, die nicht richtig lesen und schreiben können – denn davon gibt es immer mehr. „Es bringt mir sehr viel, Kindern etwas zu geben“, sagt sie. Am Montag (7. November) hatte sie ihre erste Mentorenstunde.

„Wir stellen seit den vergangenen zwei Jahren verstärkt fest, dass immer mehr Mädchen und Jungen immer weniger Leseverständnis zeigen und zum Lesebuch greifen“, sagt Rita Schmäing, Schulleiterin der Don-Bosco-Grundschule in Lembeck. „Das führt leider zu großen Schwierigkeiten beim Lesen, beim Textverständnis und beim Beherrschen der deutschen Sprache.“

Daher möchte die Grundschule künftig mit dem Verein „Mentor - Die Leselernhelfer Niederrhein“ zusammenarbeiten. Einen ersten Mentor hat die Schule in Andrea Uhländer gefunden. Aber die Schule sucht weitere engagierte Mentoren, die Schülern ab der zweiten Klasse Lesekompetenz vermitteln möchten.

Hinter dem Verein „Mentor“ verbergen sich gut 300 Ehrenamtler, die fast 400 Kinder an 38 Grundschulen in der Umgebung fördern. Ein Mentor arbeitet einmal die Woche mit einem Kind á 45 Minuten in der Schule zusammen. „Und das mindestens ein Jahr lang,“ sagt der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Ernst-Georg Lohöfener.

Uhländer fand den Weg zu „Mentor“ über den Philosophen Richard David Precht. „Er ist mein Vorbild.“ Precht ist Schirmherr des Bundesverbandes. Die 54-Jährige will „Kindern die Angst nehmen, zu lesen, und ihnen vermitteln, dass Lesen Spaß macht“.

Ernst-Georg Lohöfener, Rita Schmäing, Andrea Uhländer und Thomas Matzke (Vorsitzender des Vereins "Mentor - Die Leselernhelfer Niederrhein") stehen vor einer Tafel in der Don-Bosco-Grundschule in Lembeck.
Ernst-Georg Lohöfener, Rita Schmäing, Andrea Uhländer und Thomas Matzke (Vorsitzender des Vereins „Mentor - Die Leselernhelfer Niederrhein") wollen das Lese- und Textverständnis von Kindern verbessern. © Niklas Berkel

Oberstes Prinzip der Ehrenamtler: „Mit viel Geduld, Spaß, Abwechslung und Humor versuchen, eine entspannte und vertrauensvolle Lernatmosphäre zu schaffen“, sagt Lohöfener. „Lesen soll den Kindern Spaß machen. Sie sollen Lust darauf bekommen.“

Umfassendes Problem

Die Arbeit der Mentoren für die Schulen ist wichtig, sagt Schulleiterin Schmäing. „Der Bedarf von Kindern mit Lese- und Sprachdefiziten ist nach der Corona-Pandemie noch größer geworden.“ Ein Problem, mit dem die Don-Bosco-Grundschule nicht allein dasteht. „Auch an den weiteren Grundschulen in Dorsten ergibt sich ein ähnliches Bild“, sagt Lohöfener. Derzeit ist „Mentor“ an der Pestalozzischule und der St. Agathaschule tätig.

Lohöfener untermauert diese Beobachtung: „Schon vor Corona konnten rund 20 Prozent der Schüler nicht richtig lesen. Der häufige Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunterricht und zuletzt massiver Unterrichtsausfall haben diese Situation weiter verschlimmert.“ Deshalb sucht der Verein weitere engagierte Mentoren, die Schülern ab der zweiten Klasse Lesekompetenz vermitteln möchten.

Wer sich ehrenamtlich als Mentor engagieren möchte, kann sich an den Stadtkoordinator Ernst-Georg Lohöfener wenden (Tel. 02362-26684, E-Mail: ernst-georg.lohoefener@unitybox.de). Informationen gibt es auf der Internetseite des Vereins (mentor-niederrhein.de).

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