Überfallen, bewusstlos geschlagen und beinahe vergewaltigt: Was einer jungen Frau aus Dorsten vor rund sieben Monaten passiert ist, war der reinste Albtraum. Am Mittwoch ist der Täter am Essener Landgericht verurteilt worden. Die Strafe: vier Jahre und zehn Monate Gefängnis.
„Die Tat war heftig – ein Überfall“, sagte Richter Thomas Kliegel bei der Urteilsbegründung. Um gleich auch noch ein paar Worte in Richtung des Opfers hinzuzufügen: „Es ist bewundernswert, dass Sie das hier alles durchgehalten haben.“ Denn die Folgen der Tat dauern an. Die 26-Jährige ist noch immer in psychotherapeutischer Behandlung, um den Überfall zu verarbeiten. Auch ihre Beziehung ist in Mitleidenschaft gezogen worden.
Mund und Nase zugehalten
Es war die Nacht auf den 5. Juni des letzten Jahres. Die Dorstenerin war auf der „Prisma-Revival-Party“ auf dem Fürst-Leopold-Gelände, wollte sich anschließend auf einem nahen Supermarkt-Parkplatz mit ihrem Freund treffen. Die beiden haben gerade telefoniert, als das Drama seinen Lauf nahm.
Die 26-Jährige wurde von hinten mit voller Wucht gegen den Kopf geschlagen, ging benommen zu Boden. Als sie wieder zu sich kam, hielt ihr der Täter Mund und Nase zu. Sie verlor kurz das Bewusstsein, wachte wieder auf, wurde erneut ohnmächtig geschlagen.
Lange Narbe am Unterarm
Als ihr Freund am Parkplatz auftauchte, hatte der Täter sie untenherum schon entkleidet. Auch seine eigene Hose hatte er bereits heruntergezogen. „Es war klar, was da passieren sollte“, so Richter Kliegel. Der Freund sei gerade noch rechtzeitig aufgetaucht, um noch Schlimmeres zu verhindern.
Der Angeklagte, ein polnischer Lkw-Fahrer, der das Wochenende in Dorsten verbringen musste, hatte damals sofort die Flucht ergriffen und sich unter einem Eisenbahn-Waggon versteckt. Dort war er vom Partner des Opfers aber noch einmal gestellt und mit einer abgebrochenen Flasche auch verletzt worden. An seinem Unterarm hat er seitdem eine lange Narbe. Trotzdem hatte er am Ende fliehen können.
„Das war gute Polizeiarbeit“
Die Polizei hatte damals mit einem Phantombild nach dem Täter gefahndet und nach einem Hinweis eines anderen Disko-Gastes auch alle Speditionen „abgeklappert“. Bis es einen Treffer gab. „Das war gute Polizeiarbeit“, so Kliegel.
Man hatte zwar die DNA des Täters, die Dorstenerin hatte ihn in ihrer Verzweiflung gekratzt und dessen Hautpartikel unter den Fingernägeln. Doch der 37-Jährige war in keiner Datei gespeichert. Er war weder in Polen noch in Deutschland vorbestraft. Auch der Ehering, den er am Tatort verloren hatte, hatte die Ermittler zunächst nicht weitergebracht.
Im Prozess hatte der Angeklagte die Tat gestanden. Dabei hatte er gesagt: „Ich habe das alles wie im Traum vor mir.“
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