Meist sind sie nur wenige Sekunden lang. Doch die Videos zeigen das, was viele Kinder und Jugendliche sowie deren Angehörige seit Mittwoch (22.11.) beschäftigt: die Amokdrohung an der Neuen Schule Dorsten. Schwer bewaffnete Polizisten hatten daraufhin die Klassenräume durchsucht, gesichert und die Schülerinnen und Schüler hinaus geführt.
Seit einigen Tagen kursieren auf der Social-Media-Plattform TikTok mehrere Videos, die eben das Geschehen in der Schule dokumentieren (Stand 26.11.). Augenscheinlich angefertigt von Schülerinnen oder Schülern. In den Kommentaren unter den Videos berichten zudem mehrere Nutzerinnen und Nutzer von ihren Erlebnissen.
Um keine ungewollten Emotionen hervorzurufen, verzichten wir darauf, die Videos in diesen Artikel einzubetten. Die Schulpsychologen der Neuen Schule bieten Hilfe im Umgang mit der Amokdrohung an.
Schüler kommt beim WDR zu Wort
„nicetoknow“, das TikTok-Nachrichtenformat des WDR, lässt Maurice, einen Schüler der sechsten Klasse zu Wort kommen. Er sagt: „Das war schon sehr beängstigend, weil man wusste jetzt natürlich nicht, ob jemand in die Klasse reinkommt und vielleicht mit einer Waffe auf uns zielt. Es haben in unserer Klasse auch ein paar Kinder geweint.“
Einige Tage alt ist mittlerweile das Video von „KIKI Do You Love me“. In kurzen Schnittbildern ist zu sehen, wie Polizisten das Schulgebäude durchsuchen. Zunächst öffnet ein schwer bewaffneter und vermummter Polizist mit dem Gewehr im Anschlag langsam und ruhig die Tür eines Klassenzimmers. Danach nimmt dieser sein Gewehr wieder hoch, um weniger bedrohlich zu wirken.

Das nächste Schnittbild scheint in einem anderen Raum entstanden zu sein - gefilmt aus den hinteren Reihen. Das Licht ist aus, als Spezialkräfte die Tür öffnen. Ein Polizist, ebenfalls schwer bewaffnet, leuchtet den Raum kurz aus. Dann ist die Szene wieder vorbei.
Fotos aus dem Inneren der Turnhalle
Ein weiteres Standbild gibt einen Eindruck zur Situation in der Turnhalle. Klassenweise haben die Polizisten die Schülerinnen und Schüler dorthin geführt, ehe sie zum Sammelpunkt am Treffpunkt Altstadt gefahren worden sind. Einige Kinder und Jugendliche sitzen auf Turnhallenbänken, andere stehen in der Halle. Mehrere Polizisten gehen durch die Halle zur Tür.
Zwei kurze Wörter unter diesem Video reichen, um zu verstehen, wie „KIKI Do You Love me“ die Amokdrohung in Erinnerung behalten wird. Und zwar als „schlimmster Tag“.
„War schlimm“, schreibt auch „Julyana“ zu ihrem Video und fügt „#angst“ hinzu. In knapp über einer Minute werden weitere Eindrücke aus dem Gebäude gezeigt. Zum Beispiel eine Klassenzimmertür, die mit einem Tisch und mehreren Stühlen so verbarrikadiert worden ist, dass sich die Klinke nicht mehr herunterdrücken lässt.
Spezialkräfte gehen durch die Räume
Oder mehrere Szenen, in denen Spezialkräfte die Räume betreten. Gefilmt worden ist auch der Hubschrauber, der mehrere Stunden über dem Schulgelände kreiste. Auf weiteren eingeblendeten Fotos und Videoclips werden Schülerinnen und Schüler zur Turnhalle geführt.
Teils mit normalem Gang, teils mit erhobenen Händen. In der Halle scheinen die Polizisten das weitere Vorgehen erklärt zu haben. Denn zahlreiche wartende Kinder und Jugendliche haben ihren Kopf in eine Richtung gedreht.
„Der aller echte“ überschreibt sein Video damit, dass alle unter Schock gestanden hätten. Er zeigt Fotos und Videoclips in denen die Schülerinnen und Schüler auf dem Boden an den Wänden sitzen oder durch die Fenster das Treiben auf dem Schulhof beobachten. „Ich war so froh, dass ich heute krank war. Geht es euch gut?“, steht in einem Kommentar. Die kurze Antwort: „Ja.“
In den Kommentaren unter den Videos finden sich jedoch auch einige Falschmeldungen und Gerüchte. So zum Beispiel unter dem Beitrag von „Justin von Brosch“. Mehrere Nutzer schreiben, dass ein Schüler einen anderen Schüler erschossen habe. Die Abschlussmeldung der Polizei vom Mittwochabend hat allerdings deutlich gemacht: Niemand ist zu Schaden gekommen.
Andreas Lesch, Pressesprecher der Polizei Recklinghausen, warnt davor, Videos solcher Einsätze online zu veröffentlichen. „Jeder sollte sich hinterfragen, ob das sinnvoll ist“, sagt er.
Dringen solche Inhalte während eines Einsatzes nach außen, könnte das für Panik sorgen, Angst schüren oder falsche Schlüsse über Situation zulassen. Zudem könnten Betroffene nochmals belastet werden, wenn sie im Nachgang nochmal mit möglicherweise traumatischen Inhalten konfrontiert werden.
Auch aus polizeilicher Sicht könne eine Veröffentlichung problematisch werden. Die Polizei habe keinerlei Interesse daran, dass durch Social-Media-Videos Einsatztaktiken bekannt werden, so Lesch.
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