Nach Amokalarm an der Neuen Schule Dorsten Tobias Stockhoff: „Man stellt fest, dass Gewalt zugenommen hat“

Stockhoff nach Amokalarm: „Gewalt hat zugenommen“
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Ruhig war es am Tag nach dem Amokalarm an der Neuen Schule Dorsten. Der Unterricht für Donnerstag (23.11.) war abgesagt worden. Ab mittags standen Schulpsychologen für Gespräche mit Jugendlichen und Eltern bereit. Eine entsprechende Meldung veröffentlichte die Schule noch am Mittwochabend (22.11.).

Erst am Montag (27.11.) soll wieder etwas Normalität in den Schulalltag zurückkehren. Am Freitag findet kein regulärer Unterricht statt, Schülerinnen und Schüler sind eingeladen, sich mit den Lehrkräften auszutauschen, teilte die Schule am Donnerstagabend mit.

14-Jährige wird verdächtigt

Verursacht hat den ganzen Einsatz wohl eine 14-Jährige. Die Polizei verdächtigt das Mädchen, den Drohanruf mit einer Computer-verzerrten Stimme getätigt zu haben. Sie ist am Mittwoch vorläufig festgenommen worden.

Schwer bewaffnete Polizisten haben die Schülerinnen und Schüler aus der Neuen Schule gebracht.
Schwer bewaffnete Polizisten haben die Schülerinnen und Schüler aus der Neuen Schule gebracht. © Guido Bludau (A)

Bürgermeister Tobias Stockhoff äußerte sich in einer Pressemitteilung fassungslos: „Ich hoffe, dem Mädchen wird im Nachgang bewusst, was es mit dieser Amokdrohung für viele Mitschülerinnen und Mitschüler ausgelöst hat. Hoffentlich können die betroffenen Kinder, Jugendlichen und Lehrer die Erlebnisse mit der richtigen Begleitung gut verarbeiten.“

Drohungen und Polizeieinsätze an Dorstener Schulen waren zuletzt keine Seltenheit. Bereits in der vergangenen Woche war es wegen einer Prügelei und eines Messers zu einem doppelten Polizeieinsatz an der Neuen Schule gekommen. Zudem musste die Polizei Anfang November die Gesamtschule Wulfen wegen einer Bombendrohung räumen. Diese war per E-Mail eingegangen. An anderen Schulen in NRW gab es ähnliche Drohungen. In allen Fällen bestand aber keinerlei Gefahr.

Stockhoff sieht generelles Problem

Für Bürgermeister Tobias Stockhoff sind Mails und Anrufe dieser Art Ausdruck eines generellen Problems, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion sagt: „Nach Corona stellt man leider fest, dass Gewalt an Schulen zugenommen hat.“ Zudem habe die Konfliktfähigkeit von Schülerinnen und Schülern abgenommen.

Dies sei allerdings kein reines Dorstener Phänomen, meint Tobias Stockhoff. Das Thema Sicherheit an Schulen müsse auf Landes- und sogar auf Bundesebene besprochen werden.

Spuren hinterlassen hat der Amokalarm sicherlich auch bei den zahlreichen Beteiligten, die mitgeholfen haben, dass die Schülerinnen und Schüler wieder von ihren Familien in Empfang genommen werden konnten. Am Treffpunkt Altstadt war dafür eine Anlaufstelle eingerichtet worden.

Mit „großer Besonnenheit reagiert“

Stockhoff dankte daher allen Helferinnen und Helfern von Feuerwehr, Rettungsdienst, Notfallseelsorge, Stadt, Kreis sowie den Teams vom Treffpunkt Altstadt und Leo. Auch die Schülerinnen und Schüler sowie die Angehörigen hätten mit „großer Besonnenheit und Vertrauen reagiert“.

Der Bürgermeister selbst ist froh, dass sich die Amokdrohung nicht bewahrheitet hat: „Wir alle - und darin schließe ich besonders die Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie das Lehrerkollegium mit ein - sind zunächst froh und erleichtert, dass die Lage an der Neuen Schule letztlich zu keiner Zeit mit einer konkreten Gefahr für Schüler- und Lehrerschaft verbunden war.“

„Man läuft einfach“

Dennoch habe die Stadtspitze schnell entschieden, den Stab für außergewöhnliche Ereignisse einzuberufen, erzählt der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Redaktion. Emotional sei die Situation schwierig gewesen. Aber: „Man läuft dann einfach, weil man natürlich erstmal nicht unmittelbar betroffen ist.“

Ob das verdächtigte Mädchen die Kosten für den großen Polizeieinsatz tragen muss, ist unklar. Wie hoch diese sind und wie viele Polizisten und Spezialkräfte von SEK und MEK tatsächlich vor Ort waren, bleibt ebenfalls ungewiss. Die Polizei Münster, die den Einsatz geleitet hat, hält sich mit diesen Informationen bedeckt.

Das komplette Videointerview mit Tobias Stockhoff auf www.dorstenerzeitung.de

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