
© Stefan Diebäcker
An einer Allee in Dorsten werden 100 Bäume sterben
Baumsterben
An einer Allee in Dorsten steht ein massives Baumsterben bevor. Die Signale sind eindeutig „In einigen Jahren sind die Bäume tot“, sagt ein Fachmann. Dabei sind sie erst wenige Jahre alt.
Der erste Eindruck trügt. Die Bäume haben eine schöne Krone und ein „sattes“ Blätterwerk. Doch wer genau hinsieht, merkt schnell: Irgendetwas stimmt mit den Bäumen nicht. Die Rinde ist teilweise abgesprungen, die Stämme haben Risse.
Mit Wassermangel hat das nichts zu tun, meint Franz-Josef Gövert. Er spricht stattdessen u.a. von „unzureichender Sorgfalt bei der Bodenvorbereitung“.
Die Fürst-Leopold-Allee in Hervest. Vor etwa vier Jahren wurden an der Straße, die mitten durch das ehemalige Zechengelände führt, junge Ahornbäume gepflanzt. Franz-Josef Gövert schätzt, dass „etwa 100 Bäume“ nicht mehr zu retten sind. „Das sieht aus wie Frostriss, aber Frost hatten wir in den letzten Jahren kaum.“
Gövert (67) ist Diplom-Ingenieur für Landespflege und war bei der Stadt Münster 42 Jahre lang der Experte für Stadtbäume. Für das langsame Sterben der jungen Ahornbäume, das nicht mehr zu verhindern sei, macht er unterschiedliche Faktoren verantwortlich.

Schleichender Tod: Fast 100 Jungbäume an der Fürst-Leopold-Allee weisen solche irreparablen Risse in den Stämmen auf. © Stefan Diebäcker
Zum Beispiel: „Der Boden auf der alten Industriebrache hätte tiefer ausgeschachtet und der neue Boden mit Substrat angereichert werden müssen“, meint der Hervester. „Auch eine Schutzfarbe auf den jungen Stämmen hätte helfen können.“
Gövert, am Sonntag erstmals für die CDU in den Stadtrat gewählt, ist zudem überzeugt, dass Ahornbäume an dieser Stelle ohnehin eher ungeeignet seien. „Feldahorn oder amerikanische Eiche sind robuster.“ Die gibt es zum Beispiel an der Glück-Auf- und der Wasserstraße und stehen schon „ewig“.
An der Fürst-Leopold-Allee wird das anders sein. „Die Bäume werden allmählich absterben, das ist nicht zu verhindern“, weiß der Fachmann. Deshalb sei es wichtig, schon jetzt zu handeln, die Bäume aus der Erde zu holen und andere zu pflanzen. Er schätzt die Kosten „ganz grob“ auf etwa 50.000 Euro. Ob die Stadt sie übernehmen müsste, kann er nicht bewerten.
Norbert Holz, Sprecher der Hervest-Konferenz, will das „Baumsterben auf Raten“ in der nächsten Hervestkonferenz am 23. September zum Thema machen, gehe es doch alle Bewohner des Ortsteils an. „Alleen sind für das Stadtbild hervorragend“, meint er. Und für die Klimatisierung sind sie auch wertvoll.
- Die 35. Hervestkonferenz findet am 23. September (Mittwoch) von 17 bis 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef statt.
- Zu entscheiden hat die Konferenz über Anträge zu Förderungen aus dem Bürgerbudget.
- Weitere Themen sind Baumpflanzungen im Ortsteil und der Brunnen am Brunnenplatz, das Heimathaus im Dorf Hervest, die Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs sowie eine Geschichtstafel an der ehemaligen Zechenbahnbrücke.
- Aufgrund der Corona-Beschränkungen ist eine Anmeldung per E-Mail unbedingt erforderlich (n.holz46@web.de).
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
